EIngangsschild vorm Spital.
Das AUVA-Traumazentrum in Wien-Brigittenau, bekannt als Lorenz-Böhler-Spital, sorgt weiterhin für Debatten.
APA/HELMUT FOHRINGER

Wien – Im Zuge der Schließung des Traumazentrums in Wien-Brigittenau, besser bekannt als Lorenz-Böhler-Spital, hat sich die zuständige Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) am Sonntag gegen Behauptungen des Betriebsrats gewehrt, wonach die baulichen Mängel des Spitals bereits seit 50 Jahren bekannt seien und die AUVA diese bewusst ignoriert habe. "Die AUVA weist diese Behauptungen auf das Schärfste zurück", hieß es in einer Stellungnahme.

"Im Rahmen der Planungsarbeiten für eine Generalsanierung des Gebäudes in Zusammenhang mit der Kooperation mit den Elisabethinen bzw. dem Franziskusspital wurde von der Behörde eine Bestandserhebung gefordert", erklärte die AUVA in einer Aussendung. Bei der damit einhergehenden stichprobenartigen Überprüfung des Brandschutzes im Sommer 2023 sei dann erneut durch einen Brandschutz-Sachverständigen festgestellt worden, "dass der Feuerwiderstand der Klasse F30 entsprach", also 30 Minuten Zeit bis zum Zusammenbruch des Gebäudes bleiben würden.

"Erst eine weitere – auf Aufforderung und in Abstimmung mit der Behörde – durchgeführte umfassende Bestandsanalyse des gesamten Gebäudes im Jänner und Februar 2024 brachte erstmals den massiv mangelhaften Brandschutz zutage", erklärte die AUVA. "Die dabei festgestellten Mängel waren bis zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt."

Betriebsrat: "AUVA hat den Missstand bewusst ignoriert"

Heinz Brenner, stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrats im Lorenz-Böhler-Spital, hatte zuletzt in den Raum gestellt, dass die Mängel "bereits seit 50 Jahren bekannt" seien. "Die AUVA hat den Missstand bewusst ignoriert und damit Patientinnen und Patienten gefährdet", kritisierte Brenner in Richtung des Spitalsmanagement.

Brenner legte auf APA-Nachfrage am Nachmittag nach. Er habe die Unterlagen auch einem Experten zur Prüfung gegeben, der auf diesen Umstand hingewiesen habe. "Die AUVA ging immer von F30 aus, das war damals schon für Spitäler nicht zulässig. Wie man den Unterlagen entnehmen kann, wurde die AUVA z. B. 1988, 2002, 2011 und zuletzt 2021 auf die Notwendigkeit von F90 von der Behörde hingewiesen", so der Betriebsrat. "Ich glaube, es ist an der Zeit, dass hier die Behörden tätig werden, um die Verantwortung der Direktion zu überprüfen." Die AUVA habe hier bewusst Patientinnen und Patienten sowie das Personal gefährdet, so sein Tenor.

Übergangslösung

Die aufgekommenen Baumängel führten vor wenigen Wochen zur Entscheidung zur Schließung des Spitals. Als Übergangslösungen kommen laut derzeitigem Stand entweder ein Containerspital bzw. ein Bauwerk in Modulbauweise in unmittelbarer Nähe oder die brandschutztechnische Ertüchtigung des aktuellen Standorts in der Donaueschingenstraße in Frage.

Nach der Absiedelung des Spitals sollen OPs Standorte wie im AUVA-Traumazentrum in Wien-Meidling, dem AKH und einem weiteren Spital stattfinden. Dabei soll auch ein privates Wiener Spital "einen gewissen Teil geplanter OPs, in einem gewissen Zeitraum übernehmen", hatte es zuletzt geheißen. (APA, 17.3.2024)