Bald ist es wieder so weit – die Schokohasen landen im Osternest. Doch der Preis für das süße Gold wird teurer. Der Grund dafür ist der steigende Weltmarktpreis für die Hauptzutat Kakao. Dieser wächst am besten in tropischen Regenwäldern. Die globale Produktion ist stark konzentriert, mehr als 65 Prozent der weltweiten Ernte stammt aus den westafrikanischen Staaten Côte d'Ivoire und Ghana. Weitere Großproduzenten sind Ecuador, Kamerun und Indonesien.

Der Handel mit Kakao ist derzeit stark unter Druck. Der Weltmarktpreis für Rohkakao schwankt immer wieder, der aktuelle Preisanstieg ist aber so drastisch wie noch nie. Erst im vergangenen Jahr stieg er um das Dreifache an. Der US-Future für eine Tonne Rohkakao zur Lieferung im Mai liegt aktuell bei rund 7.880 US-Dollar – ein Rekordhoch.

Schokoosterhasen aus rosaroter Ruby-Schokolade in einer Schokoladen Manufaktur.
Der Preis für Rohkakao stieg stark an. Zuletzt gab es in den 1960ern eine ähnlich gravierende Lage: Das Angebotsdefizit herrscht nun über vier aufeinanderfolgende Jahre.
Christian Fischer

Grund ist eine Angebotsknappheit. Aktuell prognostiziert die Internationale Kakao Organisation (ICCO) einen Rückgang von elf Prozent im globalen Kakaoangebot im Vergleich zur Vorsaison – die Kakaosaison geht von Oktober bis September. Ursache für die Angebotsknappheit seien strukturelle Probleme: alte, weniger ertragreiche Bäume, Krankheiten, Auswirkungen der Klimakrise und (nicht) rentable Ab-Hof-Preise. In letzter Zeit bereiten vor allem Extremwetterereignisse Sorgen: Längere Dürreperioden, Starkregen und Überflutungen sorgen für geringere Erträge oder gar vollständig zerstörte Ernten. Wie es um die aktuelle Zwischenernte steht, wird sich im April zeigen. Viele Branchenexperten sind befürchten Schlimmes. Der Wiener Chocolatier Andreas Heindl hofft derzeit noch auf einen guten Ertrag, das würde für Entspannung am Weltmarkt sorgen.

Heindl ist sich sicher, "dass Spekulanten Kakao aufkaufen und in Lagerhäusern lassen" und dadurch der Kakaopreis in die Höhe getrieben wird. Laut dem aktuellen ICCO-Bericht zur Marktsituation ist dem aber nicht so: Die Lagerbestände in Europa hätten sich um acht Prozent reduziert, wenn man September 2023 mit dem Vorjahresmonat vergleicht. Das verschärft die Sorge um die derzeitige Kakaoversorgung weiter.

Vergangene Woche kündigten große Kakaoplantagen aus Westafrika an, die Verarbeitung zu beschränken oder einzustellen, weil die Bohnen für sie nicht mehr leistbar sind. Für Schokoladenhersteller sind diese Verarbeitungsschritte aber notwendig, sie können mit dem Rohkakao allein nichts anfangen.

Schokoladenhersteller reagieren unterschiedlich auf die angespannte Situation. Barry Callebaut, der weltweit größte Kakaoverarbeiter, kündigte an, rund ein Fünftel der Jobs zu streichen. Schuld sind neben ineffizienten Strukturen im Unternehmen selbst auch die hohen Kakaopreise. Andere wählen Preissteigerungen: Der Schweizer Hersteller Lindt & Sprüngli plant weitere Erhöhungen, Hershey und Nestlé schließen Preiserhöhungen ebenfalls nicht aus.

Negative Folgen auch für Produzenten

Der steigende Weltmarktpreis ist aber – entgegen dem Hausverstand – nicht vorteilhaft für die Bauern. Viele konventionelle Kakaobauern stehen vor großen Herausforderungen, immerhin müssen sie "langfristige Verträge einhalten, die die aktuellen Preissteigerungen nicht abdecken", sagt Hartwig Kirner von Fairtrade Österreich.

Problematisch sind oft die Bedingungen, unter denen Kakao angebaut wird. Um Anbauflächen für die Monokulturen zu schaffen, werden Waldflächen gerodet und damit die Umwelt zerstört. Die Abhängigkeit vom Kakao ist hoch: Im Exportland Nummer eins, Côte d'Ivoire, arbeitet jeder Dritte im Kakaoanbau. Doch die Löhne sind extrem niedrig – mehr als die Hälfte aller Kleinbäuerinnen und Kleinbauern lebt unter der absoluten Armutsgrenze von 1,90 US-Dollar pro Tag. Kinderarbeit ist auch ein großes Thema: Schätzungen zufolge arbeiten allein in Côte d'Ivoire und Ghana rund 1,56 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen.

Wer dennoch nicht auf den Schoko-Osterhasen verzichten möchte, für den könnte sich ein Blick auf die diesjährigen Osterhasentests von Gault & Millau und Global 2000 in Kooperation mit Südwind lohnen: Gewinner ist der Bio-Vegan-Osterhase von Spar Veggie, er überzeugt sowohl geschmacklich als auch in Bezug auf soziale und ökologische Kriterien. (Sarah Kirchgatterer, 18.3.2024)