Die Mehrheit der Gläubigerinnen und Gläubiger der Signa Prime und der Signa Development hat am Montag den Sanierungsplänen für die wichtigsten Töchter der Immobiliengruppe zugestimmt, ein Konkurs ist daher vorerst einmal vom Tisch. Erhard Grossnigg, der seit Ende des Vorjahres im Vorstand beider Gesellschaften als Sanierungsexperte tätig ist und ein enger Vertrauter von Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner ist, ist mit der Entscheidung "grundsätzlich zufrieden", wie er in einem Orf-Interview sagte, das am Dienstag im Ö1-"Frühjournal" gesendet wurde.

Video: Signa-Prime-Gläubiger nehmen Sanierungsplan und Treuhandlösung an.
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Nicht "ganz zufrieden" sei er, weil es die "tolle Firma mit ihren tollen Mitarbeitern verdient hätte" weiterzubestehen. Der Fortbetrieb ist nun aber ja ausgeschlossen, weil die Treuhänder das gesamte Vermögen verwerten müssen. Die Forderungen der Gläubiger seien nun also bedient, "die Eigentümer haben ihr Vermögen abgegeben", jetzt werde man abwickeln, so der 77-jährige Unternehmer.

Signa-Sanierungsvorstand Erhard Grossnigg
Signa-Sanierungsvorstand Erhard Grossnigg vor Beginn einer ersten Gläubigerversammlung im Jänner.
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Auf die Frage, wie man das auch für die Abwicklung nötige Geld aufstellen werde, meinte er, dass man dafür nun Immobilien verkaufen müsse, was bei der derzeitigen Lage auf den Immobilienmärkten "nicht sehr einfach sein wird". Die Republik Österreich hat gegen den Sanierungsplan gestimmt, wie der Präsident der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, am Montag bekanntgab. Unter anderem mit dem Argument, dass die angekündigte Quote von 30 Prozent nur ein Versprechen sei und nicht fix. Grossnigg meinte dazu, diese Quote zu liefern sei "der Plan", und räumte ein, dass besonders Gewerbeimmobilien in Deutschland unter Druck seien – genau dort hat die Signa aber ihren Kernmarkt. Zudem seien die Mieter KaDeWe und Galeria in Insolvenz, was Probleme mit den Mieteinnahmen bedeute. Die Ausgangssituation sei daher "nicht günstig", aber man werde das schaffen, so Grossnigg in dem Gespräch.

Bei der Wiederbelebung der KaDeWe Group, zu der neben dem Berliner Luxus-Kaufhaus auch die Galeria, das Alsterhaus in Hamburg oder der Oberpollinger in München gehören, soll nun offenbar ein weiterer Sanierungsexperte helfen. Josef Schultheis übernehme den Vorsitz der Geschäftsführung und sei ab sofort Chief Restructuring Officer, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Der bisherige Chef Michael Peterseim verlasse das Unternehmen.

Insolvenz träfe reiche Gläubiger

Gefragt nach einem etwaigen Beitrag von Signa-Gründer René Benko meinte er, "davon hab' ich nix gehört", Benko sei auch nicht in die Erstellung der Sanierungspläne eingebunden gewesen. Er, Grossnigg, habe Benko nur "ein Mal zwei Minuten gesehen".

Dass man dringend Geld braucht und der Zeitdruck groß ist, gestand Grossnigg zu. Insgesamt seien 60 Gesellschaften in Insolvenzverfahren, die müsse man binnen drei Monaten aus diesen Verfahren "rausholen", und daher sei man auf der Suche nach Geld. (Zur Einordnung: In Deutschland gibt es ein vorläufiges Insolvenzverfahren, das danach in eine Regelinsolvenz mündet.) Grossnigg, der sich nach der für April einberufenen Hauptversammlung zurückziehen wird ("Ich werde das nicht machen. Sie kennen meine Geburtsurkunde", meinte er zur Fragestellerin), zeigte sich aber optimistisch, er denke, "das wird sich machen lassen". Und wenn nicht? Dann folge die Insolvenz – aber die Gläubiger seien "lauter reiche Leute", wie er tröstete. (Renate Graber, 19.3.2024)