Der Tourismus floriert wieder. Von gut 151 Millionen Nächtigungen im Vorjahr ist die Rede, fast so vielen wie im Rekordjahr 2019, also vor der Pandemie. Auch die Wintersaison dürfte zufriedenstellend verlaufen. Die Nachfrage, sie ist da, betonte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) am Dienstag. Wie wichtig der Tourismus für Österreich ist, zeigen die Zahlen: Rund 6,2 Prozent trug die Branche im Jahr 2022 zur gesamten Wirtschaftsleistung bei – macht in Zahlen immerhin knapp 28 Milliarden Euro. Heuer könnte dieser Kuchen noch wachsen.

Touristen in der Wiener Innenstadt
Hilfe, wir sind voll. Dieses Gefühl stellt sich offenbar in so manchen Regionen bei einer immer größer werdenden Zahl an Einheimischen ein.
APA/TANJA UNGERBÖCK

Auch die Beschäftigtenzahlen steigen. 225.000 Personen waren 2022 in der Branche tätig. Was zu den bekannten Problemen geführt hat: Die Nachfrage nach Arbeitskräften übertraf die Zahl jener, die in den Betrieben arbeiten wollten. Personal zu finden sei eine Herausforderung, erinnert Kocher. Der Wirtschaftsminister will wie berichtet die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte über die Rot-Weiß-Rot-Karte erleichtern. 2023 seien tausend RWR-Karten im Tourismus vergeben worden. Mehr sind es nur in der Warenproduktion.

Geht es nach Kocher, könnten es heuer doppelt so viele werden. Helfen soll dabei, die Bearbeitungsdauer beim Arbeitsmarktservice (AMS) binnen Jahresfrist zu halbieren. Dazu sollen einheitliche Regeln für die Anerkennung von absolvierten Ausbildungen in Drittstaaten mittels eines sogenannten Pre-Check-Registers Hürden abbauen helfen. Auch bei den Saisonnierkontigenten wird an Schrauben gedreht. Erst kürzlich wurde das Saisonkontingent im Tourismus im Rahmen der Saisonkontingentverordnung 2024 auf 4.295 Personen erhöht.

Beschäftigte aus dem Ausland

Derzeit sind österreichweit 4.300 Personen über diese Kontingente hierzulande beschäftigt. Zu Spitzenzeiten wie etwa Ende Februar können diese Beschränkungen um bis zu 50 Prozent übertroffen werden. Ende Februar waren etwa 5.070 Kräfte unter diesem Titel beschäftigt. Auch Vertriebene aus der Ukraine seien stark in der Branche vertreten, sagt der Wirtschaftsminister. Was er auch betont: Der häufigste Weg in die Tourismusbetriebe sei der über die klassische Lehre.

"Tourismus und Freizeitwirtschaft tragen derzeit zur Stabilisierung des Konsums bei", sagt der Minister – wohlüberlegt überleitend zu Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Die ÖVP-Politikerin trug am Dienstag die Ergebnisse der neuesten Erhebung in Sachen Akzeptanz bei der Bevölkerung vor. Sie soll künftig von der Statistik Austria neben den Nächtigungszahlen regelmäßig erhoben werden.

Akzeptanz sinkt

Kraus-Winkler schickt ihre Interpretation des sogenannten Tourismusakzeptanz-Indikators voraus: Die Bevölkerung weiß den Tourismus zu schätzen. Tatsächlich ist der Indikator mit 75 von 100 Punkten recht hoch. Alleine, die Kurve ist absteigend, wenn auch nur leicht. 2020, als der Indikator erstmals erhoben wurde, und im folgenden Jahr war die Zustimmung mit 78 Punkten höher. 2022 ging es dann um zwei Punkte bergab, im Vorjahr um einen weiteren Punkt. Man dürfe diesen "leicht rückläufigen Trend nicht unterschätzen", räumt Kraus-Winkler ein. Was auf der Negativseite verbucht werde, seien Belastungen für die Umwelt, Beeinträchtigung des Sicherheitsempfinden, Identitätsverlust – und nicht zuletzt das Thema Überfüllung.

Nun will man versuchen, die die Anforderungen, Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung, der Betriebe und der Gäste besser unter einen Hut zu bringen. Die regionale Erarbeitung von Konzepten gegen "Unbalanced Tourism in Regionen" soll zunächst mit 500.000 Euro (aus dem Tourismusbudget) gefördert werden. Am Mittwoch startet ein neuer Fördercall. Bis zu 50.000 Euro (maximal 80 Prozent der Projektkosten) sind etwa für Tourismusverbände für einzelne Projekte abzuholen. Sie alle sollen darauf abzielen, für mehr Verständnis zu werben. Aber auch konkrete Lösungen sollen herauskommen. Ob Eintrittsgebühren für Tagestouristen dazugehören oder eine Bettenobergrenze, solche Entscheidungen müssen wohl die Tourismusverantwortlichen vor Ort treffen. (Regina Bruckner, 19.3.2024)