Polizistin vor Auto
Die Polizei vermutet, dass es weitere Opfer geben könnte, die aus Scham noch keine Anzeige erstattet haben.
APA/EVA MANHART

Wien/Eisenstadt/Linz – Die Polizei hat eine Raubserie geklärt, bei der Ende 2023 die männlichen Opfer reihenweise betäubt wurden. Über eine Datingplattform wurde der Kontakt zu den Männern im Alter von 56 bis 85 Jahren hergestellt. Bei einem Treffen wurden Betäubungsmittel in das Getränk gemischt. Zwei Frauen und ein Mann aus Ungarn sind in Haft. Eine weitere Frau soll bei einem Fall dabei gewesen sein. Zehn Delikte wurden der Gruppe bisher zugeordnet. Der Schaden beträgt insgesamt 90.000 Euro.

Die Opfer wurden über die einschlägige Online-Dating-Seiten kontaktiert. Die Tätergruppe erstellte dafür Profile mit Fotos von fremden Frauen. Wenn sich ein Mann meldete, wurden Telefonnummern ausgetauscht. Die Opfer erhielten ungarische Telefonnummern, die nicht mehr rückverfolgt werden können. Danach wurde ein Treffen in der Wohnung bzw. im Haus der Männer vereinbart.

Tresor aus der Wand gerissen

Wenn die Opfer abgelenkt waren oder auf die Toilette gingen, wurde von den Frauen das mitgebrachte Betäubungsmittel in das Getränk gemischt. Das Pulver, bestehend aus Benzodiazepin, Clonazepam Metabolit und 7-Aminoclonazepam, wurde in Saft, Wein oder Bier aufgelöst. Nach etwa einer Stunde – je nach körperlicher Konstitution – fielen die Männer in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Wenn die Opfer betäubt waren, holten die Frauen ihre Komplizen, die währenddessen vor der Tür gewartet hatten.

Sobald die Opfer betäubt waren, rissen die Tatverdächtigen alles an sich, "was nicht niet- und nagelfest war", sagte Armin Kuric, stellvertretender Leiter der Außenstelle Nord in Wiener Landeskriminalamt, am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien. Schmuck, Geld, Uhren nahmen die mutmaßlichen Täter mit, einmal wurde sogar ein Tresor aus der Wand gerissen. Bei einem Coup erbeuteten die Verdächtigen Wertsachen in der Höhe von 33.500 Euro.

Weitere Opfer vermutet

Die ungarische Tätergruppe war Mitte September bis Ende Oktober 2023 aktiv. Im Dezember 2023 wurde eine 43-Jährige, die von einem Opfer erkannt wurde, in Wien festgenommen. Sie zeigte sich umfangreich geständig. Kurz vor Weihnachten konnten dann die anderen Verdächtigen in einer Wohnung in Linz verhaftet werden. Damit wurde die Raubserie, "durch akribische Kleinstarbeit aufgeklärt", sagte Kuric. Neben der Außenstelle Nord im LKA Wien waren auch das Bundeskriminalamt, die Kriminaldirektion Budapest, die LKAs Oberösterreich, Kärnten sowie Burgenland an den Ermittlungen beteiligt.

Die Polizei vermutet, dass es weitere Opfer geben könnte, die aus Scham noch keine Anzeige erstattet haben. Kuric appellierte an diese, sich bei der Polizei zu melden, denn nur eine Anzeige würde zum Erfolg führen. "Wir wollen ihnen sagen, dass sie sich nicht schämen sollen. Es kann jedem passieren", so Kuric. (APA, 20.3.2024)