Die Produktionsleistung des Bauunternehmens stieg auf knapp 6,6 Milliarden Euro (Symbolbild).
APA/HARALD SCHNEIDER

Wien – Der heimische Baukonzern Porr hat seine Gewinne im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 weiter ausgebaut. Unter dem Strich blieben 95 Millionen Euro – das waren um 15 Prozent mehr als im Jahr davor, wie das Unternehmen am Donnerstag bekanntgab. Die Produktionsleistung stieg um fast sechs Prozent auf knapp 6,6 Milliarden Euro, der Umsatz um 4,5 Prozent auf rund 6,1 Milliarden Euro. Die grüne Transformation und die Energiewende lieferten positive Impulse, insbesondere im Tief- und Infrastrukturbau.

Mit der genannten Umsatzsteigerung habe das Bauunternehmen den Materialaufwand gegenüber dem Vorjahr um 5,8 Prozent verringern und die im Zuge der Inflation gestiegenen Personal- und Subunternehmerkosten "erfolgreich managen können".

Herausforderndes Jahr für Bauwirtschaft

Von der derzeitigen Flaute im Wohnbau ist die Porr weniger betroffen, da sie laut Eigenangaben nur zu etwa zehn Prozent in diesem Bereich tätig ist. "In Österreich leidet der Wohnbau vor allem in Ein- und Zweifamilienhausbau – das trifft natürlich das Gewerbe schwer", betonte Konzernchef Karl-Heinz Strauss in der Bilanzpressekonferenz. Die Porr sei in diesem Segment nicht tätig – "eher im gemeinnützigen großvolumigen Wohnbau". "Wir kalkulieren derzeit so viel wie nie – wir haben heuer schon erste Aufträge für Wohnbau von Gemeinnützigen bekommen", berichtete der Konzernchef. Die Urbanisierung erfordere in den Städten viel an Wohnungen. Bei der Knappheit sähen Wirtschaftsforscher "für 2025 bereits eine Trendwende", glaubt der CEO an eine absehbare Entspannung der Situation.

2023 sei für die Bauwirtschaft ein enorm spannendes und gleichzeitig herausforderndes Jahr gewesen. Auf der einen Seite hätten positive Impulse in der Umwelt- und Energiepolitik das Baugeschehen dominiert. Auf der anderen Seite habe die Branche besagten Rückgang im Wohnbau zu spüren bekommen, der aber bei der Porr mit zuletzt rund acht Prozent des Auftragsbestands untergeordnet sei.

Ausdrücklich begrüßt hat Strauss das nunmehr geschnürte Wohnbaupaket der Regierung, vor allem die klare Widmungsverwendung für die Gelder. Die mit 1,5 Prozent gedeckelten Zinssätze auf vier Jahre für Kredite im Zuge der Neubauförderung sähe er allerdings gerne auf 20 oder 25 Jahre ausgedehnt. "Wohnbaupaket ja, richtige Maßnahmen ja, kann umgesetzt werden – vorbehaltlich die Bürokratie in den Bundesländern macht das jetzt mit", vermerkte der Porr-Chef. Das insgesamt 2,2 Milliarden Euro schwere Wohnbaupaket wurde am Mittwoch in großen Teilen im Nationalrat beschlossen und beinhaltet eine Milliarde Euro zur Förderung des gemeinnützigen Wohnbaus. Die Verteilung der Gelder nach Bundesländern erfolgt nach Einwohnerstärke.

Brennerbasistunnel, Flughafen Wien-Schwechat

Zu den größten Neuaufträgen zähle das Baulos H53 des Brennerbasistunnels, das den Konzernangaben zufolge "größte Baulos in der Geschichte Österreichs" mit einem Gesamtauftragswert von knapp einer Milliarden Euro, das gemeinsam mit einem Arge-Partner durchgeführt werde. Im Bereich Infrastruktur habe die Porr wichtige Projekte im Zusammenhang mit der Energietransformation gewonnen, etwa das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee in Oberösterreich oder die Untertunnelung der Elbe für die leistungsstarke Windstromleitung Suedlink in Deutschland.

Auch im übrigen Hochbau, etwa aus Gesundheits-, Industrie- und Gewerbebau, sowie im öffentlichen Hochbau seien positive Impulse gekommen. Zu den Gesundheitsprojekten zählt etwa das onkologische Spital in Wrocław und die Pommersche Medizinische Universität Szczecin in Polen. Daneben spiele auch der Industriebau eine wesentliche Rolle im Auftragseingang, hier habe die Porr unter anderem den Zuschlag für die Erweiterung des Flughafens Wien-Schwechat bekommen.

Positive Impulse in Umwelt- und Energiepolitik

In den Porr-"Heimmärkten" Polen, Rumänien und Deutschland sei die Produktionsleistung sogar zweistellig gewachsen. Mehr als die Hälfte davon stammte dabei den Konzernangaben zufolge aus dem Tiefbau. Der Löwenanteil der Produktionsleistung in Höhe von 45,1 Prozent sei in Österreich erwirtschaftet worden.

Insgesamt vergrößerte sich der Orderpolster im abgelaufenen Jahr um drei Prozent auf rund 8,5 Milliarden Euro. Der Auftragseingang erhöhte sich um 2,7 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro.

Dividende soll um 25 Prozent angehoben werden

Der Gewinn je Aktie (EPS) legte um gut 34 Prozent von 1,65 auf 2,21 Euro kräftig zu. Die Dividende soll nun um 25 Prozent von 0,6 auf 0,75 Euro je Anteilsschein deutlich angehoben werden.

Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erzielte die Porr 2023 einen Gewinn (Ebitda) von 344,3 Millionen Euro, ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Jahr davor. Vor Zinsen und Steuern waren es (Ebit) 140,3 Millionen Euro (plus fast 17 Prozent). Der Gewinn vor Steuern (EBT) stieg von 110 auf 130,7 Millionen Euro um 18,8 Prozent. Die EBT-Marge gemessen an der Produktionsleistung wuchs den Angaben zufolge auf 2,0 Prozent, die Ebit-Marge gemessen am Umsatz auf 2,3 Prozent.

Vorsichtiger Ausblick

Die Eigenkapitalquote habe sich zum Stichtag 31. Dezember 2023 um 1,5 Prozentpunkte auf 20,8 Prozent verbessert. Durch die frühzeitige Refinanzierung des Hybrid- und Genussrechtskapitals sei die Eigenkapitalquote nachhaltig abgesichert, so die Porr. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen seien erfolgreich abgebaut und das Working Capital ebenso reduziert worden. Der Konzern verfüge nach wie vor über "einen komfortablen Liquiditätspolster". Die Liquiditätsreserven hätten per Ende 2023 rund 1,04 Milliarden Euro erreicht. Die Net-Cash-Position habe zum Jahresende 40,1 Millionen Euro betragen.

Angesichts gut gefüllter Auftragsbücher erwartet das Management für 2024 "trotz eines volatilen Umfelds" eine moderate Leistungssteigerung sowie einer Erhöhung des Betriebsergebnisses. Die Einschätzung des weiteren Geschäftsverlaufs orientiere sich an den aktuellen Zielen in den einzelnen Bereichen sowie an den Chancen und Risiken, die sich in den jeweiligen Märkten ergeben. Jegliche Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung sei mit Prognoserisiken behaftet. Sollte sich die geopolitische Situation verschärfen, könnte dies negative Auswirkungen auf die Porr und ihre Geschäftstätigkeit haben. (APA, 21.3.2024)