Der Großvater des Journalisten Bernt Koschuh, Friedrich Polte, war SS-Obersturmbannführer. Jahrzehntelang wurde über die Verantwortung und den Verbleib von Polte in der Familie geschwiegen. Ein Trauma, an dem auch die Enkelgeneration noch leidet. Die nun auf Betreiben von Familienmitgliedern erfolgte Spurensuche Koschuhs ist am Samstag als Ö1-Hörbild zu hören. Hingerichtet und verschwiegen erzählt von einem Mann, der früh mit Rassenideologien infiltriert wurde und im Nationalsozialismus fix eine "Glaubensbewegung" zu erkennen meinte.

Entlang von Briefen und Dokumenten erschreckt vor allem eines: dass ein Mensch und "lieber Vati" vollkommen nüchtern einer genozidalen Ideologie anhing. In acht kurzen Kapiteln folgt die Sendung dem vierfachen Vater von Niedersachsen über Wien, wo er SD-Geheimdienst-Chef war, nach Belgrad, Berlin und 1946 zurück nach Jugoslawien, wo er hingerichtet wurde. Bizarr: Historiker meinen, vor einem deutschen Gericht wäre Polte damals glimpflich davongekommen. (Margarete Affenzeller, 22.3.2024)