Auf der Webseite von It-Works, eines "sozialen Unternehmens der betriebsnahen Arbeitsmarktpolitik", das Personal vermittelt, ist das Foto einer Frau mit Kopftuch zu sehen. In der Praxis wird dieses bildliche Versprechen aber nicht eingelöst – konkret im Fall des Rewe-Konzerns, zu dem unter anderem die Billa-Supermärkte gehören.

Junge Frau mit Kopftuchzeiht Schild mit dem Wortlaut
Die Benachteiligung von Kopftuchträgerinnen hat bereits zu vielen Verfahren wegen Diskriminierung geführt. Etliche davon wurden von den Frauen gewonnen.
Foto: Imago/Xavier Lorenzo

Für eine neue Billa-Corso-Filiale im gutbürgerlichen Wiener Bezirk Döbling sucht der Personalvermittler im Auftrag von Billa ab April einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin für den Feinkostverkauf für maximal 30 Stunden pro Woche und zu Kollektivvertragsbedingungen. In einer internen Mail von It-Works werden die Anforderungen an die gesuchte Person spezifiziert. "Erfahrung in der Feinkost ist nicht unbedingt notwendig, Lernbereitschaft und Lernfähigkeit jedoch auf jeden Fall", heißt es darin.

Kopftuch "leider nicht erwünscht"

Noch wichtiger jedoch – und daher im Text fett herausgestrichen – sind laut der Mail "gute Deutschkenntnisse". Und außerdem: "Leider ist das Personal mit Kopftuch in diesem Bezirk nicht erwünscht."

Dem Wien-Favoritner SPÖ-Bezirksrat Muhammed Yüksek stößt diese Feststellung, die jobsuchende Kopftuchträgerinnen von der Bewerbung ausschließt, bitter auf. Immerhin hat schon eine ganze Reihe Frauen auf Basis des Gleichbehandlungsgesetzes in Verfahren gegen Arbeitgeber gewonnen, die keine Kopftuchträgerinnen als Mitarbeiterinnen wollten. Er veröffentlichte in den sozialen Medien einen Mail-Screenshot.

"Die Vielfalt, die uns Billa immer öffentlich verkauft, scheint nichts anderes zu sein als leere Werbeslogans, zumindest in einer Billa-Corso-Filiale in Döbling", schreibt Yüksek auf X (vormals Twitter). "Alle jammern über den Fachkräftemangel, und dann schließt man Menschen mit Kopftuch bewusst aus. Absurderweise sogar in der Feinkostabteilung, wo Kopfbedeckung Pflicht ist."

Rewe: "Stellen sicher Personal mit Kopftuch ein"

Ein Rewe-Sprecher sagte auf STANDARD-Anfrage, dass dieses Vorgehen nicht der Unternehmenspolitik von Rewe entspreche. Selbstverständlich stelle man Frauen mit Kopftuch ein und sei selbst irritiert.

Bei It-Works heißt es, dass man den Vorfall zutiefst bedauere. Man betrachte Vielfalt und Antidiskriminierung als unverzichtbare Grundlage einer gesunden Unternehmenskultur. Auch stellt das Unternehmen klar, dass Billa mit der Anforderung nichts zu tun habe, diese sei aufgrund eines "internen Missverständnisses unsererseits entstanden", so das Unternehmen. (Irene Brickner, Muzayen Al-Youssef, 22.3.2024)