Gefühl- und taktvoll sang Dutzi Ijsenhower am Donnerstag über lästige Begleiterscheinungen des Alters bei Männern.
Gefühl- und taktvoll sang Dutzi Ijsenhower am Donnerstag über lästige Begleiterscheinungen des Alters bei Männern.
Tanja Schwind / ts.pictureworld

Hitzewallungen, Schweißausbrüche oder Schlafstörungen setzen Frauen in den Wechseljahren oft zu. Was wenige wissen: Auch Männer können ins Klimakterium kommen. Beschwerden wie Gewichtszunahme oder Kraftlosigkeit schleichen sich durch den sinkenden Testosteronspiegel ab der Lebensmitte langsam ein.

Wie sehr sich die sogenannte Andropause oder das partielle Androgendefizit des alternden Mannes – kurz Padam – auf die Lebensqualität auswirken kann, veranschaulichte Dragqueen Dutzi Ijsenhower am Donnerstagabend auf der Bühne des Theaters Vindobona. Bei der Veranstaltung Club Couleur hauchte die Künstlerin im transparenten Spitzenkleid ein Lied über die schwindende Jugend, die mangelnde Libido und den steigenden Fettanteil am Bauch ins Mikrofon.

Sesseltanz und Radschlag

Mit ihrer künstlerischen Hingabe für die Leiden des Älterwerdens blieb sie nicht allein. Auch Gastgeberin Grazia Patricia, die Kleinkunstprinzessin, verkündete scherzhaft ihre Vorliebe für alte Männer, vorzugsweise mit viel Geld. Auf der Suche nach einem solchen Exemplar tänzelte sie auf schwindelerregend hohen Absätzen mühelos-galant durchs Publikum. Jedoch war ihr jeder einzelne Zuseher zu knackig.

Fast nackt hingegen war die Dragqueen Metamorkid, manchen als Zweitplatzierte der Show Drag Race Germany 2023 bekannt, nach ihrer Burlesque-Darbietung. Zunächst noch in strenger Richterinnenrobe und mit schwarzen Strapsen bekleidet, lieferte sie sich ein hitziges Gefecht mit einem Sessel. Verbiegungskünste bewies die Münchner Kunstfigur Pasta Parisa, die zwischen actionreichem Radschlag und schlangenhaftem Tanz auch zu mehr Selbstliebe aufrief.

Zunächst noch in Richterrobe gehüllt, entblätterte sich Dragqueen Metamorkid bis auf die Dessous.
Zunächst noch in Richterinnenrobe gehüllt, entblätterte sich Dragqueen Metamorkid bis auf die Dessous.
Tanja Schwind / ts.pictureworld

Seit etwa drei Jahren veranstalten die Drag-Artists Grazia Patricia und Metamorkid den Club Couleur und mischen in dieser Revue Comedy, Burlesque, Tanz und Lipsync zu einer knallbunten Melange. Ebenso farbenprächtig die Garderobe: Mit Kleidern in Kanariengelb, Froschgrün oder Eisblau brachte Grazia Patricia den Regenbogen aufs Parkett, wurde dabei jedoch von Dutzi Ijsenhower übertrumpft. Diese performte ihre persönliche Coverversion von Radioheads Creep mit einer "Krone aus Gendersternchen" samt Kette aus Bällebadbällen.

Mit monatlich variierendem Programm steht jedes Mal eine Botschaft im Vordergrund. In der letzten Show wurde Kat Rohrers Liebeskomödie What a Feeling rund um die beiden Frauen Marie Theres (Caroline Peters) und Fa (Proschat Madani) ins Bewusstsein gerückt, in der auch die beiden Gastgeberinnen auftreten.

Grazia Patricia, die Kleinkunstprinzessin, überzeugte stilsicher mit farbenfrohen Outfits. Hier wurden die Moderationskarten passend zu den Handschuhen gewählt.
Grazia Patricia, die Kleinkunstprinzessin, überzeugte stilsicher mit farbenfrohen Outfits. Hier wurden die Moderationskarten passend zu den Handschuhen gewählt.
Tanja Schwind / ts.pictureworld

Der sentimentale Gesang des Schauspielers Rafael Haider, der in der Komödie als Tom zu sehen ist, drückte ein wenig auf die Stimmung, bot allerdings einen guten Kontrast zu den ekstatischen Musikeinlagen des Wiener Duos RawCat und Miss BunPun. Diese sorgten mit Textzeilen wie "Hallo, hallo im Mösenbüro. Leider erreichen sie uns außerhalb der vaginalen Geschlechtszeiten" und Beatboxeinlagen wahlweise für rhythmisches Mitnicken oder Fremdschämgänsehaut und pochten auf die sexuelle Befreiung der Frau.

RawCat - Mösenbüro
RawCat

Mit Werbebotschaften, unter anderem zu den weiteren Projekten der Kunstschaffenden und den Angeboten der Sponsoringpartner, meinte man es etwas zu gut, dennoch ist es eine stimmungsgeladene Show, die nach Wiederholung schreit. (Patricia Kornfeld, 22.3.2024)