Eine Anti-Putin-Demonstration in London.
AFP/BENJAMIN CREMEL

Warschau – Ein russischer Dichter muss nach Angaben von Bürgerrechtlern sieben Jahre ins Gefängnis, weil er die russische Invasion in der Ukraine in einem Vierzeiler kritisiert hat. Die Staatsanwaltschaft sah in dem online veröffentlichten Gedicht von Alexander Bywschew eine versteckte Morddrohung gegen Russlands Präsident Wladimir Putin und beschuldigte den Autor des "Aufrufs zum Terrorismus", wie die Bürgerrechtsgruppe OWD-Info am Donnerstag erklärte.

"Raketen schlagen in der Ukraine ein. Der Kreml hat Gewissen und Moral zurückgewiesen", hieß es in dem Gedicht, das Bywschew im März 2022 auf seiner Facebook-Seite gepostet hatte. In der letzten Zeile des Gedichts wird die Frage gestellt, weshalb es keinen russischen Stauffenberg gebe - eine Anspielung auf den deutschen Offizier Claus von Stauffenberg, der im Dritten Reich versucht hatte, Adolf Hitler zu töten.

Kritik untersagt, tausende Festnahmen

Dem Dichter werde zudem die Verbreitung von Falschinformationen über die russische Armee vorgeworfen, indem er ein Foto eines in Trümmern liegenden ukrainischen Dorfes in Onlinediensten veröffentlicht habe, erklärte OWD-Info weiter. Bywschew, der aus der westlichen Region Orjol stammt, wurde demnach am Dienstag von einem Moskauer Gericht in beiden Punkten für schuldig befunden und zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Moskau hatte kurz nach der Truppenentsendung des Kremls in die Ukraine Kritik an der Offensive unter Strafe gestellt. Tausende Menschen wurden seitdem wegen einfacher Proteste festgenommen. Seit Beginn der Offensive geht Moskau mit beispielloser Härte gegen Andersdenkende vor. Menschenrechtsaktivisten vergleichen dies mit dem Vorgehen zu Sowjetzeiten.

Am Mittwoch war ein russischer Filmemacher von einem Gericht in St. Petersburg zu drei Jahren Haft verurteilt worden, weil er in Onlinediensten die russische Militäroffensive kritisiert hatte. (APA, 22.3.2024)