Nach der Einigung zwischen Bahn und Lokführern stehen die Signale bei der Deutschen Bahn wieder auf Grün.
Nach der Einigung zwischen Bahn und Lokführern stehen die Signale bei der Deutschen Bahn wieder auf Grün.
IMAGO/Ardan Fuessmann

Hunderttausende Reisende, die um ihre Bahnfahrten rund um die Osterfeiertage gebangt haben, können aufatmen: Nach einer langen und harten Auseinandersetzung mit mehreren Streikwellen haben sich die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft der deutschen Lokführer (GdL) nun doch geeinigt. Das bedeutet freie Fahrt an Ostern, die Lokführer werden nicht streiken.

"Heute ist ein wirklich guter Tag. Die Auseinandersetzung war hart, aber wir konnten uns nun auf einen intelligenten Kompromiss einigen", sagte der Personalvorstand der Deutschen Bahn (DB), Martin Seiler, am Dienstag. Die dominierende Frage dieser Tarifrunde war nicht, wer wie viel Geld mehr bekommen soll. Der Streit drehte sich vor allem um die Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden ohne Lohnabstriche. Das war die Forderung der Gewerkschaft, die von ihrem streitbaren Chef, Klaus Weselsky, vehement vorgetragen wurde.

Nun bekommt die GDL die 35-Stunden-Woche, und zwar als Wahlmodell. Bis zum Jahr 2029 wird die Arbeitszeit schrittweise von 38 auf 35 Stunden gesenkt. Dies müssen aber nicht alle Lokführer zwangsweise mitmachen. Wer mehr als 35 Stunden pro Woche arbeiten möchte, kann dies bis 40 Stunden pro Woche tun. Sailer betonte, dass das "Leistungsprinzip" gelte: "Wer mehr arbeitet, verdient entsprechend mehr." Jede Stunde, die Lokführer und Lokführerinnen mehr im Einsatz sind, wird mit 2,7 Prozent mehr Lohn vergütet.

Es gibt auch mehr Geld

Bei den Löhnen sieht die Einigung so aus: Es gibt 210 Euro mehr pro Monat mit 1. August 2024 und noch einmal 210 Euro mit 1. April 2025. Eine Inflationsausgleichsprämie über 2.850 Euro soll in zwei Stufen ab März ausgezahlt werden.

Auch GDL-Chef Weselsky zeigte sich am Dienstag zufrieden und meinte: "Die Absenkung der Wochenarbeitszeit ist ein probates Mittel, um mehr Interessenten ins Eisenbahnsystem zu bringen." Während der Verhandlungen hatte die Bahn argumentiert, sie könne die Arbeitszeit nicht so weit absenken, da sie jetzt schon zu wenige Lokführer habe. Konter der Gewerkschaft: Man müsse den Beruf wieder attraktiv machen, sonst wolle niemand mehr Lokführer werden.

Bahnvorstand Sailer sagt nun: "Wir gehen davon aus, dass wir die personellen Kapazitäten bis zu den jeweiligen Reduzierungsschritten auch erreichen." In diesem Jahr will die Bahn 6000 Auszubildende einstellen, das ist Rekord. Im vergangenen Jahr hat sie einen Verlust von 2,4 Milliarden Euro eingefahren. 2022 waren es "nur" 200 Millionen Euro gewesen. Die hohen Verluste 2023 begründet das Unternehmen selbst mit kostspieligen Investitionen in die Infrastruktur.

In den vergangenen Monaten hatten die Lokführer immer wieder den Bahnverkehr lahmgelegt und mit Streiks für Stillstand in Deutschland gesorgt. Weselsky bedauerte dies am Dienstag und gab der Bahn dafür die Schuld: "Diese Auseinandersetzung hätte weder in der Länge noch in der Härte sein müssen. Wir hätten diesen Kompromiss viel früher erzielen können."

Jetzt, da es eine Einigung gibt und der neue Tarifvertrag von beiden Seiten akzeptiert wurde, herrscht Friedenspflicht – und zwar bis zum 31. Dezember 2025. Danach folgt noch eine zweimonatige Verhandlungsphase, in der auch keine Streiks möglich sind. Vielleicht werden die nächsten Runden überhaupt entspannter. GDL-Chef Weselsky will im September 2024 in Rente gehen. (Birgit Baumann aus Berlin, 26.3.2024)