Für ihren neuesten Dokumentarfilm "Favoriten" begleitete Ruth Beckermann drei Jahre lang eine Volksschulklasse und ihre engagierte Lehrerin im 10. Wiener Gemeindebezirk. Die Kinder, die in dem ethnisch gemischten, traditionellen Wiener Arbeiterviertel aufwachsen, rückt die Regisseurin in das Zentrum ihrer Beobachtungen. Am 4. April wird "Favoriten" zur Eröffnung der diesjährigen Diagonale gezeigt. Beckermann versteht die Dokumentation als "Ode an die Kindheit und Erziehung". Gleichzeig wirf sie Fragen nach Identität und Migration auf, die sie selbst seit ihrer Kindheit stark beschäftigen.

Das Gespräch, das vor einem Jahr geführt wurde, beginnt Ruth Beckermann mit einem Rückblick auf ein Buch: Die Filmemacherin und Autorin legte 1989 in ihrem Essay "Unzugehörig" dar, was das für ihre Generation und für sie als Jüdin in den 1950er- und 1960er-Jahren bedeutete, mit dem unter veränderten Umständen weiter grassierenden Antisemitismus in Österreich konfrontiert zu sein. Trotz ihres politischen Bewusstseins, das sie in jungen Jahren entwickelte, bekannte sie sich zu Wien als Heimatstadt. Was hat sich seither geändert? Ein Gespräch über "missing images" und notwendige Reibungen in "Gedenkjahren" und vor Mahnmalen. (31.3.2024)