Lisl Ponger und Patrick Devilles
Lisl Ponger und ihr Buchtipp.
Tim Sharp

Sie war viel unterwegs auf der Welt, im Norden Perus zum Beispiel, den Amazonas sah sie dort aber nicht. Der fließt durch die Stadt Iquitos. Hätte sie es bis dorthin geschafft, wäre ihr vielleicht Patrick Deville begegnet.

Der ist nämlich zusammen mit seinem Sohn auf seiner Reise den Strom hinauf dort durchgekommen, "und in Amazonia, dem siebten von zwölf ‚Romanen ohne Fiktion‘, erzählt er Geschichte und Geschichten, springt über Zeit und Raum, und das auf eine dermaßen interessante Art und Weise, dass ich erst durch ihn verstanden habe, was ich selbst mit meinen inszenierten Bildern mache". Gerade hat sie aus dem Buch noch einmal ein kurzes Kapitel über Gummi gelesen, "und da schafft er es, von der Gewinnung des Kautschuks über die Indochinakriege bis hin zum Opernhaus in Manaus einen beschreibenden Bogen zu spannen und Dinge zu verbinden, die man sonst nicht zusammen denkt". Das Buch "trägt uns wie ein fliegender Teppich fort", lobte die NZZ, und ist Reisetagebuch, Reportage und Autobiografie in einem.

Reist sie selbst ähnlich? "Das hoffe ich! Jedenfalls kommt alles, was ich weiß, vom Reisen oder aus Büchern. Ich gehe an Orte, die mich interessieren, oder finde heraus, was für mich an dem Ort, an dem ich gerade bin, interessant ist." Die nächsten Tage wird sie in Graz verbringen, wo ihr die Diagonale eine Retrospektive widmen wird und sie mit ihrer Carte Blanche das Interesse der Besucher wecken möchte. Und natürlich wird sie auch nach Graz viele Bücher mitnehmen, "die gerade mit meiner Arbeit zu tun haben. Und von da aus streut sich mein Interesse: Sachbücher lese ich am Tag, Literatur am Abend oder nachts, wenn ich nicht schlafen kann." Unter uns: Wird das mit zunehmendem Alter häufiger, dass man nicht schlafen kann? "Absolut. Ich schlafe immer sehr schwer wieder ein, wenn ich erst mal aufgewacht bin." Aber anstatt um den Schlaf zu kämpfen, liest sie nun einfach entspannt, "bis ich wieder einschlafe". Auch dafür können Bücher schließlich gut sein. (Manfred Rebhandl, 30.3.2024)