Schiff mit Brückentrümmern überdeckt. 
Die Aufräumarbeiten bleiben eine Mammutaufgabe.
AP/Mike Pesoli

Baltimore (Maryland) – Nach dem Einsturz einer vierspurigen Autobahnbrücke in der US-Stadt Baltimore haben Einsatzkräfte mit der Bergung der ersten Brückenteile begonnen. Ein 200 Tonnen schweres Teil sei am Sonntag (Ortszeit) aus dem Trümmerfeld, das seit dem Unglück die Zufahrt zum Hafen von Baltimore blockiert, entfernt worden, berichtete der Sender ABC News unter Berufung auf Behördenangaben. Zunächst soll ein provisorischer Kanal entstehen, über den weitere Boote für Bergungs- und Aufräumarbeiten an die Unfallstelle gelangen können.

Dauer der Aufräumarbeiten unklar

In der vergangenen Woche hatte ein Containerschiff einen Stützpfeiler der Francis Scott Key Bridge gerammt und die mehr als 2,5 Kilometer lange Autobahnbrücke so zum Einsturz gebracht. Mehrere Menschen kamen ums Leben. Seither blockiert das Stahlgerippe die Durchfahrt aus dem Hafen des Wirtschafts-Knotenpunktes. Auch das Schiff Dali befindet sich noch an der Unfallstelle. Wie ein Vertreter der Küstenwache erklärte, drückt der auf dem Bug der Dali liegende Brückenteil das Schiff auf den Flussboden.

Widrige Bedingungen behinderten auch am Sonntag die Bergungsarbeiten, wie der Gouverneur des US-Bundesstaats Maryland, Wes Moore, mitteilte. Wegen des unbeständigen Wetters, Wind und der Trümmer habe man bisher keine Taucher zurück ins Wasser schicken können, erklärte Moore beim Sender CNN. Es handle sich um eine "unglaublich komplizierte Situation".

Riesiges Schiff steht vor eingestürzter Brücke.
"Wir haben ein Schiff, das fast so groß ist wie der Eiffelturm, das im Kanal feststeckt und die Key Bridge liegt darauf", sagte Gouverneur Moore zu dem gewaltigen Ausmaß.
AP/Petty Officer 3rd Class Kimbe

"Wir haben ein Schiff, das fast so groß ist wie der Eiffelturm, das im Kanal feststeckt und die Key Bridge liegt darauf", sagte Gouverneur Moore zu dem gewaltigen Ausmaß. "Es wird also ein langer Weg sein." Es müssten noch tonnenweise weitere Stahl- und Betontrümmer entfernt werden, sagte Moore weiter. "Wir sprechen hier von riesigen Teilen." Allein auf der Dali befinden sich demnach 3.000 oder 4.000 Tonnen Stahl.

Er betonte zugleich, die Arbeiten müssten wegen der wirtschaftlichen Bedeutung des Hafens von Baltimore zügig voranschreiten. Das Unglück betreffe nicht nur die Region, sondern "den Bauern in Kentucky, den Autohändler in Ohio und den Restaurantbesitzer in Tennessee".

Der Hafen ist eine der wichtigsten maritimen Anlaufstellen der USA – insbesondere für die Automobilindustrie. Nach Angaben von US-Verkehrsminister Pete Buttigieg drohen landesweit Lieferkettenprobleme. Die US-Regierung hat für den Bundesstaat Maryland Soforthilfen in Höhe von 60 Millionen Dollar (55,50 Mio. Euro) bewilligt. Präsident Joe Biden will Baltimore diese Woche besuchen.

Den Zugang zum Hafen wieder zu ermöglichen habe Priorität, sagte Chris Van Hollen, Senator aus Maryland, dem Sender ABC. Der Lebensunterhalt Tausender Menschen hänge davon ab. Verkehrsminister Buttigieg sagte dem Sender CBS, für die Aufräumarbeiten gebe es bisher keinen festen Zeitplan.

Ermittlungen laufen weiter

Auch die Ermittlungen zum Hergang des Unglücks schritten am Wochenende voran. Vertreter der für Transportsicherheit zuständigen US-Behörde NTSB befragten die Besatzung der Dali. Diese befindet sich laut US-Medien an Bord, um auf mögliche Notfälle zu reagieren. Den Crewmitgliedern wurde demnach auch psychologische Hilfe angeboten.

"Wir müssen Antworten darauf haben, was passiert ist", sagte Gouverneur Moore. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. NTSB-Chefin Jennifer Homendy hatte Erwartungen auf eine schnelle endgültige Klärung zuvor gedämpft. Einen vorläufigen Untersuchungsbericht solle es aber schon in den kommenden Wochen geben. Ersten Erkenntnissen zufolge könnte ein Stromausfall auf dem Schiff die Ursache gewesen sein. (APA, red, 1.4.2024)