Mit dem Frühling holen viele ihre Fahrräder aus dem Keller. Wer ein E-Bike sein Eigen nennt, könnte nach dem Winter eine böse Überraschung erleben: Der Akku ist leer – tiefentladen, einfach tot. Christoph Napetschnig hat sich auf solche Probleme spezialisiert. Seit eineinhalb Jahren gibt es seinen Betrieb Akkuflix in der Steiermark. Über tausend Akkus hat er mittlerweile repariert. "Das Interesse steigt", sagt Napetschnig.

Kein Wunder: Seit Jahren sind die akkubetriebenen Räder auf der Überholspur. Rund 450.000 Fahrräder haben die heimischen Händler im vergangenen Jahr verkauft. Ungefähr 60 Prozent davon sind E-Bikes. Die Förderung aus dem Klimaschutzministerium dürfte dabei eine Rolle spielen. Jüngst wurde die finanzielle Unterstützung fürs Radeln verlängert. Bis zu 900 Euro gibt es für (E-)Transporträder, bis zu 500 für (E-)Falträder. Betriebe und Gemeinden werden bei der Anschaffung von mindestens fünf E-Bikes außerdem mit bis zu 300 Euro pro Rad unterstützt.

Ein Mann ist mit seinem E-Bike in den Bergen unterwegs.
Mit Hilfsmotor radelt es sich flotter. Das Interesse an E-Bikes und anderen E-mobilen Gefährten ist ungebrochen.
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Seit weit über einem Jahrzehnt ist eine relevante Zahl der Räder mit elektrischem Hilfsmotor auf dem Markt. Zu den E-Bikes kommen E-Motorräder und E-Scooter dazu. Fachleute erwarten, dass schon bald die Zahl der Akkus aus der E-Mobilität jene aus Rasenmähern, Akkuschraubern und ähnlicher Gerätschaft übersteigen wird. Lithium-Ionen-Batterien machen inzwischen 50 Prozent aller in Verkehr gebrachten Batterien aus, rund zehn Prozent landen im Recycling. Viel ist das nicht. Wie gut ist man also für die Entsorgung der gebrauchten Lithium-Ionen-Akkus aus dem Mobilitätssektor gerüstet? Geben die E-Mobilisten gebrauchte Batterien zurück?

Neue Regeln

Eine einfache Antwort gibt es darauf nicht. Seit 18. Februar gilt eine neue EU-Batterieverordnung. Die Sammelquote bei Batterien muss nun ganz generell von derzeit 45 Prozent bis Ende 2027 auf 63 Prozent und bis Ende 2030 auf 73 Prozent steigen. Derzeit wird die Quote erreicht, was umgekehrt bedeutet: 55 Prozent liegen wohl in Schubladen, Garagen oder sonstwo herum. 2850 Tonnen Gerätebatterien wurden 2022 eingesammelt. Wie viele davon Fahrrad- oder Scooter-Batterien sind, weiß man bei der Elektro-Altgeräte-Koordinierungsstelle Austria (EAK) nicht. Was man weiß, ist, dass Unmengen an Gerätebatterien dort landen, wo sie nicht hingehören: im Restmüll. 850 Tonnen waren es im Jahr 2021.

Immer noch sei der Rücklauf an Lithium-Ionen-Batterien, wie sie in E-Bikes verwendet werden, relativ gering, berichtet Thomas Maier, Geschäftsführer der ARA-Tochter Elektro Recycling Austria (ERA), Recyclingspezialist für Elektroaltgeräte und Batterien. Nur wenige Geräte oder Batterien hätten bislang ihre Lebensdauer erreicht – viele wohl nicht einmal das Ende der Garantiefrist. Ohnehin sei davon auszugehen, "dass die Batterien deutlich länger genutzt werden können als angenommen".

Rückgabe im Sammelzentrum oder im Handel

Konsumenten können die E-Bike-Akkus seit 2018 auch bei Altstoffsammelstellen, etwa bei der MA 48 in Wien, gratis abgeben. Auch weil sie dort fachgerecht – mit abgeklebten Polen in speziellen Behältern mit Druckluftventil – gelagert werden. Genützt wird das eher spärlich. In Wien wurden 2018 genau 132 Stück abgegeben, 2019 waren es 169, mittlerweile ist die Zahl auf gut 260 angewachsen. Auch der Handel muss Altbatterien zurücknehmen.

E-Bikes und Menschen auf einer Ausstellung, auf der das Fahrrad im Mittelpunkt steht. 
Sind sie im Einsatz, erleichtern sie vielen das Leben. Sind sie kaputt, müssen sie fachgerecht entsorgt werden.
IMAGO/Reporters

Die Batterien können fünf, manchmal bis zu sieben Jahre oder länger halten. Von rund 50.000 Kilometern Laufleistung gehen viele aus. Viele der Kraftpakete dürften also tatsächlich noch in Gebrauch sein. Und was ist mit den anderen? Österreich hat seit 2017 ein getrenntes Sammelsystem für Li-Batterien, in das auch E-Bike- und Scooter-Batterien eingebracht werden. Die Sammelfässer sind aus Metall, die Batterien werden in brandhemmendes Material eingebettet, so ERA-Geschäftsführer Maier.

Brandgefährlich

Der Verband der Abfallentsorger (VOEB) warnt mantraartig, dass es "brandgefährlich" sei, Li-Batterien im Restmüll zu entsorgen: Sie können sich bereits bei kleinster Reibung entzünden. Geschätzte drei Millionen landen jährlich im Müll. In den letzten sechs Jahren dürfte sich diese Menge verdoppelt haben – mit steigender Tendenz. VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly hält ein Pfand für Altbatterien für unausweichlich – und eine höhere Sammelquote von 90 Prozent. Mancher Entsorger hätte sich mit bis zu sechs Bränden am Tag auseinanderzusetzen, meint sie. Ein Pilotprojekt in Feldbach in der Steiermark testete jüngst aus, ob man die Bürger und Bürgerinnen mittels Anreizen wie Einkaufsgutscheinen zum Sammeln bewegen kann. Von April bis November 2023 kamen 425 faustgroße Akkus zurück. Nun wird überlegt, wie man die Aktion weiterführen könnte.

Reparieren statt wegschmeißen

Christoph Napetschnig hofft auf die Folgen der neuen Verordnung. Ab 2027 müssen alle Batterien, egal in welchem Elektrogerät, entfernt werden können. Bislang ist das oft nicht der Fall. Reparieren von E-Bike-Akkus zahlt sich laut seiner Einschätzung jedenfalls aus. 300 bis 400 Euro kostet so ein Zellentausch im Akku – je nach Modell. Mit dem Reparaturbonus wird es entsprechend günstiger. Ein neuer schlage mit bis über tausend Euro zu Buche. Gerade für ältere Modelle sei die Reparatur ohnehin oft alternativlos, sagt er. Passende Akkus gebe es oft gar nicht mehr. "Da müsstest du das Fahrrad wegschmeißen", sagt Napetschnig. Was macht er mit ausgedienten Fahrradbatterien? Teilweise werden die Powerpakete als Speicher weiterverwendet. (Regina Bruckner, 2.4.2024)