Lenkwaffenzerstörer der Arleigh-Burke-Klasse USS Carney (DDG 64). Die US-Kriegsschiffe sollen mit Mikrowellenwaffen ausgerüstet werden.
AFP/US NAVY/XAVIER JIMENEZ

Spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und dem dominierenden Drohnenkrieg ist die Abwehr von kleinen Flugobjekten in den Fokus der Waffenentwicklung gerückt. Während Länder wie Großbritannien und Israel an Hochleistungslasern zur Drohnenabwehr forschen, gehen die USA einen anderen Weg: Sie setzen auf Mikrowellenwaffen. Nun will die U.S. Navy die Entwicklung derartiger Waffensysteme beschleunigen. Schon 2026 sollen die ersten Hochenergiewaffen auf Schiffen getestet werden.

Der Wettlauf zur Entwicklung einer zuverlässigen Waffe zur Abwehr kleiner Flugobjekte kommt nicht von ungefähr. Die USA sehen Mikrowellenwaffen sogar als essenziell an, um die Bestände von wertvollen Boden-Luft-Waffen zu schonen. Diese hochentwickelten und vor allem extrem teuren Abfangraketen sollen höherwertigen Zielen wie Antischiffsraketen vorbehalten sein. Die U.S. Navy hat nämlich die reale Befürchtung, dass den eigenen Kriegsschiffen relativ schnell die Munition ausgehen könnte. Dies basiert vor allem auf den Erfahrungen, die mit der Abwehr von Raketen und Drohnen der Huthi-Rebellen gemacht wurden. Energiewaffen wie Laser oder eben Mikrowellen könnten die Lücke zwischen teuren Abwehrlenkwaffen und Schnellfeuergeschützen im Nahbereich schließen.

Die USS Carney bei der Abwehr von Raketen und Drohnenangriffen im Roten Meer.
IMAGO/Petty Officer 2nd Class Aa

Die Pläne der U.S. Navy zur Entwicklung von Hochleistungsmikrowellenwaffen (High Power Microwave, HPM) sind eigentlich geheim, aber aus einem Haushaltsantrag der Marine für das Jahr 2025 lassen sich schon einige Details herauslesen. Die Navy arbeitet seit spätestens 2023 daran, einen HPM-Prototyp zur entwickeln. Der Codename lautet Redcat, er soll nun aber in Meteor umbenannt werden. Bei beiden Namen scheint es sich um Akronyme zu handeln. Die Bedeutung der Namen ist noch unklar, wie "The Warzone" berichtet.

Ziele stören, nicht unbedingt zerstören

Doch wie funktionieren derartige HPM-Waffen? Sie sollen Ziele nicht zwingend zerstören, sondern in einem ersten Schritt deren Elektronik lahmlegen. Derartige Abwehrsysteme eignen sich am besten für die Nahverteidigung. Im Fall der Navy also gegen Raketen, Drohnen und kleine Boote. HPM haben einen wesentlichen Vorteil gegenüber Lasern: Sie erzeugen eine Art "Störfeld", sind also gegen mehrere Ziele wirksam, was sie bei der Bekämpfung von Drohnenschwärmen sehr effektiv macht. Mikrowellenwaffen sind darüber hinaus skalierbar, und man kann sie in Abstufungen einsetzen. Diese reichen vom Stören von Drohnensignalen bis hin zur Zerstörung anfliegender Ziele. Die Navy hat gemeinsam mit Rytheon eine Mikrowellenwaffe zur sogenannten Non-Lethal-Crowd-Control entwickelt. Diese soll extreme Schmerzen verursachen, aber keine bleibenden Schäden hinterlassen. Eine Behauptung, die umstritten ist, weil das "Active Denial System" im Verdacht steht, schwere Schäden an den Augen der Getroffenen zu verursachen.

Französische Soldaten mit einem "Drohnengewehr". Die Waffe sendet Mikrowellen aus und soll die Funksignale von Drohnen stören.
APA/AFP/PHILIPPE LOPEZ

Wettrüsten bei den Energiewaffen

Gerichtete Energiewaffen, damit sind Laser und Mikrowellen gemeint, wirken aktuell enorm attraktiv, da sie im Vergleich zu herkömmlichen Waffensystemen wie Kanonen oder Raketen nur minimale Kosten pro Schuss verursachen und kein Nachladen erforderlich ist. Ein HPM- oder Laserwaffensystem hat theoretisch eine unbegrenzte Kapazität, solange genügend Strom zur Verfügung steht, auch wenn es in der Realität natürlich Einschränkungen wie etwa durch Überhitzung gibt. Aktuell ist die Reichweite durch atmosphärische Störungen noch ein limitierender Faktor. Derzeit sind im Ukrainekrieg bereits Mikrowellenwaffen auf beiden Seiten im Einsatz. Sogenannte Drohnengewehre sollen die Signale von unbemannten Flugkörpern stören. Auch die australische Polizei ist mittlerweile mit derartigen "Gewehren" ausgestattet. (pez, 2.4.2024)