Polizei Schule Einsatz
Die Polizei im Einsatz.
REUTERS/Markku Ulander

Vantaa – Bei Schüssen in einer finnischen Schule ist am Dienstag ein Kind im Alter von zwölf Jahren ums Leben gekommen. Zwei gleichaltrige Mitschüler wurden schwer verletzt. Nach Angaben der finnischen Polizei kam es in der Früh zu dem Vorfall in Vantaa im Süden des Landes, der mutmaßliche Täter habe bereits festgenommen werden können; es handle sich um einen Minderjährigen, möglicherweise einen Schüler. Das meldete unter anderem der öffentlich-rechtliche Rundfunk YLE.

Die Festnahme des Buben, der im Besitz einer Feuerwaffe gewesen sei, sei ohne Zwischenfälle erfolgt, erklärte die Polizei auf ihrer Website. Die Waffe, die scheinbar auf einen nahen Verwandten registriert ist, wurde sichergestellt. Die Polizei betonte, dass ein Verdächtiger unter 15 Jahren in Finnland nicht in Untersuchungshaft genommen werden kann, er wird der Obhut des Sozialdiensts übergeben. Ermittelt werde wegen Mordes und versuchten Mordes. Zu den Hintergründen und Motiven konnte die Polizei fürs Erste keine Angaben machen. Ein terroristisches Motiv dürfte aufgrund der Sachlage aber unwahrscheinlich sein.

"Unmittelbare Gefahr" vorbei

Der Direktor der Schule teilte noch am Vormittag mit, dass die "unmittelbare Gefahr" vorüber sei. Der Vorfall sei zutiefst schockierend, schrieb der finnische Premierminister Petteri Orpo auf X, vormals Twitter.

Nach der Tat wurden die Schüler der Schule zunächst in ihren Klassen beaufsichtigt. Dort hätten sich Polizeibeamte um sie gekümmert. Finnischen Medien zufolge wurde ein Krisenstab aus Mitarbeitern der Schule und der Stadtverwaltung eingerichtet. Die betroffene Schule in Vantaa verfügt laut ihrer Website über zwei Standorte. Dort werden demnach etwa 800 Kinder im Alter zwischen sieben und 15 Jahren unterrichtet.

Seltene Vorfälle im Vergleich zu den USA

Im Gegensatz etwa zu den USA kommt es in Finnland eher selten zu "school shootings". In Raumanmeri im Südwesten des Landes erschoss ein damals 14-Jähriger im Jahr 1989 zwei Schulkameraden mit der Pistole seines Vaters. Als Tatmotiv gab er ab, lange Zeit gemobbt worden zu sein. Da er damals unter der Strafmündigkeitsgrenze lag, wurde nie Anklage gegen ihn erhoben.

2007 erschoss ein 18-Jähriger in Jokela, nördlich der Hauptstadt Helsinki, acht Personen und verletzte eine weitere mit seiner Schusswaffe, bevor er sich selbst tötete. Der Täter war als stiller, teilweise scheuer Schüler bekannt; auch er soll jahrelang Ziel von Mobbing gewesen sein.

2008 kam es in Kauhajoki im Südwesten Finnlands zum nächsten Vorfall. Ein 22-jähriger Student tötete mit einer halbautomatischen Waffe an der Seinäjoki University of Applied Sciences zehn Personen – und dann sich selbst. Gemäß einer handschriftlichen Notiz des Täters hatte dieser den Amoklauf schon rund sechs Jahre lang begehen wollen. Sein Tatmotiv: Hass auf die Menschheit. Laut Polizei könnte es sich – zumindest in einigen Elementen – auch um eine Nachahmungstat der Shootings von Raumanmeri und Jokela gehandelt haben.

Zu einem Vorfall ohne Verletzte oder Tote kam es schließlich 2012 einer Gesamtschule in Orivesi bei Tampere, nördlich von Helsinki im Landesinneren. Ein 23-Jähriger schoss in einer Gesamtschule um sich, konnte allerdings festgenommen werden. (red, APA, 2.4.2024)