DSV Leoben Fans Fahnen
Die Stimmung in der Monte-Schlacko-Arena wird hervorragend sein, schließlich kommt Rapid auf Besuch.
Gepa Pictures / Edgar Eisner

Es war Mitte der 70er im vergangenen Jahrhundert, als einem gewissen Walter "Schoko" Schachner der Durchbruch gelang. Natürlich in Donawitz, der Verein hieß DSV Alpine, trug den Spitznamen "Hochofenballett". Die Steirer kickten in der zweiten Liga, der Teenager stürmte auffällig, erzielte Tor um Tor. 1976 wurde er als 19-Jähriger ins österreichische Nationalteam einberufen, als erster Zweitligakicker überhaupt. Bei der WM 1978 in Argentinien (Cordoba!) machte er beim 2:1 gegen Spanien nach einem Solo das Goal zum 1:0. Heutzutage wäre er danach vermutlich zu Liverpool oder Barcelona gewechselt, damals war die Wiener Austria eine enorme Verbesserung, ein Karrieresprung.

Der Bumerang

2024 ist der 67-jährige Schachner Pensionist und Donawitz, das DSV Leoben heißt, erneut Zweitligist. Und Cuphalbfinalist. Am Mittwoch kommt es zum Heuler gegen Rapid. 1995 gab es diesen Vergleich sogar im Endspiel, Rapid gewann im Happel-Stadion 1:0, Peter Guggi scorte. Bei Leoben wirkte Schachner mit. Es war der letzte Cupgewinn für die Hütteldorfer. Am Mittwoch wird in der Monte-Schlacko-Arena gespielt (20.45 Uhr, ORF 1), alle 8.450 aufgelegten Tickets waren in Windeseile abgesetzt. Schachner ist nicht anwesend, er setzt Prioritäten, urlaubt in Italien. Abgesehen davon meidet er Fußballstadien generell, ein bisserl Wehmut überkommt ihn aber schon. "Ich bin mit Donawitz groß geworden und Donawitz mit mir. Es ist mein Heimatverein, ich bin wie ein Bumerang immer wieder zurückgekommen", sagt er dem STANDARD. Der Weg ins Halbfinale erstaunte, ein 1:0 in der ersten Runde in Ferlach war geplant, danach wurden die Erstligisten WSG Tirol (3:1), Wolfsberger AC (nach 1:1 im Elferschießen) und Altach (2:1) verabschiedet. Rapid, sagt Schachner, sei aber ein ganz anderes Kaliber. "Sie sind klarer Favorit. Aber natürlich kann in einem Spiel immer alles passieren."

Warten auf 2028

In der Donawitzer (Leobener) Vereinsgeschichte ist auch einiges passiert. Sie begann mit der Gründung am 1. Februar 1928 als Werkssportverein WSV Donawitz, das Werk war die Alpine Montan AG. Als Farben wurden Grün und Weiß gewählt, das ist übrigens die größte Gemeinsamkeit mit Rapid. Man vergnügte sich in der 1. Klasse der Steiermark, 1939 holte man den Titel in der von den Nazis neu eingerichteten Bereichsliga Steiermark-Kärnten. In den Kriegsjahren stellte der Klub den Betrieb ein, um 1949 neu gegründet zu werden. 1970 hieß man nicht mehr WSV Donawitz, sondern WSV Alpine Donawitz, der Name wurde fast so oft gewechselt wie die Windel eines einjährigen Säuglings. 1971 Aufstieg in die Nationalliga, insgesamt gab es zehn Saisonen im Oberhaus. 1999 folgte der Abstieg, man bündelte die Kräfte, wurde zum DSV Leoben. 2009 schlitterte der marode Klub in den Konkurs, der Neubeginn war mühsam, Regional- und Landesliga sind kein Honiglecken.

Erst im Vorjahr stieg Leoben unter Trainer Carsten Jancker in die Zweite Liga auf, Jancker wurde trotzdem entlassen, seit Ende August 2023 ist Rene Poms (48), ein Leobener, Cheftrainer. Zuletzt gab es Turbulenzen um Sponsoren, ein Firmengeflecht, das mit Kryptowährungen handelt. Laut Klub sind die Geldflüsse aber legitim. Präsident Dejan Stankovic träumt von der "Mission 2028", zum 100. Geburtstag will man erstklassig sein und im Idealfall viermal pro Saison gegen Rapid kicken. Momentan ist man Zweiter, der Rückstand auf den GAK beträgt eher hoffnungslose 14 Zähler. Aber es ist ja noch nicht 2028. Vorstandsmitglied Andreas Hämmerle sagt: "Es liegt in unserer DNA, alles zu geben, bis zum Umfallen zu kämpfen."

Rapid hat Ballbesitz

Leobens Topstar ist der Ex-Rapidler Deni Alar, wobei der 34-jährige Stürmer nur einen geschätzten Marktwert von 300.000 Euro hat. "Wir wollen ins Finale", sagt Poms. Worauf es ankommt? "Auf unsere kompakte Arbeit gegen den Ball, das hat uns zuletzt ausgezeichnet. Wir wissen natürlich, wer da kommt, wir wissen, dass Rapid ein sehr gutes Momentum hat." Die Rapidler überzeugten am Ostersonntag beim 3:0 in der Bundesliga in Hartberg. Dem dreifachen Torschützen Marco Grüll kann nun wieder Guido Burgstaller zu Seite gestellt werden, die Sperre des Kapitäns nach den Derby-Gesängen ist abgelaufen. Trainer Robert Klauß nimmt die Favoritenrolle gerne an. "Wir werden viel Ballbesitz haben. Einerseits dürfen wir nicht ungeduldig werden, andererseits dürfen wir auch nicht zu lahmarschig agieren." Das zweite Halbfinale bestreiten am Donnerstag Red Bull Salzburg und Titelverteidiger Sturm Graz. Walter Schachner wird sich auch diese Partie nicht anschauen. (Christian Hackl, 3.4.2024)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Fußball-ÖFB-Cup-Halbfinale Leoben – Rapid am Mittwoch:

DSV Leoben – SK Rapid (Leoben, Monte-Schlacko-Arena, 20.45 Uhr / live ORF 1, SR Hameter)

Leoben: Wiegele – Untergrabner, Turi, Horvat – Heinrich, Eskinja, Pichler, Halili – Amoah, Alar, Dieng

Es fehlt: keiner

Rapid: Hedl – Kasanwirjo, Querfeld, Kongolo, Auer – Sattlberger, Grgic – Lang, M. Seidl, Grüll – Burgstaller

Es fehlen: Cvetkovic, Gale (beide Kreuzbandriss), Strunz (Syndesmosebandriss), Dursun (Sprunggelenk)

Fraglich: Seydi (Verkühlung)

Finale am 1. Mai im Wörthersee-Stadion in Klagenfurt gegen Sieger aus Red Bull Salzburg – Sturm Graz (Do., 20.45 Uhr / live ORF 1).