Der Storch und die beiden Hasen dürften sich schon daran gewöhnt haben, dass zwischen den Weinreben in Rust und Mörbisch ganze Olivenhaine stehen. Sie gehen unbeeindruckt ihrem Tagwerk nach, während sich Sabine Haider gerade darüber freut, dass sogar ihrem Partner Franz Günther die geringelten Teigstangerln mit Oliven schmecken, die sie heute in der Früh noch gemacht hat. Er war es auch, der auf die Idee kam, im Burgenland Olivenbäume zu setzen. Seit 2017 machen die beiden das in Mörbisch. Inzwischen haben sie rund 650 Bäume von 17 Sorten auf 2,7 Hektar Grund. Aber die Idee zum Ölprojekt, "die kam von Reini und Angi".
Reini und Angi Pieretti-Eder haben 2018 angefangen und inzwischen etwas mehr als 500 Olivenbäume in Rust. Alle sind von der Sorte Leccino. Dass diese Sorte ideal für das Burgenland wäre, erklärte ihnen ein Experte aus Italien, der die Bäume auch setzte. Und es ist eine Sorte, deren Oliven sich vor allem zum Ölpressen eignen. Leccino wachsen auch im Olivia-Betrieb in Mörbisch. Und um ein sortenreines Öl herstellen zu können, wurden auch nur die Oliven dieser Bäume verwendet, um sie zusammen mit jenen von Olivae Pannoniae Superioris zu pressen.
Pressen in Italien
Während Reini Eder eine kleine Kostprobe des ersten professionell gepressten Olivenöls aus dem Burgenland herrichtet – das nicht im Hals kratzt, vollmundig und samtig weich ist –, lässt er schon durchblicken, dass das nächste Öl noch besser sein wird. "Wir haben die Oliven zu spät geerntet", sagt er, "sie waren schon überreif. Eine Woche früher zu ernten wäre noch besser gewesen. Und dann kam ja noch der stundenlange Transport in die Marken, nach Pergola."
Es gibt im Burgenland zwar schon viele Olivenbäume, aber eben noch keine Presse. Doch um gutes Öl zu erhalten, braucht es eine gute Presse. Solche Pressen stehen eben in Italien, und unter 100 Kilo Oliven tut sich keiner diese Arbeit an, sich so einer Maschine zu nähern. Darum haben sich die beiden burgenländischen Betriebe zusammengetan und es gemeinsam auf 131,2 Kilogramm Oliven gebracht. Die ergaben am Ende 17 Liter Olivenöl.
Kostproben statt Preisschlacht
Großen Gewinn mit dem raren Öl machen damit aber weder die Ruster noch die Mörbischer Olivenbauern. Die Menge ist zu gering, um damit überhaupt in den Verkauf zu gehen – und nachdem man den wichtigsten Unterstützern der vergangenen Jahre eine kleine Kostprobe hat zukommen lassen, werden beide Familien wohl nicht einmal den Eigenbedarf an Olivenöl bis zur nächsten Pressung decken können. Aber darum geht es wohl auch nicht. Das erste Öl ist vielmehr der flüssige Beweis, dass geht, woran viele gezweifelt haben und manche auch schon gescheitert sind.
Selbst Sabine Haider und Franz Günther hatten einen schweren Start. Nachdem sie 2017 die ersten Bäume auspflanzten, folgte nach langer Zeit wieder einmal ein besonders strenger Winter. Für die beiden war es aber nicht mehr als ein herber Rückschlag. Sie blieben dran, und "heute tragen die Bäume wieder", sagt Franz Günther, während er sich durch eigene Produkte wie die eingelegten Oliven, Olivenpesto und Kocholiven nascht.
Pesto und Olivenblättertee
Weil bei Olivia so viele unterschiedliche Sorten angebaut werden, gibt es nicht nur Oliven zum Pressen, sondern auch zum Naschen und Verkochen. Doch auch bei Olivae Pannoniae Superioris gibt es neben dem Öl noch ein Produkt. Tee aus Olivenblättern. Der fällt dieser Tage an, wenn die Pieretti-Eders ihre Bäume schneiden. Olivenblättertee sei ein jahrtausendealtes Heilmittel.
Doch selbst mit dem erweiterten Produktangebot wird es sich für die beiden Olivenbauernfamilien wohl nicht ausgehen, reich zu werden. Dennoch ist das nächste große Ziel, bis 2026 eine eigene kleine Olivenölpresse anzuschaffen, um dann im Burgenland pressen zu können. "Wenn wir das wollen, dann schaffen wir das", sagt Sabine Haider. Die Hasen und den Storch würde es sicher nicht stören. (Guido Gluschitsch 6.4.2024)