Zauberer Anca und Lucca Lucian im noch nicht fertig gebauten magischen Theater im Wiener Prater
Die Magier Anca und Lucca Lucian sind beruflich wie privat ein Team. Ihr Projekt "Magic World Vienna" samt Theater mit 157 Sitzplätzen soll im Juni eröffnen.
© Christian Fischer

Ein bisschen Zauberei wäre hier definitiv hilfreich, wenn sich das alles bis zur Eröffnung am 11. Juni locker ausgehen soll. Denn aktuell wird noch ordentlich gehämmert, gebohrt und gesägt. Die Zuschauertribüne im breiten Theatersaal lässt sich zumindest schon erahnen. Die künftige Ausstattung fehlt aber noch völlig. Stattdessen stehen Requisiten wie ein Klavier herum, die nicht mehr gebraucht werden. Und Schilder, von denen die Farbe abbröckelt, weisen auf Praterattraktionen hin, die es seit Jahren nicht mehr gibt.

Am Wiener Riesenradplatz, beim Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds, öffnet in rund zwei Monaten ein magisches Theater mit 157 Sitzplätzen seine Türen. Umgesetzt wird es in Räumlichkeiten, die zuvor ein 5D-Kino sowie einen 3D-Simulator beherbergten. Auch im neuen Theatersaal sollen Illusionen für Zuschauer in unmittelbarer Nähe erlebbar gemacht werden.

Baustelle Magisches Theater im Wiener Prater
Noch wird im magischen Theater im Wiener Prater gehämmert, gebohrt, gesägt und viel geschleppt.
© Christian Fischer

Hinter dem Projekt stehen die Zauberkünstler Anca und Lucca Lucian, ihres Zeichens amtierende Weltmeister der Mentalmagie. "Eine eigene Bühne war schon immer unser Traum", sagt der Wiener Lucca Lucian, der seit 2012 mit Anca verheiratet ist. Neben ihrem Weltmeister-Act werden aber auch zahlreiche internationale Künstler im Prater zu sehen sein: Zum Eröffnungsfestival von 11. bis 16. Juni haben sich drei weitere aktuelle Zauberweltmeister angesagt.

Ein Platz zum Staunen

Anca und Lucca haben sich der Disziplin Mentalmagie verschrieben. Hier geht es um Hellsehen und Telepathie – oder weniger euphemistisch: um Tarnen und Täuschen. Anca Lucian kann auf der Bühne ganze persönliche Kreditkartennummern erraten oder Handbewegungen einer Zuschauerin oder eines Zuschauers mit verschlossenen Augen imitieren. Das sorgt in einer rationalen Welt logischerweise für Staunen.

Übernatürliche Fähigkeiten sind hier nicht im Spiel. Das zu sagen ist Lucca ein Anliegen. Magierkollegen, die abseits der Bühne etwas anderes behaupten, sind ihm ein Dorn im Auge. Lucca verweist auf Dinge, die Zauberkünstler akribisch und professionell trainieren können. Dazu zählen ein fotografisches Gedächtnis, schnelles Rechnen oder die Gabe, Körpersprache rasch zu deuten.

Professionelle Tricks, aber kein Schwindel

Anca und Lucca schließen aber aus, mit eingeweihten Zuschauern zu arbeiten. Elektronische Hilfsmittel wie Kameras oder versteckte Kommunikationsgeräte sind nach Eigenangaben ein Tabu. "Wir arbeiten mit Tricks der Zauberkunst und legen großen Wert darauf, dass das auch alle Zuschauer wissen. Wir wollen nicht, dass Zuschauer aus der Show gehen und glauben, dass wir auch abseits der Bühne Gedanken lesen können", sagt Lucca. Auch wenn das, räumt er ein, mitunter schon passiert sei.

Kennengelernt hat sich das Duo 2011 in Wien, da war Lucca Lucian bereits als Magier tätig. Ein bisschen Zauberei muss schon damals im Spiel gewesen sein: Denn schlussendlich schmiss die gebürtige Rumänin ihren Job im Financial Controlling einer großen Wiener Anwaltskanzlei hin und wagte sich als gleichberechtigte Partnerin mit auf die Zauberbühne.

Auch internationale Auftritte folgten: Immerhin können Anca und Lucca ihr Programm in sechs Sprachen anbieten: Sie sprechen Spanisch, Englisch, Italienisch, Rumänisch, Französisch und Deutsch. Dass sie in all diesen Sprachen auch abseits der Bühne fließend parlieren können, sei freilich eine Illusion, räumt Lucca Lucian ein. "Nach einer Show in Spanien wollten sich Zuschauerinnen mit uns unterhalten, weil sie uns auf der Bühne gehört hatten. Da war der Zauber schnell verflogen." Zuletzt traten Anca und Lucca auch bei TV-Talentshows in Spanien und Chile auf.

Der künftige Eingang zum magischen Theater befindet sich direkt beim Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds am Riesenradplatz.
© Christian Fischer

Ein unternehmerisches Risiko

Mit dem "Magic World Vienna" genannten Projekt im Prater gehen die beiden Magier mit Partnern nun ein unternehmerisches Risiko ein. Auf der Onlineplattform Conda läuft zudem eine Crowd-Investing-Kampagne.

Geplant sind von Beginn weg Zaubershows an sechs Tagen die Woche, die zwischen 30 und 75 Minuten dauern. In der Eröffnungswoche im Juni treten sechs nationale und internationale Acts auf, die Ticketpreise für die 75 Minuten starten regulär bei 62 Euro. Neben dem Bühnenbetrieb gibt es einen Gastro-Bereich sowie einen Shop für Zauberkunststücke. Der Verkaufsraum kann sich abends zudem in eine zusätzliche kleine Bühne mit Zaubershows für höchstens zehn Personen verwandeln.

Magische Grenzen gibt es im Prater keine: So verzaubert der Franzose Markobi mit Kartenmagie, während der russische Illusionist Artem Shchukin auf Teufel komm raus manipuliert und der Niederösterreicher Wolfgang Moser in einer Teekanne Wasser in Wein verwandeln kann – sofern die Besucherin das wünscht.

Ob das Konzept einer Bühne rein für Magier auch in Österreich funktioniert, wird sich weisen. Lucca Lucian ist zuversichtlich. "Wir würden es uns jedenfalls nicht verzeihen, wenn wir es nicht versuchen." (David Krutzler, 9.4.2024)