Frau mit Sonnenschirm
Eine Frau in Bangkok schützt sich vor der extremen Hitze. In den letzten Tagen herrschten Temperaturen um die 40 Grad.
EPA/RUNGROJ YONGRIT

Es ist mittlerweile fast schon zur Gewohnheit geworden, dass ein Temperaturrekord den nächsten jagt. Am Dienstag, wo hierzulande die ersten Sommertage Einzug gehalten haben, hat der EU-Klimawandeldienst die neuesten Werte für März veröffentlicht. Gemessen werden Oberflächen- und Meerestemperaturen, die Bedeckung mit Meereis und andere hydrologische Variablen, und zwar vor allem mithilfe von Satelliten, aber auch Messdaten von Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen rund um den Globus fließen ein. Und wieder war der Monat heißer als alle jemals zuvor gemessenen. Demnach lag die durchschnittliche Lufttemperatur im März global gesehen bei 14,14 Grad Celsius, das ist um 0,73 Grad höher als im Schnitt der Jahre 1991 bis 2020.

Das mag nicht viel klingen, doch jedes Zehntelgrad ist von entscheidender Bedeutung im komplexen Klimasystem, wie Fachleute stets betonen. Der März reiht sich ein in eine Folge von nunmehr zehn Rekordmonaten, die jeweils die heißesten jemals gemessenen waren.

1,58 Grad Überschreitung

Nicht verwunderlich, dass auch die durchschnittliche globale Temperatur der letzten zwölf Monate auf einem nie gesehenen Niveau ist. Den Copernicus-Daten zufolge wurde zwischen April 2023 und März 2024 auch die 1,5-Grad-Marke überschritten. "Die globale Durchschnittstemperatur ist die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen, wobei die letzten zwölf Monate um 1,58 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau lagen", sagt Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Service (C3S). "Um die weitere Erwärmung zu stoppen, müssen die Treibhausgasemissionen rasch gesenkt werden."

Die Ziele der größten börsennotierten Konzerne zur Reduktion ihres Kohlendioxidausstoßes sind einer Studie des NewClimate Institute und des Carbon Market Watch zufolge aber zu gering. Die 51 untersuchten Firmen hätten sich verpflichtet ihren Ausstoß bis 2030 zusammen um 30 Prozent zu verringern. Um die Klimaerwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, seien allerdings 43 Prozent nötig. 19 Firmen hätten ihre Zielvorgaben in den vergangenen zwei Jahren zwar verbessert. Allerdings seien diese teilweise unklar formuliert oder bezögen sich nur auf einen Teil ihres Geschäfts. Somit lägen die effektiven Zielvorgaben zur Reduktion bei fünf bis 20 Prozent.

Düsteres Bild

Die Copernicus-Zahlen sind im Einklang mit den Berichten der Weltwetterorganisation, die zuletzt ein düsteres Bild zum Zustand des Weltklimas gezeichnet hat. Demnach lag die globale Durchschnittstemperatur 2023 um 1,45 Grad über dem Niveau vor der Industrialisierung. Um den Richtwert der im Pariser Klimaabkommen festgelegten 1,5-Grad-Marke zu überschreiten, müsste die Temperatur zwar in einem Zeitraum von 20 Jahren darüber liegen – bisherige Berechnungen zumindest für das Jahr 2023 lagen jedoch immer darunter.

Auch wenn sich El Niño langsam abschwächt, bleiben die Lufttemperaturen auch über den Meeresoberflächen ungewöhnlich hoch, heißt es weiter in dem Copernicus-Bericht. Die durchschnittliche Temperatur im Oberflächenwasser der Ozeane lag im März bei 21,07 Grad, die höchste in einem März jemals gemessene Temperatur. (Karin Krichmayr, 9.4.2024)