Das sei wie ein "Kauft nicht bei Juden" im Jahr 2024, sagt etwa Autor und Journalist Hasnain Kazim über Helen Fares' Social-Media-Posts, welche die deutsche Moderatorin jetzt ihren Job beim öffentlich-rechtlichen Sender SWR gekostet haben. Die 29-Jährige nahm ihre rund 100.000 Follower und Followerinnen via Instagram zum Einkaufen mit und warb dabei für eine App, die Unternehmen und Produkte auflistet, die eine Verbindung zu Israel hätten und die man boykottieren solle. Mehr noch, sie empfiehlt diese App – die von einem palästinensischen Entwickler stammt – als "Einkaufsbegleiter".

Nach Boykott-Aufruf gegen israelische Produkte:  SWR trennt sich von Moderatorin Helen Fares.
Nach Boykottaufruf gegen israelische Produkte: SWR trennt sich von Moderatorin Helen Fares.
Foto: IMAGO/Future Image

Für den SWR moderierte die freie Journalistin das digitale Dialog-Format "MixTalk". Der Anspruch der Sendung war es, ein diskursives Format zu schaffen, in dem Diskussionen ohne Hass möglich sind. Jetzt ist es Fares, die Antisemitismus und Hass gegen Israel schürt. Fares habe Neutralität in ihren Social-Media-Aktivitäten vermissen lassen, immer wieder habe sie in ihrem privaten Social-Media-Account "extreme politische Positionen" geäußert, so der SWR.

Dem Sender wirft Fares jetzt nach ihrem Rauswurf vor, dem Druck von rechts außen nachgegeben zu haben, ihren Boykottaufruf sieht sie als "legitime Form der politischen Einflussnahme". Deutsche Medien würden "alle Stimmen, die sich für Palästina einsetzen, zum Schweigen bringen".

Sie selbst beschreibt sich als "Journalistin, Aktivistin, Moderatorin, Podcasterin und Psychologin im Bereich Wirtschaft", als "Syrerin in Almanya". Geboren wurde sie 1994 in Leipzig, ihre Eltern stammen aus Syrien. Sie sei immer rebellisch gewesen und habe ihre Meinung gesagt, was nicht bei allen gut angekommen sei, sagte sie schon 2019. Mit "Homegirls" betreibt sie einen Podcast über "Gesellschaft, Politik, Musik und Gefühle. Und cute Babytiere!", in der TV-Dokuserie "Mode.Macht.Menschen" setzte sie sich mit Fast Fashion auseinander, für das ZDF sprach sie in einer Reportage mit Menschen über den Tod und das Sterben.

Mitte April hätte sie laut Medienberichten beim umstrittenen Palästina-Kongress 2024 in Berlin als Rednerin auftreten sollen, ihr Name findet sich jetzt nicht mehr im Programm. (Astrid Ebenführer, 9.4.2024)