Geht es der Baubranche schlecht, trifft das auch Gewerbe und Handwerk. Die Bauwirtschaft ist hierzulande immerhin für mehr als die Hälfte der Umsätze bei den Handwerkern und Gewerbetreibenden zuständig. Stehen viele Baustellen still, haben Dachdecker weniger Arbeit, bei den Glasern und Fliesenlegern bleiben die Aufträge aus, die Installateure sind nicht ausgelastet. Dementsprechend verläuft die Stimmungskurve in der Branche, die sich an den realen, eher trüben Verhältnissen orientiert.

Im Vorjahr, als die Baubranche im Rückwärtsgang unterwegs war, verzeichneten die Betriebe ein reales Umsatzminus von 5,6 Prozent. 129,7 Milliarden Euro wurden erwirtschaftet, nominell ein kleines Plus von 1,2 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Die gestiegenen Preise (plus 6,8 Prozent) fraßen das Wachstum allerdings auf. Es ist bereits das vierte Jahr in Folge, das die Branche mit einem realen Minus beendet hat, sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, Spartenobfrau in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). "Das ist natürlich auf die Dauer keine wirtschaftlich tragbare Situation, und wir wollen nicht zusehen, wie wir nach und nach mehr Betriebe verlieren", sagt die WKO-Funktionärin. Zur Erinnerung: Im Corona-Jahr 2020 war der Einbruch mit minus neun Prozent besonders dramatisch.

Ein Arbeiter steht auf einer Baustelle.
Geht es der Baubranche schlecht, bleiben auch bei vielen Handwerkern und Gewerbetreibenden die Aufträge aus.
IMAGO/Westend61

Auch im Vorjahr blieb keine Branche innerhalb des Sektors verschont. Besonders hoch fiel das Umsatzminus im Holzbau mit 10,5 Prozent aus. Ob Kunststoffverarbeiter, Dachdecker, Glaser, Spengler, Heizungs- oder Lüftungstechniker, sie alle hatten deutliche Einbußen zu verzeichnen. Vergleichsweise glimpflich davongekommen sind die Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure (minus 0,6 Prozent), die Mode- und Bekleidungstechnik und die Friseure (jeweils minus 2,0 Prozent).

Die missliche Lage spiegelt sich auch in der gedämpften Investitionslaune der Betriebe wider, referiert Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria. Im Jahr 2023 haben die Gewerbe- und Handwerksbetriebe rund 4.200 Euro pro Mitarbeiter investiert. "Das sind um 18 Prozent weniger als im Vorjahr, als noch rund 5.100 Euro investiert wurden", erklärt die Forscherin. "Die baulichen Investitionen sind um 39 Prozent zurückgegangen, alle anderen Investitionen sind gleich geblieben." Für heuer haben nur 35 Prozent der Betriebe Investitionen geplant – niedriger war dieser Wert nur im ersten Corona-Jahr 2020.

Preissteigerungen verdrängen Sorge um Fachkräfte

Was beschäftigt die Betriebe? Vor allem die Preissteigerungen bei Rohstoffen, Materialien und Energie bereiten Sorgen, sagt Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik. Das Thema Fachkräftemangel ist damit etwas in den Hintergrund gerückt. Wiewohl es in der Liste an Herausforderungen noch vor fehlendem Risiko- und Eigenkapital und Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme rangiert.

Ein Zimmerer bei der Arbeit an einem Dachstuhl. 
Stimmungsaufheller für die Branche ist jetzt der Handwerkerbonus Plus.
imago images/U. J. Alexander

Entsprechend der Gesamtsituation sind auch die Auftragspolster bei den Betrieben geschrumpft. Im ersten Quartal 2024 ist der durchschnittliche Auftragsbestand im Vergleich zum Vorjahresquartal um 11,2 Prozent gesunken. Die Hafner, Platten- und Fliesenleger berichten von einem Rückgang um knapp ein Drittel. Beim Holzbau sowie bei den Malern und Tapezierern fällt der Rückgang mit rund einem Fünftel immer noch deutlich aus. "Die Talsohle scheint aber jetzt durchschritten zu sein", urteilt KMU-Forscherin Enichlmair. "Es geht bergauf, die Erwartungen sind nicht mehr so stark negativ."

Hoffnung auf Handwerkerbonus

Stimmungsaufheller dürfte neben dem Wohnbaupaket der Regierung auch der angekündigte Handwerkerbonus Plus sein, der im April beschlossen werden soll. Dieser soll höherer dotiert sein als der ursprüngliche Handwerkerbonus und etwa auch für Arbeiten an Neu- und Zubauten gewährt werden. "Das Gesetz dazu wird jetzt erst im April im Parlament beschlossen, daher sind uns die Richtlinien mit den speziellen Details noch nicht bekannt", sagt Scheichelbauer-Schuster. 300 Millionen Euro sollen jedenfalls für die Jahre 2024 und 2025 bereitgestellt werden. Was man zudem bereits wisse: Die Höchstgrenze der förderbaren Arbeitskosten pro Person, Wohneinheit und Kalenderjahr beträgt 10.000 Euro. "Davon werden 20 Prozent, also 2000 Euro, gefördert", erklärt die WKO-Spartenobfrau. "Die Politik hat auch angekündigt, dass der Handwerkerbonus rückwirkend ab 1. März dieses Jahres beantragbar ist." Man müsse also nicht warten, "man kann sofort loslegen und Aufträge vergeben". Bei der Rechnung ist die Arbeitszeit gesondert auszuweisen, die Arbeitskosten müssen pro Rechnung mindestens 500 Euro betragen. (Regina Bruckner, 9.4.2024)