Akebono hat es als erster Nichtjapaner zum Rang des Yokozuna gebracht.

Tokio – Japans Premier Fumio Kishida kehrt nach seinem Besuch bei US-Präsident Joe Biden in ein trauerndes Land zurück. Akebono Tarō, eine Ikone des Nationalsports Sumo, ist tot. Der Vater einer Tochter und zweier Söhne starb im 55. Lebensjahr in einem Krankenhaus nahe Tokio an Herzversagen, wie seine Familie mitteilte.

Akebono wurde 1969 als US-Bürger namens Chad Rowan in Waimānalo auf O'ahu, Hawaii, geboren. 1993 kam er als erster Nichtjapaner in den höchsten Rang einer Sportart, die der Überlieferung nach seit mehr als 2.000 Jahren in Japan kultiviert wird. Bis zur Ernennung zum 64. Yokozuna der Geschichte hatte Chad Rowan einen weiten Weg zu gehen und Widerstände zu überwinden.

"Er hat Geschichte geschrieben", sagte Sumo-Expertin Shoko Sato der Nachrichtenagentur AFP. Akebono habe das Gefühl gehabt, "dass er härter arbeiten musste als die japanischen Großmeister und dass er als japanischer anerkannt werden musste als die Japaner selbst", sagte Sato. Erst 1996 erhielt Akebono, der es in seinen besten Zeiten bei 2,04 Meter Körpergröße auf 230 Kilogramm brachte, die japanische Staatsbürgerschaft.

Akebono (links) bei einem Sumo-Fight 1992.
imago/Katrin Schneider

Als Rowan 1988 nach Japan kam, um angesichts seiner vielversprechenden Anlagen reichlich verspätet ein Star des Sumo zu werden, sprach er die Landessprache nicht. Nach Eintritt in den Ringerstall Azumazeki-beya zu Tokio habe er jede Nacht geweint, erzählte Akebono viele Jahre später. Gewalt gegen die physisch wie psychisch schwer geforderten Schüler war damals noch gang und gäbe, allerdings profitierte der Außenseiter davon, dass er in Takamiyama einen Landsmann als Trainer und Fürsprecher hatte. Takamiyama, der im Juni seinen 80. Geburtstag feiert, war der erste nicht in Japan geborene Ringer, der ein Sumōturnier gewonnen hatte.

1988 feierte Rowan auch unter dem Kampfnamen Daikai, was so viel wie großes Meer bedeutet, sein Debüt im Ring. Zur selben Zeit hatten auch drei weitere Sumotori ihre ersten Auftritte, die später ebenfalls Topstars des Sumo werden sollten: die Brüder Takanohana Kōji und Wakanohana Masaru, die unmittelbar nach Akebono Yokozuna wurden, sowie Kaio Hiroyuki, der allerdings im zweithöchsten Rang eines Ozeki verblieb.

Millionenschweres Idol

Akebono ("Morgenröte", was sonst?), wie der mächtige Hawaiianer bald genannt wurde, feierte im Ringen mit Takanohana und Wakanohana bis zu seinem verletzungsbedingten Karriereende Siege bei elf Großturnieren, wurde zum millionenschweren Idol und ebnete vielen weiteren, nicht in Japan geborenen Sumotori den Weg. Unter den letzten sieben in diesen Rang erhobenen Yokozuna ist nur ein Japaner, fünf stammen aus der Mongolei, einer aus Amerikanisch-Samoa.

1998 kam Akebono in die Welt, als er bei der Eröffnungsfeier für die Olympischen Winterspiele in Nagano die traditionelle Ehrenzeremonie der Sumotori demonstrierte. Besonders eingebrannt hat sich eine Begegnung von damals bei Anni Friesinger. "Es sprach sich herum, dass er ein großer Eisschnelllauffan ist. Auf einmal stand er in der Halle. Wow", erinnerte sich die dreimalige deutsche Olympiasiegerin in einem Gespräch mit der "Welt": "Ein riesiger Auflauf. Hektik überall. Und was für eine Erscheinung, 2,04 Meter groß, 230 Kilogramm schwer. Und ich stand da mit meinen Anfang 20 Jahren, 1,68 m Körpergröße und war tief beeindruckt."

Akebono widmete sich nach der Karriere einige Jahre Sumo-Schülern und verdingte sich dann als Wrestler. "Seine Kämpfe und seine Persönlichkeit haben viele Fans in ihren Bann gezogen", rief ihm diesbezüglich der Verband All Japan Pro-Wrestling nach. Seinen letzten Wrestling-Kampf bestritt er am 11. April 2017.

Bleiben vom Hünen wird neben den Erinnerungen auch ein Lied des 1997 gestorbenen Israel Kamakawiwo'ole ("Somewhere over the Rainbow / What a Wonderful World"), bis heute Hawaiis populärster Musiker. In "Gentle Giants" besang er Akebono und dessen ebenfalls aus Hawaii stammenden Sumo-Kollegen Musashimaru und Konishiki: "Sie sind gereist, tausend Meilen weit weg. Manchmal einsam, weit weg von der Familie. Alle haben einen Traum verwirklicht, der unmöglich schien." (lü, sid, 11.4.2024)

Israel Kamakawiwo'ole Tengoku Kara Kaminari
Tengoku Kara Kaminari
aqua1968