Im Sommer 2023 machte ein mittlerweile aus der FPÖ und der Burschenschaft Germania ausgeschlossener Grazer als "Breaking Bad"-Burschenschafter Schlagzeilen. Denn er saß in U-Haft, weil er in einer Wohnung mitten in Graz vor allem Crystal Meth (Methamphetamin) hergestellt und damit gedealt haben soll – DER STANDARD berichtete.

Walter White und Jesse Pinkman, Figuren aus der Drogen-Serie Breaking Bad, wurden in Albuquerque 2022 als Statuen verewigt. 
Eine Ehre, die dem Ex-Burschenschaftler und seinem Komplizen wohl kaum zuteilwerden wird: In Albuquerque wurden die beiden Figuren Walter White und Jesse Pinkman (gespielt von Bryan Cranston und Aaron Paul) aus der US-Serie "Breaking Bad" als Statuen verewigt.
AP

Brisant ist das auch für die vom Finanzskandal gebeutelte FPÖ Steiermark, in dem es um mutmaßlich veruntreute Steuergelder und dubiose Geldflüsse der Stadtpartei geht. Denn der Mann ist eng mit einem hochrangigen FPÖ-Politiker verwandt, mit dem er sich auch Geschäftspartner teilte. Ab Freitag muss sich der Erstangeklagte nun gemeinsam mit einem Komplizen vor dem Straflandesgericht in Graz verantworten.

Der erstangeklagte Ex-Burschenschafter wurde bereits 2021 wegen Suchtgifthandels und des unerlaubten Umgangs mit Drogenausgangsstoffen zu einer nachgesehenen Haftstrafe und einer Geldstrafe verurteilt.

Dies soll ihn aber nicht davon abgehalten haben, noch in seiner Bewährungszeit bis zu seiner Festnahme im Juni 2023 weiterhin Drogen hergestellt und die dazu notwendigen Stoffe als Bestimmungstäter eingeführt und an andere weitergeben zu haben – in einer die Grenzmenge um das 25-Fache übersteigenden Menge.

Neue schwere Vorwürfe

Sein Komplize, ein gebürtiger Rumäne, soll ihm bei der Einfuhr der Drogenausgangsstoffe und auch bei der Weitergabe an Dritte geholfen haben.

Den Erstangeklagten, der in seiner Jugend für die freiheitlichen Studierenden bei einer ÖH-Wahl angetreten ist und auch später FPÖ-Mitglied war, nannten seine Abnehmer und Abnehmerinnen in den letzten Jahren laut Einvernahmeprotokollen "den Koch", da er das Crystal Meth in seinem geheimen Labor in einer Mietwohnung selbst herstellte. Er wurde letzten Sommer in Untersuchungshaft genommen.

In der Anklageschrift, die dem STANDARD vorliegt, sind nun aber auch neue schwere Vorwürfe enthalten. So wird dem Ex-Burschenschafter vorgeworfen, eine mit Drogen betäubte und daher wehrlose Frau sexuell missbraucht zu haben (Paragraf 205 StGB). Der Vater des mutmaßlichen Opfers, ein Kunde des Erstangeklagten, soll laut Anklageschrift seine Tochter "offenbar als Gegenleistung für die Übergabe von Suchtgift" dem Erstangeklagten angeboten haben.

Crystal Meth ist extrem abhängig machend.
Crystal Meth ist extrem abhängig machend.
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Der laut Anklageschrift bereits wegen sexuellen Missbrauchs verurteilte Vater des Opfers soll den mutmaßlichen Missbrauch an der Tochter sogar fotografisch dokumentiert haben.

Der Zweitangeklagte, der ebenfalls schon mehrere Vorstrafen hat, soll schon 2020 mit Drogen gehandelt haben. Er muss sich auch wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung (Paragraf 201 StGB) verantworten, denn ihm wirft ein Mann vor, er habe ihm in Hollersaft eine psychoaktiven Substanz (GBL) verabreicht und ihn so betäubt. Danach soll er von dem Zweitangeklagten sexuell missbraucht worden sein.

Virtuelle Kommunikation

Neben den Aussagen von zahlreichen weiteren Zeugen und Zeuginnen liegt der Anklagebehörde auch die Auswertung der virtuellen Kommunikation zwischen Erst- und Zweitangeklagtem vor, die meist "von Suchtmittelverkauf bzw. Suchtmittelherstellung geprägt" sei. Darin verwenden die beiden Männer auch wiederholt Abkürzungen für einschlägige Drogenzutaten.

Laut Gerichtssprecherin wird von beiden Beschuldigten nur ein kleiner Teil der Vorwürfe zugegeben. Beide Männer befinden sich nach wie vor in Untersuchungshaft. Es gilt für alle Genannten die Unschuldsvermutung. (Colette M. Schmidt, 11.4.2024)