Bengalos im LASK-Fansektor
Die Fans des LASK ärgern sich über ein Entgegenkommen des Vereins gegenüber Großsponsor BWT.
IMAGO/Nick Potts

Wolfgang Fröschl schreibt, er könne nicht "so tun, als ob nichts wär". Aus seinem Posting auf Facebook liest sich Frust und Enttäuschung heraus. Frust über den LASK. Elf Jahre lang war Fröschl der Stadionsprecher des Linzer Fußballklubs, am Saisonende wollte er aufhören. Die Luft ist raus, der Spielplan dicht, das Familienleben soll mehr Priorität bekommen. Nach den Ereignissen der vergangenen Tage "geht sich das für mich einfach nicht mehr aus!", schreibt Fröschl. Er hört sofort auf. Was ist passiert?

Der LASK sprach am Dienstag Stadionverbote gegen sechs Mitglieder der aktiven Fanszene aus. Die Landstraßler, das Kollektiv der Fanszene des LASK, teilten in einer Stellungnahme mit, den Betroffenen drohe gar ein Hausverbot in sämtlichen österreichischen Stadien. Man habe ein diesbezügliches Verfahren eingeleitet, teilte ihnen der Verein mit.

Fröschl bezeichnet die Hausverbote als "völlig absurd". Er vermutet, dass der LASK "so etwas wie 'Stärke'" demonstrieren möchte. Wenn er als Stadionsprecher weitermachen würde, "würd ich für mich – ganz klar – auf der falschen Seite stehen!", schreibt er. Der LASK bestätigte auf STANDARD-Anfrage Fröschls Aus als Stadionsprecher.

Die Stadionverbote begründet der LASK mit Aktionen der Fans der vergangenen Tage und Wochen. Beim Auswärtsspiel am Sonntag bei Sturm Graz zeigten die Landstraßler eine Choreografie, die sich gegen die Auswärtsdressen des LASK richtete. Die Linzer traten in Graz in Rosa an. Die Landstraßler haben kein Problem mit der Farbe an sich, auch die Fangruppierung Initiative Schwarz-Weiß will klarstellen, dass das nichts mit "falsch verstandener Männlichkeit oder gar Homophobie" zu tun habe.

Der LASK spielt gelegentlich in Rosa – wenn die weiß-schwarzen Trikots sich mit jenen des Gegners stechen. Aber nicht nur dann.
APA/ERWIN SCHERIAU

Den Sponsor auf die Schaufel genommen

Es geht vielmehr um das Zustandekommen des Designs: Best Water Technology (BWT), einer der "Leading Partner" und größten Sponsoren des LASK, hat einen rosa Markenauftritt. In der Vergangenheit trat das Unternehmen für Wasseraufbereitung mit Sitz in Mondsee gar als offizieller Ausrüster des LASK auf, um damit einer Obergrenze für Sponsorenflächen in Europacupspielen zu entgehen. Die rosa Dressen dürften ein Entgegenkommen des LASK gegenüber dem Sponsor sein.

Dass der Verein für Sponsoren die Farben der Dressen ändert, ärgert die Fans. Seit Monaten und Jahren setzen die Anhänger immer wieder Zeichen, mit den rosa Dressen nicht einverstanden zu sein. So auch am Sonntag in Graz. Im Auswärtssektor war auf einem Transparent eine riesige Waschmaschine zu sehen, auch übergroße, rosa Trikots haben die Fans organisiert. "Best Wäsch Technology" stand auf einem Transparent vor dem Sektor. Die Dressen kamen in die Waschmaschine, nach dem Waschgang holten die Fans die Trikots wieder heraus. Sie waren nicht mehr rosa, sondern rot-schwarz längs gestreift. Rot war seit jeher und in Anlehnung an die Landesfarben Oberösterreichs die Ausweichfarbe des LASK, wenn die Kombination im klassischen Weiß-Schwarz nicht möglich war.

"BWT nimmt dem Wasser die Härte und dem LASK seine Werte", stand auf einem weiteren Transparent. Auch der Spruch "Dressen nur in den Farben, die uns die Gründerväter gaben" war wie schon öfter in der Vergangenheit auch am Sonntag zu lesen.

Nach dem Spiel brachte die LASK-Fanszene in Linz alte Waschmaschinen zum Heimstadion auf der Gugl. Dazu wurde ein Transparent angebracht mit einer direkten Nachricht an LASK-CEO Siegmund Gruber: "Sigi, wasch dein Gewissen rein – Tradition vor Euroschein!" Gruber war für den STANDARD vorerst nicht zu erreichen.

Ordner sammelten die geworfenen Waschtabs wieder ein.
Ordner sammelten die geworfenen Waschtabs wieder ein.
APA/ERWIN SCHERIAU

"Unhaltbarer Angriff auf Fans des Linzer ASK"

In einer Aussendung vom Donnerstag betont der LASK den Sicherheitsgedanken. Fans hatten im Grazer Stadion zusätzlich zur Choreografie Waschtabs auf den Rasen geworfen und so für eine kurzzeitige Unterbrechung des Spiels gesorgt. Dem Verein drohe ein "erheblicher Schaden", man erwartet eine Geldstrafe. Wie hoch diese ausfallen könnte, sei noch nicht absehbar, hieß es vom LASK auf Anfrage. Die Bundesliga leitete ein Verfahren ein und brachte die Vorfälle zur Anzeige. Unter anderem seien durch die Würfe Ordner in Gefahr gekommen, argumentiert der LASK. Die Lieferung der Waschmaschinen vor das Linzer Stadion wertet der LASK als "illegale Müllablagerung".

Die Landstraßler kündigten an, auf aktive Fanunterstützung im Heimspiel gegen Salzburg am Freitagabend gänzlich zu verzichten. Laut Angaben des Fankollektivs befinde sich einer der sanktionierten Fans aktuell auf Auslandssemester, er verfolgte die Sturm-Partie am Sonntag "über 1.600 Kilometer von Linz entfernt". "Wir sehen dies (die Stadionverbote, Anm.) als unhaltbaren Angriff auf Landstraßler, auf alle Fans des Linzer ASK und nicht zuletzt auch auf eine kritische und unabhängige Berichterstattung rund um unseren Verein", heißt es.

Auf STANDARD-Anfrage teilte der LASK mit, dass man "jegliche Form des gewaltfreien Protests" akzeptiere. Die Vorfälle in Graz seien aber "in keiner Weise zu tolerieren, weshalb die ausgesprochenen Sanktionen alternativlos waren". Der LASK begründete die Auswahl der Sanktionierten damit, dass die beteiligten Personen vermummt waren. Dies ließ dem Verein "keine andere Wahl": Die Strafen wurden gegen fünf Mitglieder der Landstraßler ausgesprochen, die eine offizielle Funktion innehaben, weil sie "damit die Hauptverantwortung tragen". Gleiches gelte für einen Vertreter der Initiative Schwarz-Weiß.

Die Landstraßler sagen: "Ein derartiger Angriff auf Fans des LASK kann und wird nicht unbeantwortet bleiben." (Lukas Zahrer, 12.4.2024)