Das Klimaticket Österreich (KTÖ) erfreut sich immer größerer Beliebtheit und ist auch über die österreichischen Grenzen hinweg ein Vorzeigeprojekt, das im übrigen Europa wahrgenommen wird. Neben dem niedrigen Preis von drei Euro pro Tag wird vor allem dessen Einführung (inklusive der Einigung mit allen Verkehrsverbünden und Verkehrsunternehmen) und die Möglichkeit der Nutzung nahezu aller Verkehrsmittel in Österreich mit nur einem Ticket als Errungenschaft gesehen. Zusätzlich zum KTÖ gibt es auch die regionalen Klimatickets, mit denen alle Öffis im jeweiligen Bundesland beziehungsweise mehreren Bundesländern (zurzeit ausschließlich im Verkehrsverbund Ostregion VOR) genutzt werden können.

Ein Blick auf die Entwicklung der Verkaufszahlen des Klimatickets seit Verkaufsstart im Oktober 2021 zeigt einen konstanten Anstieg: Wurden bereits vor dem Start seiner Gültigkeit im Jahr 2021 am Nationalfeiertag knapp 74.000 KTÖs verkauft, steigerte sich diese Zahl bis Ende 2023 auf insgesamt etwa 272.000 Tickets. Begleitet wird diese Entwicklung von spezifischen Rabatten, wie dem vergünstigten Vorverkaufspreis, einem Gratis-Monat bei Verlängerung oder kostenlosen Tickets für Zivildiener und Teilnehmende am Freiwilligen Sozialjahr. Im Laufe des Jahres 2024 sollen alle 18-Jährigen für zwölf Monate ein gratis KTÖ erhalten. Ziel ist es, das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln für junge Menschen noch attraktiver zu machen und auch künftig ein klimafreundlicheres Mobilitätsverhalten zu prägen.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der KTÖ-Verkaufszahlen und begleitende Rabatt-Aktionen sowie ausgewählte Meilensteine.
Die Grafik zeigt die Entwicklung der KTÖ-Verkaufszahlen und begleitende Rabatt-Aktionen sowie ausgewählte Meilensteine.
Soteropoulos, Pühringer, Kalasek

Auch mehr und mehr Arbeitgeber bieten das KTÖ als Benefit für die eigenen Mitarbeiter an, um eine im Rahmen von betrieblichem Mobilitätsmanagement nachhaltigere Unternehmensmobilität zu fördern: Während Deloitte Österreich das erste Großunternehmen war, das bereits kurz nach dessen Einführung im Jahr 2021 den eigenen Mitarbeitern das KTÖ als Job-Ticket anbot, war das Ticket kürzlich sogar Teil eines Kollektivvertragsabschlusses: Im Bereich Metallgewerbe wurde im Rahmen der KV-Verhandlungen der Herbstlohnrunde vereinbart, dass Lehrlinge zusätzlich zur Entlohnung ein Klimaticket erhalten.

Regionale Unterschiede

Betrachtet man die einzelnen Bundesländer wird deutlich, dass die meisten österreichweit gültigen Tickets bislang (Stand Ende 2023) mit 86.000 in Wien verkauft wurden, gefolgt von 66.000 Tickets in Niederösterreich und 47.000 Tickets in Oberösterreich. Die wenigsten Tickets wurden im Burgenland und in Vorarlberg verkauft. Zusätzlich wurden noch etwa 1.000 KTÖs an Personen im Ausland verkauft. Seit Ende 2021 hat sich die Anzahl der österreichweiten Tickets in nahezu allen Bundesländern mehr als verdoppelt, in Vorarlberg sogar verdreifacht.

Verkaufszahlen Klimaticket Österreich (KTÖ)
Die Grafik zeigt die Verkaufszahlen des Klimaticket Österreich (KTÖ) differenziert nach Jahr und Bundesland. In allen Bundesländern ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.
Soteropoulos, Pühringer, Kalasek

Setzt man die Verkaufszahlen in Relation zur Einwohnerzahl der einzelnen Bundesländer, zeigt sich auf den vorderen Positionen ein ähnliches Bild: die meisten KTÖs pro 100.000 Einwohner gibt es in Wien, gefolgt von Niederösterreich und Oberösterreich. Speziell die Steiermark weist hier im Bundesländer-Vergleich mit etwa 1.417 KTÖs pro 100.000 Einwohnern einen der geringsten Werte auf, dicht gefolgt von Kärnten mit 1.404. Die beiden Bundesländer liegen damit im Pro-Kopf-Vergleich bei unter der Hälfte der drei führenden Länder, Wien, Niederösterreich und Oberösterreich.

KTÖs in Relation zur jeweiligen Einwohnerzahl.
Soteropoulos, Pühringer, Kalasek

Regionale Klimatickets

Neben den österreichweiten KTÖs werden seit Oktober beziehungsweise November 2021 im Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg sowie seit Jänner 2022 in Kärnten und Salzburg und seit März 2022 in Tirol auch regionale Klimatickets (KTR) verkauft. Diese sind jeweils für die Bundesländer gültig, beziehungsweise im Fall von Wien, Niederösterreich und Burgenland für diese zusammengefasste Großregion des VOR (beziehungsweise nur Niederösterreich und Burgenland). Die meisten KTRs wurden in Tirol, Vorarlberg und der Steiermark verkauft – zusätzlich gibt es noch eine Vielzahl von Nutzern der 365 Euro-Jahreskarte in Wien, die dort bereits im Jahr 2012 eingeführt wurde.

Wieder in Relation zur Gesamtbevölkerung weist Vorarlberg mit regionalen 18.953 KTRs pro 100.000 Einwohner die meisten verkauften regionalen Klimatickets auf, gefolgt von Tirol mit 12.317 KTRs. Kärnten weist mit 1.757 regionalen Tickets pro 100.000 Einwohnern die wenigsten verkauften KTRs in Relation zur Einwohnerzahl auf. Kärnten befindet sich sowohl bei den Klimatickets Österreich als auch bei den regionalen Klimatickets je 100.000 Einwohner auf einem der hinteren Plätze. Auffallend in der Gesamtschau aus Klimaticket Österreich und regionalen Klimatickets ist, dass sich Vorarlberg zwar bei den verkauften KTÖs je 100.000 Einwohner eher im Mittelfeld befindet, jedoch im Vergleich der Bundesländer eine sehr hohe Anzahl verkaufter KTRs je 100.000 Einwohner aufweist. Ein Grund hierfür könnte schlichtweg die räumliche Lage Vorarlbergs sein mit seinen starken Verflechtungen im Rheintal mit der Schweiz und Deutschland.

Regionale Klimatickets vs. Klimaticket Österreich in den Bundesländern
Die Relation der verkauften Tickets zur Einwohnerzahl unterscheidet sich zwischen KTR und KTÖ stark.
Soteropoulos, Pühringer, Kalasek

Qualität des ÖV-Angebots in den Bundesländern

Intuitiv würde man vermuten, dass die Qualität des ÖV-Angebots starken Einfluss auf den jeweiligen Kauf des Klimatickets beziehungsweise die Verkaufszahlen hat. Die Bewertung des Angebots hinsichtlich des öffentlichen Verkehrs erfolgt aktuell über die sogenannten ÖV-Güteklassen, die von der AustriaTech jährlich erstellt werden und erst kürzlich für 2023 veröffentlicht wurden. Die ÖV-Güteklassen sind ein österreichweit einheitliches Modell zur räumlichen Darstellung der Erschließungsqualität von Standorten und Gebieten durch öffentliche Verkehrsmittel. Die ÖV-Güteklasse eines Standorts wird anhand dieser Parameter ermittelt:

Insgesamt gibt es sieben Güteklassen (A bis G), wobei die Güteklasse A eine höchstrangige ÖV-Erschließung oftmals in urbanen Gebieten mit gutem ÖV-Angebot auftritt und die Güteklasse G eine Basiserschließung, häufig im ländlichen Bereich darstellt. Insgesamt zeichnen die ÖV-Güteklassen durch die Kombination der Angebotsgüte mit der Erreichbarkeit ein zweckmäßiges Angebotsqualität an den ÖV-Haltestellen beziehungsweise Stationen.

Die Betrachtung der Einwohner je ÖV-Güteklasse nach Bundesländern zeigt, dass in Wien erwartungsgemäß für den Großteil der Bevölkerung eine höchstrangige ÖV-Erschließung (A) bis sehr gute ÖV-Erschließung (C) zur Verfügung steht – auch Vorarlberg und Salzburg weisen im Vergleich mit den anderen Bundesländern höhere Bevölkerungsanteile mit einer zumindest sehr guten ÖV-Erschließung auf. In Kärnten und im Burgenland steht hingegen für den im Vergleich mit den anderen Bundesländern geringsten Anteil der Wohnbevölkerung eine sehr gute oder bessere ÖV Erschließung (Klassen A-C) zur Verfügung.

Einwohner je ÖV-Güteklasse je Bundesland
Die Grafik zeigt den Anteil der Einwohner je Bundesland und ÖV-Güteklasse.
Soteropoulos, Pühringer, Kalasek

ÖV-Qualität und verkaufte Klimatickets

Die gemeinsame bundeslandweise Darstellung des Anteils der Bewohner in den Güteklassen A bis C und der verkauften KTÖs zeigt einen positiven Zusammenhang. Neben dem ÖV-Angebot spielen aber auch noch andere Faktoren eine entscheidende Rolle: Starke Pendelverflechtungen mit beziehungsweise ohne attraktivem ÖV-Angebot, das Vorhandensein und die räumliche Verteilung urbaner Zentren und Ballungsräume oder schlichtweg die räumliche Lage, um nur einige wenige zu nennen.

ÖV-Güteklasse und KTÖs
Die Grafik visualisiert den Zusammenhang zwischen dem Anteil der Einwohner mit gutem ÖV-Angebot in den Güteklassen A bis C und den verkauften KTÖs je Bundesland.
Soteropoulos, Pühringer, Kalasek

Effekte des Tickets auf das Mobilitätsverhalten

Zusammenfassend zeigt sich sowohl beim Klimaticket Österreich als auch bei den regionalen Tickets eine Zunahme der Verkaufszahlen – immer mehr Menschen nutzen mit diesen Tickets den öffentlichen Verkehr in Österreich. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang auch die ersten Verlagerungseffekte, die durch das Klimaticket Österreich bereits messbar werden. Gemäß Klimaticket-Report 2022, in welchem die Ergebnisse der Begleitforschung und Nachfrageerhebung zum KTÖ präsentiert werden, hätten bis zu 20 Prozent der Klimaticket-Fahrten ohne dieses Ticket hauptsächlich mit dem Pkw stattgefunden, während nur bis zu fünf Prozent der Fahrten ohne das Klimaticket Österreich überhaupt nicht unternommen worden wären. Auch in dieser Hinsicht scheint das Klimaticket Österreich somit einen Beitrag zu leisten. Beim nächsten Klimaticket-Report wären zusätzlich auch Informationen über Veränderungen des Pkw-Besitzes interessant. Die weiterhin anhaltende Beliebtheit des Klimatickets sowie auch die steigende Nachfrage nach Bahnreisen sind ein vielversprechendes Zeichen für das wachsende Umweltbewusstsein im Verkehrssektor. Relevant sind aber nicht nur attraktive Tickets, sondern – das zeigt letztlich auch die Verteilung der Bevölkerung nach ÖV-Güteklassen – der zeitgleiche Ausbau des ÖPNV und vor allem auch der verfügbaren Kapazitäten. (Aggelos Soteropoulos, Florian Pühringer, Robert Kalasek, 22.4.2024)