Marcel Sabitzer
Marcel Sabitzer wurde mit seinem Treffer zum 4:2 zum Matchwinner.
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Dortmund – Als es vorbei war, endlich vorbei, da warf sich Marcel Sabitzer einfach bäuchlings auf den nassen Rasen. Mats Hummels kam angerannt, setzte sich auf ihn und trommelte ihm vor Freude mit den Händen auf die Schultern. "Eine unglaubliche Achterbahnfahrt der Gefühle", sagte der ÖFB-Teamspieler, habe er an einem denkwürdigen Europacup-Abend erlebt – die Party in der Kabine von Borussia Dortmund war der krönende Abschluss.

Es hatte wahrlich nicht viel für eine Heldengeschichte gesprochen, als Sabitzer sich in der dritten Spielminute entsetzt die Hände vors Gesicht schlug – er wäre am liebsten in einem Loch verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Wie hatte er diese riesige Torchance vergeben können, in einem solch wichtigen Duell, aus nur fünf Metern Entfernung?

Das fragten sich Sabitzer selbst, alle Mitspieler und 80.000 Fans bei diesem faszinierend wilden 4:2 (2:0) im Champions-League-Viertelfinale gegen Atletico Madrid. "Wir haben weitergemacht, wir haben dran geglaubt", sagte er später – besonders er selbst. Julian Brandt hielt zwar später stolz die kleine Trophäe für den Mann des Abends in der Hand, aber eigentlich, sagte er, hätte sie Sabitzer für dessen "brutalen Impact" gebührt.

Nach dem Schlusspfiff legte sich Marcel Sabitzer auf den Bauch.
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BVB-Trainer Terzic: Sabitzer? "Herrlich!"

Denn als dem BVB das Spiel entglitten, Atletico aus dem Nichts auf 2:2 zurückgekommen war, drehte der 30-Jährige erst so richtig auf. Seine Maßflanke verwertete Niclas Füllkrug mit einem perfekten Kopfball zum 3:2, das letzte Tor besorgte Sabitzer von der Strafraumgrenze aus selbst. Es gab kein Halten mehr, das ohnehin brodelnde Stadion kochte vollends über.

"Was soll man dazu sagen?", fragte sein Trainer Edin Terzic lachend, "unglaubliches Tor, unglaublicher Lauf. Herrlich!" Auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schwärmte von Sabitzer: "Er hat es in den letzten Spielen schon angedeutet, jetzt hat er es veredelt. Aber genau dafür haben wir ihn geholt."

Nach einer schwierigen Eingewöhnungszeit läuft der frühere Bayern- und ManUnited-Spieler in der wichtigsten Saisonphase zur Höchstform auf. Bereits bei Borussia Mönchengladbach im Ligaspiel hatte er zwei Tore erzielt, das VAR-Chaos um seinen bereits verwandelten, aber dann doch noch zurückgenommenen Elfmeter verhinderte einen Dreierpack. Aktuell ist Sabitzer mit fünf Assists der beste Vorlagengeber der laufenden Champions-League-Saison. Laut Datenanbieter Opta ist er auch der erste Österreicher, der in einem K.-o.-Spiel der Champions League drei Scorerpunkte gesammelt hat.

"Seit Tag eins habe ich mich hier sehr wohl gefühlt und das Vertrauen ist da", sagte Sabitzer am Dienstagabend. "In den letzten Wochen läuft es für mich persönlich sehr gut und ich möchte da weitermachen."

Vom Flop zum Mann mit "brutaler Qualität"

Und jetzt: das! "MAR-VELOUS", jubelte die englische Boulevardzeitung "The Sun" in Anspielung auf seinen Vornamen, nicht ohne eine Spitze: "Der frühere Manchester-United-Flop führt den deutschen Giganten ins Halbfinale."

Flop? Das ist weit, weit weg. Sabitzers "brutale Qualität" (Terzic) soll dem BVB in den kommenden Wochen doppelt helfen: einerseits auf dem Weg zum Endspiel in Wembley; andererseits im Kampf um die erneute Qualifikation für die Königsklasse. Trainer Terzic gab nach dem Spiel am Dienstag das Finale als Ziel aus. "Wenn man schon mal da ist, macht es auch Sinn, ums Finale zu kämpfen", sagte er und versprach: "Wir werden alles versuchen." (luza, sid, 17.4.2024)