In Kirchbach-Zerlach in der Südoststeiermark herrscht derzeit emsige Betriebsamkeit. Die Technologiegruppe Miba ist dort seit 2010 mit Produktionsstandorten vertreten. Jetzt wird die Produktionsfläche von 3000 auf 6300 Quadratmeter mehr als verdoppelt. Hier werden Komponenten, die es für E-Mobilität braucht, produziert – Leistungs- und Hochspannungswiderstände etwa. Komponenten, ohne die ein E-Auto heute nicht denkbar ist: Schaltet man ein E-Auto aus, muss die Spannung, die im Auto aufgebaut worden ist, sicher entladen werden. Die entsprechenden Entladewiderstände finden sich in E-Autos chinesischer Hersteller wie BYD ebenso wie bei den großen deutschen Herstellern. 300 Mitarbeiter forschen und produzieren in der Steiermark für diesen Bereich.

Ein Arbeiter hinter einer Windturbine. 
Windräder, höher als der Eiffelturm – dafür liefern auch die Oberösterreicher Komponenten. Die Technologie der Laakirchner ist zum Beispiel in Bremsen, Getrieben, Rotor-Hauptlagern und in der Elektronik der Windturbinen verbaut.
AP/Rich Crowder

15 Millionen Euro werden in der Steiermark investiert, 40 neue Jobs entstehen. 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet die Miba derzeit noch im Automotive-Geschäft. Als Autozulieferer versteht man sich aber schon lange nicht mehr. Lange war die aus einer Schlosserwerkstatt zum Gleitlagerhersteller mutierte Miba-Gruppe mit weltweit 29 Produktionsstandorten und 7622 Mitarbeitern (2976 in Österreich) vor allem in der Antriebstechnik für Mobilität tätig. Mittlerweile treibt die Dekarbonisierung auch andere Geschäftsfelder. In Sachen Mobilität wird diversifiziert. Seit 2016 wird in Sachen E-Mobilität ausgebaut. Heute steckt in einem durchschnittlichen Pkw mit Verbrennungsmotor ebenso viel Miba wie in einem E-Auto.

Auch wenn Miba-Vorstandschef Peter Mitterbauer von einem Verbrennerverbot auf EU-Ebene wenig hält, wie er wiederholt erklärte, und in Sachen Antriebstechnologie bei den Autos eher von wachsender Vielfalt denn vom kompletten Umstieg auf E-Mobilität ausgeht, rechnet sich die Gruppe mit der wachsenden Zahl an Stromern gute Zukunftschancen aus. Die Umsätze mit Technologien für die batterieelektrischen Fahrzeuge haben sich binnen zweier Jahre verdreifacht. Vor allem Hightechwiderstände für E-Fahrzeuge und Batterietechnologien treiben das Wachstum an. Auch Komponenten für effiziente und umweltfreundliche Antriebe für Schiffe und Eisenbahnen gehören dazu.

Wachstum im Ausland

Mitterbauer geht davon aus, dass auch die großen deutschen Autobauer bei der Wende zur E-Mobilität neben den chinesischen Anbietern bestehen. Stichwort China: Auch dort wird derzeit ausgebaut. Es ist bereits das vierte Werk in China, das nun in der Region Shenzhen (in der Stadt Qingxi) entsteht. Auch hier werden Widerstände - etwa für E-Autos produziert. 1100 der insgesamt 7622 Mitarbeiter, die der Konzern beschäftigt, arbeiten mittlerweile in China. 175 Millionen Euro wurden im vergangenen Geschäftsjahr in China erwirtschaftet. Lokale Produktion für lokale Kunden, nennt das Mitterbauer. So hofft man auch, beim Konflikt zwischen der EU und China um etwaige Wettbewerbsvorteile bei der Produktion grüner Technologien und mögliche Strafzölle der EU möglichst ungeschoren davonzukommen. Investiert wurden im vergangenen Jahr 130 Millionen Euro, heuer sollen es in etwa gleich viel werden.

Modelle des chinesischen E-Autobauers BYD auf einem Parkplatz. 
Modelle des chinesischen E-Autobauers BYD sind bereit zum Export. Auch hier stecken Komponenten der Oberösterreicher drin.
AFP/STR

Auch für die österreichischen Standorte fällt dabei etwas ab. Am Stammsitz in Laakirchen entsteht etwa für zwölf Millionen Euro ein Zentrum für Aus- und Weiterbildung. "Überproportional wird außerhalb von Österreich investiert", räumt Mitterbauer bei der Präsentation der Geschäftszahlen in Wien ein. Er kann auch genau erklären, warum: In Österreich seien die Kosten für einen Mitarbeiter dreimal so hoch wie in der Slowakei, gar nicht zu reden von Indien, wo der Unterschied das Zehnfache ausmache. "Österreich verliert an Wettbewerbsfähigkeit", sagt Mitterbauer und verweist auf die Lohnstückkosten, die stark gewachsen seien. "Ich bin in Sorge, dass wir dabei sind, den Wohlstand zu verlieren", sagt der Miba-Chef.

Umsatzplus

Gewachsen ist auch der Umsatz – auf mittlerweile 1,205 Milliarden Euro. Ein Plus von 8,1 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Vor allem die Nachfrage nach Industriegütern habe das Wachstum befeuert. Gewinnzahlen gibt das Unternehmen traditionell nicht bekannt. "Aber wir machen Gewinn", sagt Mitterbauer. Einen Wachstumsspielraum verschaffe die Eigenkapitalquote, die auf 53,8 Prozent gestiegen ist. Treiber des Geschäfts sei neben E-Mobility die Windenergie. Die Umsätze in diesem Segment hätten sich in den vergangenen zwei Jahren verdreifacht. Mitterbauer nennt Windturbinen, die immer höher gebaut werden. Miba produziert Maschinen für den Bau riesiger Offshore-Windräder am Meer. In China etwa erreichten neue Projekte eineinhalbfache Eiffelturm-Höhe – es seien wahre Türme in den Meeren mit einer entsprechenden Leistung von 18 Megawatt. (Zum Vergleich: Derzeit übliche Windräder im Burgenland etwa bringen es auf drei bis vier Megawatt.) 80.000 Haushalte pro Jahr könne man mit solchen Riesentürmen mit Strom versorgen. (Regina Bruckner, 19.4.2024)