Vienna City Marathon
Die VCM-Sieger 2024: Chala Regasa (li) undNazret Weldu.
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Wien – Der 41. Vienna City Marathon (VCM) hat am Sonntag insofern Überraschendes geliefert, als dass es erstmals seit 2015 keinen kenianischen Sieg gegeben hat. Bei den Männern setzte sich der Äthiopier Chala Regasa in einer Zeit von 2:06:35 Stunden durch. Bei den Frauen gab es erstmals eine Siegerin aus Eritrea. Nazret Weldu bewältigte die klassische Distanz von 42,195 Kilometern in 2:24:08 Stunden. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen wurden die Streckenrekorde verpasst. Österreichs Beste waren Julia Mayer und Mario Bauernfeind.

Bauernfeind wurde in 2:14:19 Fünfzehnter. Der lange Zeit mit ihm gelaufene ÖLV-Rekordhalter (2:10:06) Peter Herzog musste in der Prater Hauptallee von seinem Landsmann abreißen lassen und kam in 2:15:29 Minuten als 19. ins Ziel. Beide hatten im Vorfeld über eine nicht perfekte Vorbereitung berichtet. Anders war das bei Mayer, die Niederösterreicherin blieb in 2:31:25 4:42 Minuten über ihrem Anfang Dezember in Valencia fixierten nationalen Rekord sowie 43 Sekunden über ihrer Wiener Vorjahresmarke, als es auch zu einem ÖLV-Rekord gereicht hatte.

Vienna City Marathon Julia Mayer
Beim Zieleinlauf von Julia Mayer hatte auch Stadtrat Peter Hacker (li) Spaß.
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Die 31-Jährige hatte allerdings im Vorfeld wie im August 2023 beim WM-Rennen in Budapest ihre Periode bekommen und somit nicht die Möglichkeit, in ihrem Bestzeitbereich zu laufen. "Das war mental ein bisschen schwer, darum bin ich stolz auf meinen Körper. Ich bin sehr zufrieden", sagte Mayer im Ziel. "Es war wieder ein richtig geiles Rennen. Das Ziel war mit der europäischen Spitze mitzulaufen. Es ist alles so aufgegangen." Sie war anders als die übrige Spitze mit langer Hose gelaufen, auf dem letzten Kilometer sandte sie mehrmals ein mit ihren Fingern geformtes Herz ins Publikum.

Bauernfeind klassierte sich als drittbester Europäer, er zeigte sich mit seiner Leistung sehr zufrieden. "Die Vorbereitung war nicht optimal. Es war alles perfekt, ich habe mich von Anfang an gut gefühlt. Das Wetter war wirklich gut." Eine Freude mit seiner Performance hatte auch Herzog, er hatte länger mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. "Ich kann mich mit heute wieder Marathonläufer nennen", sagte der Salzburger. Über seine Zeit sei er relativ positiv überrascht gewesen. Über das Duell mit Bauernfeind: "Bei Kilometer 34 hat er gezeigt, wer der Chef ist."

Vienna City Marathon
Mario Bauernfeind und Julia Mayer haben sich wacker geschlagen.
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Regasa war als einer der Favoriten ins Rennen gegangen und setzte sich schon rund um Kilometer 30 von der Konkurrenz ab. Der 26-Jährige verfehlte den im Vorjahr vom Kenianer Samuel Mailu in 2:05:08 fixierten Streckenrekord um rund eineinhalb Minuten. Er sorgte für den ersten äthiopischen VCM-Sieg seit 2015, als Sisay Lemma in 2:07:31 Minuten erfolgreich war.

Regasa selbst hatte davor nur einen Marathon bestritten. Im April 2023 war er in Rotterdam gelaufen und in 2:06:11 Fünfter geworden. In Wien war er allerdings schon 2019 gewesen, als er – auch auf Teilen der VCM-Strecke – für Eliud Kipchoge bei dessen 1:59-"Laborrennen" im Pacemaker-Einsatz gewesen war. "Ich bin nicht hier, um mich zurückzuhalten", hatte Regasa am Donnerstag gesagt – und setzte sein Vorhaben in die Tat um.

Der letzte Meter der 42,195 Kilometer für Chala Regasa.
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Er hatte schließlich einen Riesenvorsprung von mehr als vier Minuten auf den zweitplatzierten Kenianer Bernard Muia (2:10:42). Dritter wurde der Kenianer Albert Kangogo in 2:10:44. "Ich habe mich lange für dieses Rennen vorbereitet, mein Fokus war auf dem Sieg. Es ist großartig, dieses Rennen gewonnen zu haben", sagte Regasa im ORF. Die Temperaturen seien für ihn etwas kalt gewesen. "Nach Kilometer 32 war es auch ein bisschen windig. Ich wollte unter 2:06 laufen und wollte pushen, aber es hat nicht funktioniert." Regasa kündigte an, zum VCM zurückkommen zu wollen.

Weldu gewann bei den Frauen ähnlich souverän, die 34-Jährige hatte 2:14 Minuten Vorsprung auf die zweitplatzierte Kenianerin Faith Chepkoech. Deren Landsfrau Rebbeca Tanui belegte in 2:26:53 Rang drei. Weldu hatte das Olympia-Limit angestrebt und dann auch klar unterboten. "Es war ein großartiger Tag für mich", meinte sie und merkte an, dass es teilweise ein wenig windig gewesen sei. Mayer wurde bei den Frauen Zehnte und zweitbeste Europäerin hinter Lilia Fisikovici (MDA/2:30:06)

19-jähriger Wiener Halbmarathonsieger

Einen österreichischen Triple-Sieg gab es im Halbmarathon. Der erst 19-jährige Wiener Timo Hinterndorfer lief mit der Marathon-Spitze mit und bewältigte die Distanz in neuer persönlicher Bestzeit von 1:03:05 Stunden. Er war damit nur um zwei Sekunden langsamer als die VCM-Spitze. Hinterndorfer hatte erst vor zwei Wochen den Linz-Halbmarathon in 1:03:25 gewonnen. Timon Theuer in 1:05:45 und Thomas Messner in 1:06:29 komplettierten einen österreichischen Dreifachsieg.

VCM Vienna City Marathon
Ziemlich erledigt.
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Das Rennen lief bei besseren äußeren Bedingungen ab, als es ob der Prognosen zu befürchten gewesen war. Schon im Startbereich wurden die inklusive der Neben-Bewerbe rund 35.000 Athleten von Sonnenschein begrüßt, die Temperaturen bewegten sich im niedrigen einstelligen Bereich, der Wind war nicht so störend wie erwartet.

Gestört wurde das Laufevent von einer Protestaktion der "Letzten Generation". Die Klimaprotestgruppe schüttete auf der Reichsbrücke orange Farbe aus. Die Polizei griff prompt ein und verhinderte eine Unterbrechung der Veranstaltung. (APA, red, 21.4.2024)

Ergebnisse des 41. Vienna City Marathons vom Sonntag:

Männer: 1. Chala Regasa (ETH) 2:06:35 Std. - 2. Bernard Muia (KEN) 2:10:42 - 3. Albert Kangogo (KEN) 2:10:44 - 4. Leonard Barsoto (KEN) 2:10:52 - 5. Cameron Avery (NZL) 2:10:53 - 6. Juan Pacheco (MEX) 2:11:42. Weiter: 15. Mario Bauernfeind (AUT) 2:14:19 - 19. Peter Herzog (AUT) 2:15:29

Frauen: 1. Nazret Weldu (ETH) 2:24:08 - 2. Faith Chepkoech (KEN) 2:26:22 Std. - 3. Rebbeca Tanui (KEN) 2:26:53 - 4. Jovana de la Cruz Capani (PER) 2:27:54 - 5. Lilia Fisikovici (MDA) 2:30:06 - 6. Shyline Torotich (KEN) 2:30:36. Weiter: 10. Julia Mayer (AUT) 2:31:25

Halbmarathon (21,097 km): 1. Timo Hinterndorfer (AUT) 1:03:05 Std. - 2. Timon Theuer (AUT) 1:05:45 - 3. Thomas Messner (AUT) 1:06:29