Das Bild zeigt eine Montagehalle von Volkswagen in Zwickau, Deutschland.
Eine neuer Bericht des EU-Rechnungshofs legt nahe, dass es akuten Nachbesserungsbedarf bei E-Autos in Europa gibt.
IMAGO/Uwe Meinhold

Die Vorwürfe gegen E-Autos sind nicht neu. Zwar bieten sie zweifellos eine Reihe von Vorteilen, etwa die Verringerung der CO2-Emissionen und eine Reduzierung der Abhängigkeit fossiler Brennstoffe. Dennoch scheinen Politik und Industrie immer offensichtlicher werdende Probleme nicht in den Griff zu bekommen.

Hohe Kosten und eine bescheidene (Lade-)Infrastruktur führen in Europa unter anderem dazu, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher beim Autokauf immer noch zum Verbrenner hingezogen fühlen. Das kritisieren jetzt auch die Prüfer vom EU-Rechnungshof: In einem aktuellen Bericht stellen sie E-Autos in Europa ein überwiegend schlechtes Zeugnis aus und sehen akuten Handlungsbedarf.

Batterieprobleme

Einer der größten Stolpersteine auf dem Weg zur breiteren Akzeptanz von E-Autos sind und bleiben die hohen Kosten. Zu teuer jedenfalls, um eine breite Masse zu erreichen, heißt es vom Rechnungshof. Schon länger ist bekannt, dass die Anschaffungskosten den Umstieg auf ein E-Auto erheblich erschweren – und auch auch die Reparaturkosten der Fahrzeuge stehen zunehmend in der Kritik. Als Spielverderber dürfte sich dabei nach und nach die Batterie entpuppen. Die hohen Kosten sollen weniger aus der direkten Herstellung der Fahrzeuge resultieren, sondern insbesondere aus der Batterieproduktion, die in Europa noch in den Kinderschuhen steckt.

Der Rechnungshof weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass weniger als zehn Prozent der weltweiten Batterieproduktion in Europa stattfindet – darüber hinaus befindet sich die EU in der prekären Lage, besonders im Hinblick auf Batterierohstoffe von Drittländern abhängig zu sein. Die Kosten für in der EU hergestellte Batterien sind trotz umfangreicher öffentlicher Förderungen höher als ursprünglich geplant, was wiederum die Gesamtkosten für die Endverbraucher in die Höhe treibt.

Bitte aufladen oder -tanken, aber wie?

Die Probleme für E-Autos erstrecken sich aber offenbar auch auf die Lade-Infrastruktur. Laut dem Bericht des Rechnungshofs konzentrieren sich etwa 70 Prozent aller Ladestationen in nur drei der 27 EU-Länder: Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. In vielen Teilen Europas, insbesondere in Osteuropa, sei das Ladenetzwerk unzureichend ausgebaut, was die Nutzung von Elektroautos über längere Strecken zu einer Farce macht und nicht zuletzt ein großes Hindernis für die europaweite Adoption dieser Technologie darstellt.

Unabhängig von der schleppenden Entwicklung bei E-Autos kritisiert der Rechnungshof, dass Europa ein "klarer und stabiler Fahrplan" zur Bewältigung der langfristigen Probleme der Branche fehle. Im Hinblick auf alternative Kraftstoffe könne es etwa auch nicht sein, dass Biokraftstoffe heutzutage noch teurer als kohlenstoffbasierte Kraftstoffe seien und es derzeit billiger sei, Emissionszertifikate zu erwerben, als auf Biokraftstoffe umzusteigen. In diesem Zusammenhang stand auch die Besteuerungspolitik der EU-Länder in der Kritik.

In Anbetracht der unmissverständlichen Kritik des Rechnungshofs bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen den Wink mit dem Zaunpfahl ernst nehmen und aktiv an Lösungen arbeiten, die Elektroautos nicht nur als schöngefärbte Option, sondern als eine gegenwärtige Chance für einen Wandel begreifen. Denn: "Die EU hat nicht viele Trümpfe in der Hand, wenn es um die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte geht: Der Zugang zu Rohstoffen, die von der Industrie und den Bürgern zu tragenden Kosten sowie fehlende Infrastruktur könnten dazu führen, dass sie ihren Einsatz verspielt", warnt ERH-Expertin Annemie Turtelboom. (bbr, 24.4.2024)