Huawei Launch Event 2024
Vor rund 800 Journalisten wurden die neuen Produkte live präsentiert.
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Dubai – 37 Grad im Schatten. Hunderte geladene Journalisten in einem der imposantesten Hotels der Welt, dem Atlantis The Royal. Der Anlass: Der chinesische Tech-Konzern Huawei stellte am Dienstag sein neues Entertainment-Portfolio vor. Angefangen mit einem Tablet, auf dem man wie auf Papier zeichnet, ambitionierte Wearables, aber auch das erste Laptop in dieser Größe, das weniger als ein Kilo wiegt – mit Feature-Vielfalt und Mut will man im hart umkämpften Markt ein starkes Lebenszeichen setzen.

Die Vorzeichen sind gut. Mit rund 150 Millionen ausgelieferten Wearables und 100 Millionen ausgelieferten Tablets konnte man in den letzten Jahren viel Erfahrung mit den unterschiedlichen Hardware-Kategorien sammeln. Allein 2023 gab man laut eigenen Angaben über 22 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung aus, um weiter innovativ bleiben zu können. Das ist in diesem Markt auch dringend nötig, nicht zuletzt weil Apple am selben Abend ebenfalls neue Tablets vorstellte die ebenfalls einige Überraschungen boten.

Ob die chinesische Tech-Offensive gelingen könnte, davon durfte sich der STANDARD vor Ort überzeugen und erstmals Hand an die Geräte legen.

Fitness-Trainer: Huawei Watch Fit 3

Mit der Watch Fit 3 präsentierte Huawei vor zwei Jahren eine Smartwatch, die sich preisgünstig und trotzdem einigermaßen hochwertig gab. Dem guten Feedback der Kritiker folgend, wurde nun der Nachfolger präsentiert: die Huawei Watch Fit 3. Das Design ist in diesem Jahr der Apple Watch noch viel ähnlicher, und auch der Drehknopf an der Seite erinnert stark an die Konkurrenz aus Cupertino.

Mit 9,9 Millimeter Höhe und einem 26 Gramm leichten Aluminiumgehäuse ist man auch von den Dimensionen sehr nah bei der Apple Watch. Ein 1,82 Zoll großes AMOLED-Display bietet ein 77-prozentiges Screen-to-Body-Verhältnis und eine Helligkeit von 1500 Nits, die auch direkter Sonneneinstrahlung trotzt. HD-Auflösung und eine 60-Hz-Bildwiederholrate runden die technischen Rahmenbedingungen des Neuankömmlings ab.

Hauwei Watch Fit 3
Der tägliche Fitnessbegleiter hat ein schickes Redesign erhalten.
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Huawei Watch Fit 3
Wie bei fast jeder Smartwatch darf auch bei der Watch Fit 3 aus mehreren Farbvarianten und Armbandmaterialen gewählt werden.
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Das neue Watch-UX bietet aufgrund der neuen Displaygröße mehr Funktionen, beispielsweise eine Auswahl diverser Sportarten in ein selbst zusammengestelltes Fitnessprogramm zu inkludieren. Neu sind kontextbezogene Aktivitätsempfehlungen. Hier gibt man zum Beispiel ein tägliches Kalorienziel ein, und die Smartwatch schlägt dann mögliche Trainingsaktivitäten vor. Das Wetter wird in diese Kalkulation miteinbezogen, das heißt, wenn es regnet, werden verstärkt Indoor-Aktivitäten vorgeschlagen.

Die Watch Fit 3 wird in diversen Ausführungen um 159 Euro angeboten und ist ab sofort online auch in Österreich vorbestellbar. Der STANDARD testet die Uhr schon seit einer Woche und wird demnächst einen Test dazu veröffentlichen.

Uhr für den Weltraum

Zusätzlich angekündigt wurde die Space Edition der bereits bekannten Huawei Watch 4 Pro. Bei dieser wuchtigen Smartwatch geht es mehr ums Protzen. "Das Design ist von einer Laval-Düse im Raketentriebwerk inspiriert", lässt man interessierte Naturen wissen. Mit einer zweifarbigen Lünette aus "nanokristalliner" Keramik, einem Diamant-Titangehäuse mit Saphirglas und einem Titanarmband zeigt man, was man derzeit in einer Smartwatch verbauen kann. Tauchen kann man mit der Uhr bis zu 30 Meter tief, der Gesundheitsüberblick bietet im Vergleich zum Vorgänger drei neue Funktionen. Da wäre etwa die Überwachung der Schlafatmung oder die berührungslose UWB-Autosteuerungsfunktion (Ultra Wide Band), mit der man bestimmte Autos via Smartwatch entsperren kann. Die aufgezeichneten Gesundheitstrends können zudem gespeichert werden, um etwa beim nächsten Arztbesuch Basis für ein Gespräch zu sein.

Ansonsten gibt es ein 1,5 Zoll große AMOLED-Display, EKG-Feature und eSIM-Konnektivität. Bis zu 21 Tage soll die Uhr zudem im Energiesparmodus laufen. Mit aktivierter eSIM-Karte zumindest knapp fünf Tage. Kosten wird die Uhr 649 Euro. Bestellt man sie jetzt vor, gibt es die Freebuds 5i gratis dazu. Ab dem 23. Mai wird die Uhr auch offline in Österreich verfügbar sein, ebenfalls inklusive dem Bundle-Angebot mit den Freebuds 5i.

Huawei Watch 4 Pro
Die Watch 4 Pro ist an Leute gerichtet, die alle Funktionen haben wollen, die man derzeit in eine Smartwatch verbauen kann. Für dünne Handgelenke ist die massive Uhr allerdings nicht geeignet.
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Laptop-Offensive

Das Prunkstück der heutigen Präsentation war mit Sicherheit das "ultralight" Matebook X Pro. Die Neuauflage der Prestige-Klasse von Huawei-Laptops geizt nicht mit starken Spezifikationen, aber vor allem das Gewicht ist beeindruckend. Mit nur 980 Gramm liegt man klar unter dem des Mitbewerbs, und hält man das Gerät kurz in der Hand, was die anwesenden Journalisten auf dem Event machen durften, ist man beeindruckt von dieser Leichtigkeit. Möglich ist das laut Hersteller dank eines "effizienten" Innendesigns beziehungsweise der neuen "Cloud Falcon Architecture", wie es Huawei nennt. Mit einem verbesserten Wärmeableitungssystem und einer intelligenten thermischen Steuerung konnte man viel Platz und Gewicht einsparen.

Huawei Matebook X Pro
Das Matebook X Pro ist eines der Highlights bei der großen Huawei-Keynote.
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Das 14,2 Zoll X-True Display, das mit einer 93-Prozent-Screen-to-Body-Ratio kaum Platz für einen Rahmen lässt, bietet bis zu 120 Hz, 3120 x 2080 Pixel und beseitigt dank einer neuen Anti-Reflective-Beschichtung laut dem Hersteller 70 Prozent der lästigen Reflexion, mit der man sich als Laptop-User immer wieder rumschlagen muss. Dennoch handelt es sich nicht um ein mattes Display, wie betont wird. Touch-Steuerung unterstützt das Display ebenso. Ein Core Ultra 9 der H-Serie soll die nötige Power bringen, und mit der ebenfalls aktuellen Grafikchip-Generation (ARC Intel Graphics) will man das aktuelle Macbook Pro in Sachen Video-Rendering (38 Prozent schneller) und bei der Nutzung von Premiere Pro und 4K-Rendering (54 Prozent schneller) hinter sich lassen. Ob diese Zahlen der Realität entsprechen, müssen folgende Tests beweisen.

Für den Normalverbraucher ...

Wer nicht ganz so viel Hardware-Power benötigt, soll mit dem stylischen Matebook 14 glücklich werden. Auch hier setzt man auf einen schlanken Körper von 14,5 Millimetern und einem Gewicht von 1,31 Kilogramm. Mit diesen Werten unterschreitet man jene, die man letztes Jahr mit dem Vorgänger aufgestellt hat. Das OLED-Display kommt fast ohne Rahmen aus, was eine 91-Prozent-Body-to-Screen-Ratio ergibt, und auch das rahmenlose Keyboard sieht im neuen Design schicker aus als jenes aus dem Vorjahr.

Auch die Auflösung wurde leicht verbessert (2,8K), das 3:2-Verhältnis wurde hingegeben beibehalten. Adaptive 120 Hz und Touch-Funktion sind feine Ergänzungen, die in diesem Preissegment nicht selbstverständlich sind. Bei der Ausdauer verspricht man bis zu 19 Stunden Video-Konsumation und rund sieben Stunden bei Nutzung mit unterschiedlichsten Anwendungen. Wann und zu welchem Preis das Gerät erscheinen soll, wurde nicht verraten. Geht man von den Vorgängermodellen aus, liegt man aber wohl auch diesmal rund um die 1000-Euro-Grenze. Beide Laptops werden demnächst auch in Österreich erscheinen.

Huawei Matebook 14
Mit 1,31 Kilogramm und dem schlanken Design trägt man das Matebook gerne kurz rum.
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Matebook 14 Huawei
Das neue Matebook 14 präsentiert sich in einem dezenten Mint-Ton.
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Tablets für jedermann

Mit dem MatePad 11,5 Zoll S PaperMatte Edition führt Huawei die Serie der Notiz-Block-Idee weiter. Das 11,5 Zoll große Fullview Display mit einer 87-Prozent-Body-Ratio verfügt über eine Auflösung von 2800 x 1840 Pixel, mit einer variablen Bildwiederholrate von 30 bis 144 Hz. Die 550 Nits Helligkeit sollen zudem hell genug für die meisten äußeren Umstände sein, bei denen man solch ein Gerät nutzen möchte. Mit einer Dicke von 6,2 Millimetern und 510 Gramm Gewicht liegt das Unibody-Design aus Aluminium gut in der Hand.

Die Oberfläche des Displays ist absichtlich nicht ganz eben gewählt, um nicht nur die Oberflächenreflexion auf unter zwei Prozent zu reduzieren, nein, bei der Verwendung mit dem M-Pencil (dritte Generation) hat man zudem das Gefühl, man würde auf Papier schreiben oder zeichnen. Nicht ganz so intensiv wie beim Vorgänger, der in Österreich nie erschienen ist, aber noch immer ganz anders als auf den völlig glatten Mitbewerbern. Es ist, als würde man beim Zeichnen etwas Widerstand spüren und nicht rutschen, wie auf so manchem glatten Tablet.

Der 8800-mAh-Akku soll dafür sorgen, dass man das Gerät sehr lange nutzen kann, bis man es wieder an den Strom stecken muss. Mit einer aufsteckbaren Tastatur soll man das MatePad auch "wie ein Laptop verwenden können", meinte Huawei bei der Präsentation. Verfügbar wird die Hardware in zwei Farben sein, nämlich Grau und Schwarz. Ob das Gerät auch in Österreich erscheinen wird, steht derzeit noch nicht fest.

Huawei Matepad
Das Zeichnen auf dem neuen MatePad macht Spaß. Besonders beeindruckend ist, dass das Display gar nicht spiegelt.
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Huawei Matepad
Das Tablet ist 510 Gramm leicht und liegt mit seinen 6,2 Millimetern Dicke gut in der Hand. Für eine längere Kunstwerkerstellung sollte man es trotzdem irgendwo abstützen.
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Zeichne mal

Die einzige Software, die an diesem Tag ausführlich vorgestellt wurde, nennt sich GoPaint und ist eine von Huawei selbst entwickelte Zeichen-App. Drei Jahre will man an der App gearbeitet haben, zusammen mit dem hauseigenen Forschungsteam und diversen Künstlerinnen. Das Ziel war es, einen besonders lebendigen und realistischen Schreib- und Maleffekt auf einem digitalen Gerät zu erzeugen. Mit 100 verschiedenen virtuellen Pinseln darf man mit minimaler Latenz und hohen Bildraten ein ähnliches Vergnügen spüren wie beim echten Malen. Besonders auf dem neuen MatePad mit seiner ganz eigenen Oberfläche lässt die App ihre Muskeln spielen. Für Anfänger verspricht Huawei ein Tutorial beilegen zu wollen, das eine Schritt-für-Schritt-Anleitung liefern soll, wie man den Pinsel richtig schwingt, Funktionen wie "touch and edit" nutzt und die unzähligen Ebenen befüllen und nutzen kann. Die Software wird gratis verfügbar sein.

Zu guter Letzt seien hier noch die von Huawei präsentierten Freebuds 6i erwähnt, die Neuauflage der prominenten In-Ear-Kopfhörer. Mit verbessertem Noise Cancelling, einem stärkeren Bass (11 Millimeter Ultra-magnet Dynamic Driver), superschnellem Laden und neuen Farben will man den Markt weiter versorgen.

Huawei Freebuds
Die Freebuds 6i bringen einige neue Features mit, die in der Preiskategorie nicht selbstverständlich sind.
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Eindruck

Mit der Watch Fit 3, dem Matebook X Pro und dem MatePad 11,5 Zoll S hat der chinesische Tech-Konzern drei mutige Produkte präsentiert, die auch noch von anderen Neuauflagen bekannter Geräte begleitet wurden. Wie Sie auf unserer Seite immer wieder und gerade jetzt auch lesen können, tut sich am Hardware-Markt laufend etwas, und es bleibt für alle Teilnehmer in dieser Branche schwierig, mit den richtigen Innovationen Marktlücken zu erkennen.

Es ist vielleicht kein Zufall, dass das neue Smartphone Pura ein paar Tage vor dem Event vorgestellt wurde. Einmal musste der chinesische Konzern keine Fragen bezüglich der Abstinenz von 5G und Google-Services beantworten, sondern konnte sich auf andere Dinge konzentrieren, wo man keine erzwungenen Nachteile gegenüber dem Mitbewerb erdulden muss. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die präsentierten Produkte halten können, was an diesem Abend versprochen wurde. Fehlenden Innovationswillen kann man Huawei in jedem Fall nicht vorwerfen. (Alexander Amon, 8.5.2024)