"Verbrennen Medienfrauen auf dem digitalen Scheiterhaufen?" ORF-Journalistin Claudia Reiterer (Im Zentrum) eröffnete mit einer zentralen Herausforderung für Medienschaffende am Freitag das Journalismusfest Innsbruck. Denn, so ging der Titel ihrer sehr persönlichen Keynote weiter: "Hasspostings machen die stärksten Journalistinnen mürbe".

ORF-Journalistin Claudia Reiterer eröffnete mit Warnung und Plädoyer das Journalismusfest Innsbruck.
ORF-Journalistin Claudia Reiterer eröffnete mit Warnung und Plädoyer das Journalismusfest Innsbruck.
Journalismusfest Innsbruck / Rachel Mabala

Täglich Hass

Reiterer gibt dem Publikum einen persönlichen Einblick in ihr Leben. Sie erzählt von ihrer Kindheit in einer Pflegefamilie, über den Beruf der Krankenschwester bis hin zu ihrer Arbeit als Journalistin und Fernsehmoderatorin. Dass es für junge Journalistinnen nicht leicht ist, in einer männerdominierten Branche wie dieser zu bestehen, weiß sie nur zu gut. Zu Beginn ihrer TV-Karriere im Landesstudio Steiermark war sie als einzige Frau unter sieben weiteren Kollegen tätig.

Zwar gibt es heute deutlich mehr Journalistinnen, man stehe jedoch vor neuen Herausforderungen: Frauenhass im Internet. Die erschreckende Zahl: 80 Prozent der Frauen sind vom Hass im Netz betroffen. Die Kommentare zielen oft unter die Gürtellinie.

Werde Journalistin, wenn du es willst!

Claudia Reiterer selbst wird tagtäglich zur Zielscheibe von hasserfüllten Nachrichten. "Wir Frauen werden in den sozialen Netzwerken verbrannt. Frauen werden wieder mundtot gemacht", macht Reiterer deutlich. Sie plädiert dafür, dringend etwas dagegen zu unternehmen.

"Hate Speech will Frauen unsichtbar machen" – doch Claudia Reiterer ist sichtbar und macht sichtbar. Sie möchte auch junge Frauen motivieren den journalistischen Beruf zu wählen: "Sagen sie jeder jungen Frau und jedem Mädchen, das Journalistin werden will: Werde es!"

Journalismusfest 2024 - Claudia Reiterer: Verbrennen Medienfrauen am digitalen Scheiterhaufen?
Frauen machen 80 Prozent der von Hass im Netz Betroffenen aus. Haben sie eine gewisse Bekanntheit, werden sie erst recht zur Zielscheibe. Kommentare zielen oft bewusst unter die Gürtellinie, machen ihr Aussehen zum Thema und sexualisieren sie, statt sich inhal
Journalismusfest Innsbruck

Qualitätsjournalismus beim Journalismusfest

Der Leiter und Co-Gründer des Festivals, Benedikt Sauer, wies zuvor bei der Eröffnung auf die Notwendigkeit von Qualitätsjournalismus hin. Er würdigt in diesem Rahmen auch eine Unterstützerin des Festivals der ersten Stunde, die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid. Auch Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat für Klimaschutz und Verkehrspolitik René Zumtobel erklärten einhellig, dass in einer Zeiten von Fake News kritischer und unabhängiger Journalismus wichtiger denn je sei.

Für die Stadt Innsbruck finden gleich zwei Bürgermeister den Weg ins Treibhaus, Kulturzentrum in Innsbruck. Noch-Bürgermeister Georg Willi (Die Grünen) und Neo-Bürgermeister Johannes Anzengruber (Ja – Jetzt Innsbruck) stehen gemeinsam auf der Bühne. "Beschreiben, was man sieht", so erläutert Georg Willi das Handwerk eines Journalisten, was in der heutigen Zeit eine verantwortungsvolle und mutige Aufgabe darstelle.

Innsbruck steht zum dritten Mal im Mittelpunkt internationaler Debatten rund um das Thema Information. Mit über 150 Mitwirkenden aus der ganzen Welt bietet das Journalismusfest Innsbruck ein facettenreiches Programm mit über 60 Veranstaltungen an drei Tagen. (Karina Gstaltmeyr, 4.5.2024)