Diese Rettungsübung des Sameriterbunds am Rande des Donauinselfests sieht spektakulär aus. Die allermeisten Einsätze der Rettung sind aber keine Notfälle.
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Die Rettung wird immer öfter gerufen. Zugleich wird es schwieriger, Sanitäterinnen oder Sanitäter zu finden und diese zu halten. So skizzierte Silvia Rosoli, Abteilungsleiterin Gesundheitsberuferecht und Pflegepolitik in der Arbeiterkammer, am Montag bei einer Pressekonferenz die Lage bei den Rettungsdiensten. Das Versprechen, im Notfall binnen 15 Minuten vor Ort zu sein, sei immer öfter nicht mehr einhaltbar, warnte Rosoli. Eine Reform des Rettungsdienstes sei in Anbetracht all dessen "dringend notwendig".

Eine – noch andauernde – Evaluierung der Gesundheit Österreich GmbH (Gög) hat ergeben, dass der überwiegende Teil der 48.000 Sanitäterinnen und Sanitäter in Österreich den Ausbildungsgrad Rettungssanitäter hat, für den es nur 260 Ausbildungsstunden braucht. Mehr als 36.000 arbeiten ehrenamtlich, 4000 sind Zivildiener, wobei die Zahl der Zivildienstleistenden sinkt.

Alle paar Jahre neues Personal

Rund 10.000 Rettungssanitäterinnen und -sanitäter im Jahr werden laut Rosoli ausgebildet, demnach tauscht man alle vier bis fünf Jahre alle aus. Der Sanitäterberuf sei aufgrund der geringen Ausbildung eine Sackgasse, daher würden die Menschen nicht im Gesundheitswesen bleiben, sagte Rosoli.

Vor diesem Hintergrund hat die AK beim Institut für Modellbildung und Simulation der Ostschweizer Fachhochschule eine Studie in Auftrag gegeben. Dabei wurden 30.000 anonymisierte Einsätze in den Tiroler Bezirken Kitzbühel und Kufstein ausgewertet. Dort gibt es prozentuell ungefähr gleich viele 65-Jährige wie in Gesamt-Österreich. Diese Altersgruppe ist es nämlich, die am meisten Einsätze braucht, wie Florian Zahorka, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ostschweizer Fachhochschule, am Montag darlegte.

Meist kein Notfall

Die Menschen rufen zwar an, weil sie Unterstützung brauchen, aber die meisten Einsätze fallen unter eine niedrige Dringlichkeit. Das hänge auch damit zusammen, dass sich in der Gesundheitsversorgung im niedergelassenen Bereich generell Lücken auftun. Die Zahl der Einsätze ist laut Studie denn auch mit 3,2 bis 3,5 Prozent jährlich stärker gestiegen, als aufgrund der Demografie erwartet wurde – der Wert lag bei 1,9 Prozent.

Für die adäquate Versorgung der Bevölkerung brauche es diplomierte Notfallsanitäterinnen und -sanitäter, sagte Zahorka. Wenn man diese für 60 Prozent der Standorte vorsehe, was einer guten Abdeckung des Gebiets entspreche, brauche es rund 4000 derart ausgebildete Personen. Ab 2027 könnten entsprechende Ausbildungen in jedem Bundesland stattfinden.

FHs sollen Sanitäter ausbilden

Die Diplomausbildung solle drei Jahren dauern, modular aufgebaut sein und an Fachhochschulen angeboten werden, wo bereits Studiengänge für Gesundheits- und Krankenpflege stattfinden, sagte Clemens Kaltenberger, Vizepräsident des Bundesverbands Rettungsdienst. Das werde 17 Millionen Euro im Jahr kosten. Dann wäre auch die Durchlässigkeit in andere Gesundheitsberufe gegeben.

Dass die Arbeitsumstände der Rettungssanitäterinnen und -sanitäter nicht einfacher werden, zeigt auch ein bedenkliches Beispiel, das am Montag das Rote Kreuz Salzburg mitteilte: Demnach nehmen in der Stadt Salzburg die Anzeigen wegen Besitzstörung gegen Rotkreuz-Mitarbeiter zu, wenn Rettungsfahrzeuge auf privaten Flächen parken. Die Lenkerinnen und Lenker seien angewiesen worden, bei Krankentransporten darauf zu achten, berichtete salzburg.orf.at am Montag. (Gudrun Springer, 6.5.2024)