Wien – Der 20. Robert-Hochner-Preis geht an die beiden Journalisten Yilmaz Gülüm und Faris Rahoma vom ORF-Report. Sie erhalten die Auszeichnung für ihre "couragierte Berichterstattung und die Aufdeckung von Geschäftemacherei mit Elendsquartieren für geflüchtete Menschen", heißt es in einer Aussendung. Gülüm und Rahoma hatten in den vergangenen Wochen im ORF-Magazin über desolate Unterkünfte berichtet.

Faris Rahoma (links) und Yilmaz Gülüm (nicht im Bild) zeigten für den ORF-
Faris Rahoma (2. v. re.) und Yilmaz Gülüm (re.) zeigten für den ORF-"Report" auf, wie geflüchtete Menschen in Elendsquartieren zur Kasse gebeten werden.
Screenshot/ORFTVThek

Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: "Gülüm und Rahoma behandeln in ihren Reportagen ein brandaktuelles Thema, das die österreichische Innenpolitik noch weiter beschäftigen wird. Mit ihrer Sprachkompetenz und kontinuierlichen wie couragierten journalistischen Arbeit konnten sie einen vertrauensvollen Zugang zu Geflüchteten aufbauen. So gelang es ihnen, Geschäftemacherei mit Wohnraum für soziale Schwache aufzudecken." Gülum und Rahoma hätten damit das Spektrum gängiger Berichterstattung erweitert, indem sie in ihren Beiträgen nicht über, sondern mit den Betroffenen sprechen. "So erhalten Menschen eine Stimme, die bisher stumm schienen und vielfacher Willkür ausgesetzt waren. Die Preisträger zeigten auch persönlichen Mut, als ihre Berichterstattung von außen sowohl durch juristische Schritte wie auch Einschüchterungsversuche bei Dreharbeiten vor Ort verhindert werden sollte."

"Den Schwachen eine Stimme geben"

Und weiter: "Es gelang ihnen aber auch erfolgreich, politische Verantwortung für die Vorgänge einzufordern und trotz aller Widrigkeiten zu klaren Stellungnahmen vor der Kamera zu kommen. Gemäß der Ausschreibungskriterien konfrontieren die Journalisten Machthaber aller Art mit den prekären Lebensverhältnissen von Geflüchteten. Die vorliegende journalistische Leistung hat zudem zu einer Reihe von Reaktionen von Politik und Behörden geführt. Somit werden Journalismus und Sozialreportage ausgezeichnet, die versuchen, Lebensrealitäten nachhaltig zu verbessern. Damit erfüllen die Preisträger prototypisch eine wesentliche Aufgabe von Qualitätsjournalismus, den Schwachen eine Stimme zu verleihen und soziale Verantwortung wahrzunehmen."

Gülüm ist seit 2017 Politikredakteur beim ORF-"Report" und seit 2011 für den Media-Watchblog "Kobuk" aktiv. Davor betätigte er sich etwa bei "News" und Puls 4 und schrieb als freier Journalist für den STANDARD und den "Falter". Rahoma war abseits des "Report" bereits für mehrere ORF-Formate wie "Dok1", "Konkret" und "Heimat, fremde Heimat" tätig. Abseits davon trat er auch als Drehbuchautor und Schauspieler in Erscheinung - etwa beim Film "Die Migrantigen".

Benannt nach dem jahrelangen ORF-Anchorman, wird der Robert-Hochner-Preis für politische Berichterstattung in Radio und Fernsehen verliehen. Die Auszeichnung ist mit 7.200 Euro dotiert und wird auch heuer wieder durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg überreicht. (red, 6.5.2024)