Huawei ist einmal mehr Ziel von US-Sanktionen. Die USA entzogen Chipherstellern die Exportlizenzen.
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Die US-Regierung hat einige Exportlizenzen für Lieferungen an Huawei widerrufen. Der am Dienstag vom Handelsministerium bekanntgegebene Schritt trifft Firmen, die den chinesischen Handy- und Laptop-Hersteller etwa mit Chips versorgen. Einem Insider zufolge wurden einige von ihnen noch am selben Tag darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Widerruf mit sofortiger Wirkung erfolge.

Welche Genehmigungen genau aufgehoben wurden, gab die Behörde nicht an. Aber der Schritt folgt auf die Ankündigung neuer Produkte von Huawei, in dem unter anderem ein "KI-fähiger Computer" vorgestellt worden ist, wie die BBC berichtet. Damit dürften die USA nach der Smartphone-Sparte nun auch das Laptop-Geschäft von Huawei ins Visier nehmen.

Kritik an Biden wegen Mittelklasse-GPU

Beim Auslöser der neuen Sanktionswelle dürfte es sich um den Intel Core Ultra 7 155H (Meteor Lake) von Intel handeln, der im neuen Matebook X Pro verbaut ist. Dabei handelt es sich eigentlich um einen Mittelklasseprozessor von Intel für Laptops mit einer iArc-GPU. Diese ist zwar für einen Laptop leistungsfähig, aber im Vergleich mit anderen GPUs für den Konsumentenmarkt nicht herausragend. Der ausschlaggebende Punkt dürfte eher gewesen sein, dass Intel den Marketing-Begriff "AI-enabled" im Werbematerial verwendet.

Dennoch soll innenpolitisch Kritik an Präsident Joe Biden laut geworden sein, weil er nicht sofort auf die Ankündigung des neuen Laptops reagiert habe, heißt es in dem Bericht. "Die Biden-Administration hätte diese Maßnahme nicht ergriffen, wenn die Republikaner im Kongress sie nicht zur Rechenschaft ziehen würden", sagte die republikanische Kongressabgeordnete Elise Stefanik in einem Social-Media-Post.

Eine Stellungnahme von Huawei lag zunächst nicht vor. Die USA unter Donald Trump hatten das Unternehmen 2019 auf eine Liste von Staaten gesetzt, die Handelsbeschränkungen unterliegen. Begründet wurde dies mit der Befürchtung, der Konzern könnte Spionage gegen US-Bürger betreiben. Huawei hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. US-Unternehmen brauchten eine Lizenz der Regierung, wenn sie bestimmte Technologien nach China liefern wollten. Damals erhielten US-Unternehmen wie Intel und Qualcomm derartige Freigaben, sie durften Chips liefern, sofern diese nichts mit 5G zu tun hatten.

Huawei verkraftet Sanktionen

Zuletzt schien es, als hätte Huawei die US-Sanktionen wirtschaftlich besser verkraften zu können. Der chinesische Technologiegigant Huawei wuchs 2023 so schnell wie seit vier Jahren nicht mehr. Der Umsatz stieg um fast zehn Prozent auf 704,2 Mrd. Yuan (90,1 Mrd. Euro). Grund dafür war ein Aufschwung im Consumer-Segment, insbesondere bei Smartphones. Vor allem das im August 2023 gelaunchte Mate 60 Pro hatte einen wesentlichen Beitrag zum guten Geschäftsergebnis.

In Europa und den USA haben die Huawei-Smartphones jedoch einen schweren Stand, weil sie vom Google-Ökosystem ausgesperrt sind und mit dem eigenen Betriebssystem Harmony-OS auf Android-Basis ausgeliefert werden. In China ist Huawei jedoch auf Platz eins der Smartphonehersteller.

Die USA versuchen zudem, China den Zugang zu Hochtechnologie zu erschweren, mit wechselndem Erfolg. Die Vorstellung des Mate 60 Pro mit dem in Sieben-Nanometer-Technologie gefertigten Kirin 9000 SoC mit 5G-Modem alarmierte die USA.

Eigentlich war das Ziel der Sanktionen gewesen, China von der Nutzung fortschrittlicher Fertigungsmethoden fernzuhalten. Doch Huawei dürfte es gelungen sein, den Chip in der eigenen Prozessorsparte Hisilicon und der chinesischen SMIC selbst zu entwickeln. Im März dieses Jahres hat Huawei ein Patent zur Fertigung von Chips im Fünf-Nanometer-Prozess eingereicht. (APA, pez, 8.5.2024)