Amsterdam ist mit seinen zahlreichen Versuchen, lärmendes und unangenehmes Verhalten von Touristen einzudämmen, sicherlich führend, aber die Stadt ist nicht allein in ihrem Kampf gegen Besucherinnen und Besucher, die sich danebenbenehmen. Von Gent bis Galway ergreifen viele europäische Städte Maßnahmen, um gegen Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede vorzugehen. Aber sind als Superhelden verkleidete Männer und als Cowgirls kostümierte Junggesellinnen wirklich so schlimm?

Die Prager Altstadt möchte keine komisch kostümierten Menschen mehr haben.
Die Prager Altstadt möchte keine komisch kostümierten Menschen mehr haben. (Symbolfoto)
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Der Bezirksrat von Prag 1, dem historischen Zentrum der tschechischen Hauptstadt, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, findet schon. Und hat ein Verbot der "albernen Kostüme" der (überwiegend britischen) Gruppen vorgeschlagen. Der Bezirk umfasst die mittelalterliche Altstadt, die Prager Burg und den Wenzelsplatz. Die Lokale in diesem Viertel sind bei den Briten besonders beliebt für Beisl- und Biertouren. Die Behörden hoffen, dass das Verbot nicht nur ungebührliches Verhalten, sondern auch die Lärmbelästigung eindämmen wird.

Bronislava Sitár Baboráková, Stadträtin von Prag 1, sagt gegenüber Prague Morning, dass die Kostüme "die allgemein akzeptierten sozialen Konventionen überschreiten" und sich negativ auf die Anwohnerinnen und Anwohner auswirken, insbesondere auf Kinder und ältere Menschen. Ein Anwohner, Štěpán Kuchta, ist von dem Lärm in der Altstadt so genervt, dass er sogar in einen zehntägigen Hungerstreik getreten ist.

Skepsis

Doch nicht jeder glaubt, dass ein Kostümverbot viel bewirken wird. Jon Stainer, Kreativdirektor von Stag Web, einer britischen Firma für Junggesellenabschiede, sagte dem Independent: "Die meisten Jungs, die sich verkleiden, sind sehr respektvoll und haben einfach nur ein bisschen Spaß." Ein pauschales Verbot erscheint ihm nicht die richtige Maßnahme. Er verstehe, dass man versucht, die Einheimischen zu beschwichtigen. Aber gleichzeitig würde man von den Tausenden von Junggesellenabschieden profitieren. Ein Verbot hätte seines Erachtens keine Auswirkung.

Zu den anderen Maßnahmen, die die Stadt bereits in Erwägung gezogen hat, gehören ein nächtliches Fahrverbot für Autos in der Altstadt oder eine Begrenzung der Geschäftszeiten, aber bisher wurde keiner dieser Vorschläge umgesetzt. (red, 9.5.2024)