Burg Hohenwerfen im Salzburger Pongau
Die Burg Hohenwerfen im Salzburger Pongau ist eine mittelalterliche Festungsanlage wie aus dem Bilderbuch.
Foto: Salzburger Burgen und Schlösser

Es ist ein Vormittag im Mai, und noch geht es im Burghof gemächlich zu. "Das ändert sich dann im Sommer", sagt Marcus Hank. In der Hochsaison gebe es Tage, an denen bis zu 2500 Besucher und Besucherinnen zu Fuß oder mit dem Schrägaufzug zur Burg heraufkämen. In der vergangenen Saison (April bis November 2023) zählte man rund 162.000 Gäste. Hank ist seit Herbst vergangenen Jahres der neue Burgverwalter auf Hohenwerfen. Die Burg ist als Teil der "Salzburger Burgen und Schlösser", zu denen beispielsweise auch die Festung Hohensalzburg oder die Salzburger Residenz gehört, in Landesverwaltung.

Die Szenerie ist beeindruckend: Links und rechts des Salzachtals bei Werfen ragen die steilen Kalkfelsen von Hagen- und Tennengebirge in den Himmel, in der Talmitte auf einem bewaldeten Felsköpfl thront die Burg, deren Geschichte bis ins elfte Jahrhundert zurückreicht. Am engen Talboden haben gerade noch die Straße, die Eisenbahn und die Salzach Platz. Die Tauernautobahn muss bereits in die Tunnel der Tunnelkette Werfen ausweichen. Angesichts der Topografie und der mächtigen Burgmauern versteht man das mittelalterliche Motto von Hohenwerfen: "Bis hierher kannst du gelangen, weiter aber nicht mehr."

Hohenwerfen mit Tennengebirge
Ein beeindruckendes Szenario: Blick aus dem Burghof von Hohenwerfen auf die Gipfel des Tennengebirges.
Foto: Thomas Neuhold

"Wir sind hier acht Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Stammpersonal", erzählt Hank. Dazu kommen in der Hochsaison rund 25 Guides, welche die Interessierten durch die Burg begleiten. Apropos Interesse: "Es gibt die Schönwetter- und die Schlechtwettergäste", sagt Hank. Die Schönwettergäste kämen mehrheitlich aus Interesse an den Gebäuden und der Geschichte der Burg, die Schlechtwettergäste würden den Besuch auf der Burg und der benachbarten Eisriesenwelt im Tennengebirge oft als unvermeidliches Ausweichprogramm für einen verregneten Badetag empfinden – entsprechend geringer sei die Aufmerksamkeit bei Führungen.

Ein Universalist als Burgherr

Dass Marcus Hank die Stelle des Burgverwalters im Herbst 2023 übernommen hatte, sorgte in Salzburg für Aufsehen. Der 52-Jährige promovierte Theaterwissenschafter aus München ist an der Salzach kein Unbekannter: Er machte sich als künstlerischer Leiter der Arge Kultur mit durchaus provokanten Programmansätzen einen Namen. Später war er für das Projektmanagement und Forschungsdesign einer privaten Aerosol-Forschungseinrichtung verantwortlich, ehe er zu einer Firma wechselte, die für Abgasmessanlagen in Tunneln und Tiefgaragen bekannt ist.

Marcus Hank auf Hohenwerfen
Burgverwalter Marcus Hank auf dem Glockenturm von Hohenwerfen.
Foto: Thomas Neuhold

Die "Brüche in meiner Biografie" sieht Hank durchaus als Vorteil, der Job als Burgherr sei ja auch nicht "08/15", sondern verlange viel Flexibilität. "Du musst Universalist sein." Vorerst läuft sein Vertrag für fünf Jahre; der passionierte Bergsteiger und Skitourengeher möchte freilich länger auf der Burg bleiben.

Bauernaufstand und Nazi-Kaderschule

Inhaltlich stehen für den erfahrenen Programmgestalter in den kommenden Monaten zwei Themen auf der Agenda. Da ist einmal das 500-Jahres-Jubiläum der Bauernaufstände. Damals konnten die von Adel und Klerus geknechteten Bauern sogar kurzzeitig Hohenwerfen einnehmen. Hank plant, die Ereignisse aus dem Jahr 1525 "in verdichteter Form" als szenische Rekonstruktion aufzubereiten. Es gehe ihm um den Aufstand und die Widerständigkeit "des gemeinen Mannes" – und nicht um eine historisierende Darstellung.

Anlässlich 80 Jahren Befreiung vom Nazi-Regime werde im Herbst 2025 auch die Geschichte der Burg im Nationalsozialismus Thema, sagt Hank. Gegen Ende der Habsburgerzeit diente Hohenwerfen noch als Jagdschloss für den Adel, 1938 schließlich wurde der damalige Besitzer Erzherzog Eugen gezwungen, die Burg um einen Spottpreis an die Nazis zu verkaufen. Unter der Leitung von Karl Springenschmid – er war auch Organisator der einzigen großen Bücherverbrennung auf österreichischem Boden auf dem Salzburger Residenzplatz – wurde Hohenwerfen zur Gauschulungsburg umgebaut. Hier fanden die Lehrgänge für Kader der NSDAP oder der SS statt.

Neben diesen Projekten, neben der Weiterentwicklung des bestehenden touristischen Angebotes und neben der Erhaltung der Burgsubstanz an sich will Hank Hohenwerfen auch wieder näher zu den Pongauerinnen und Pongauern bringen. So werden sich beispielsweise am 15. und 16. Juni im Rahmen der Unesco-Tage zum immateriellen Kulturerbe lokale Kultur- und Traditionsvereine präsentieren. Letztlich soll unter der Leitung von Hank die Burg ein Kommunikationszentrum im Pongau werden.

Falken, Geier und Adler

Zum immateriellen Kulturerbe gehört in Österreich auch die Falknerei, wie sie auf Hohenwerfen praktiziert wird. Die Flugvorführungen mit verschiedenen Greifvögeln sind eine der touristischen Attraktionen. Mögliche Bedenken von Tierschützern weist Hank zurück: Die Vögel könnten frei fliegen, es handle sich um natürliches Verhalten der Vögel in gemeinsamer Arbeit zwischen Tier und Mensch, sagt er. "Das ist keine Zoo- oder Käfighaltung."

Hank verweist auch auf die Erfolge bei der Nachzucht von Kaiseradlern und auf die Falknerei als Tierrettung: Immer wieder würden verunfallte Vögel zur Pflege gebracht – vom Mauersegler bis zum Turmfalken. (Thomas Neuhold, 21.5.2024)