Eine interne Untersuchungskommission der Süddeutschen Zeitung legte Donnerstag ihre Erkenntnisse zu Plagiatsvorwürfen gegen Alexandra Föderl-Schmid als Israel-Korrespondentin und stellvertretende Chefredakteurin vor. Wer Föderl-Schmid vorwerfe, sie habe "systematisch und in großem Umfang plagiiert, versteht nicht, wie tagesaktueller Journalismus funktioniert": So fasste der Ex-Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann das Ergebnis der Untersuchung zusammen.

Alexandra Föderl-Schmid
Alexandra Föderl-Schmid wird in die "SZ"-Redaktion zurückkehren.
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"Vielschreiberin" Föderl-Schmid habe laut SZ-Archiv seit 2017 1100 Texte für die Süddeutsche verfasst. Die Plagiatssoftware Turnitin habe in 260 nennenswerte Übereinstimmungen gefunden, die die Kommission näher prüfte. Ein Teil waren Übernahmen von Texten Föderl-Schmids, in anderen Texten habe sie Fakten übernommen, auch von Nachrichtenagenturen, in weiteren sei sie mit eigenen Recherchen und Gesprächen mit Quellen zu ähnlichen Ergebnissen und Formulierungen gekommen wie andere Autorinnen und Autoren vor ihr. Gefunden habe man einzelne Verstöße gegen journalistische Standards.

"Völlig andere Maßstäbe"

Der Eichstätter Journalistik-Professor Klaus Meier betonte, dass im Journalismus "völlig andere Maßstäbe" bei schneller Information unter Zeitdruck als bei wissenschaftlichem Arbeiten gelten würden. Föderl-Schmid habe im Gespräch mit der Kommission Fehler eingeräumt. Bei der Übernahme reiner Fakten habe sie aber keinen journalistischen Mehrwert gesehen, hier umzuformulieren. "Sie würde heute einiges anders machen und um einiges transparenter" vorgehen, zitierte sie Klusmann bei der Präsentation der Studienergebnisse.

Föderl-Schmid soll in die "SZ" zurückkehren

"Der angebliche Plagiatsskandal ist keiner", fasste SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach zusammen. Föderl-Schmid habe aber "gegen journalistische Standards verstoßen", darüber könne man nicht hinwegsehen. "Wir hoffen, dass das Ergebnis und die Ausführungen der Kommission dazu beitragen, die Debatte um vermeintliche Plagiatsverdachtsfälle im Journalismus zu versachlichen und die Methodik bei der Aufdeckung zu hinterfragen". Die SZ arbeite an einem neuen Handbuch, das bestehende journalistische Standards für die Redaktion zusammenfasse und überarbeite. Föderl-Schmid werde in die SZ zurückkehren, erklärte Chefredakteurin Judith Witter, über die Modalitäten spreche man mit ihr.

Im April bestätigte die Universität Salzburg den Doktortitel für Föderl-Schmid, DER STANDARD berichtete. Die Prüfer kamen zum Ergebnis, dass "kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten" festzustellen ist. Ihre Arbeit "Vom Monopol zum Markt. Zehn Jahre duales Rundfunksystem in Deutschland" wurde auf Antrag von Föderl-Schmid selbst von der "Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" der Uni Salzburg überprüft. (red, 16.5.2024)