Barbara Kaudelka
Barbara Kaudelka ist leidenschaftliche Sci-Fi-Leserin.
Rebhandl

Die Eltern haben ihr "immer wahnsinnig viel vorgelesen", dadurch entwickelte sie bald eine Begeisterung für Audio. "Was macht also einen guten Vorleser aus?", fragen wir die viel beschäftigte Sprecherin. "Eine schöne Stimme ist ein Bonus. Aber es ist die Fantasie, mit der man eine Geschichte zum Leben erweckt. Man muss selbst eine Vorstellung von dem haben, was man liest, dann kann man die Leser mit auf eine Reise nehmen, während der sie sich selbst die Bilder im Kopf malen."

Die Hörbuch-Auftraggeber treten mit unterschiedlichen Wünschen an sie heran: "Manche möchten, dass möglichst neutral gesprochen wird, andere meinen, man solle eher schon in Richtung Hörspiel phrasieren." Sie lässt sich Zeit beim Lesen, fliegt nicht über das Buch, sondern liest einzelne Seiten noch einmal nach, wenn sie etwas ganz genau verstehen möchte. So wie bei The Three-Body Problem, dem ersten Band der als Trilogie angelegten Reihe des chinesischen Sci-Fi-Autors Cixin Liu, die gerade gleich zwei Streamern als Serienvorlage diente. Sie schaute sich in den vergangenen Tagen die 30 Folgen der chinesischen Adaption Three-Body an, "die viel umfangreicher und näher an der Buchvorlage" sei als die amerikanische. "Das ist richtig geil gemacht, die haben nichts ausgelassen!"

"Und auch das Buch ist der Hammer!", sagt der leidenschaftliche Trekkie und Sci-Fi-Fan. Story und Action vermögen sie ebenso zu begeistern wie technische Details: "Kann uns dieser Antrieb wirklich in ferne Galaxien bringen?" Ihr Vater hat ihr ein solides Interesse an Astro­physik mitgegeben, auch wenn sie das Phänomen der "Drei Sonnen", wie das Buch im chinesischen Original heißt, ­natürlich auch mit viel Hintergrundinfo nicht ganz versteht: "Die Trisolarier ­stehen auf ihrem Heimatplaneten unter dem Gravitationseinfluss dreier Gestirne, ihre Zivilisationen werden dadurch immer wieder vernichtet." Und dann kann man einander ein paar Lichtjahre lang keine Bücher mehr vorlesen. Abschließende Frage also: Ist Vorlesen etwas, das ein zuhörendes Gegenüber glücklich machen kann? "Kurze Antwort: Ja!" (Manfred Rebhandl, 18.5.2024)