Außen erstrahlt das Wiener Künstlerhaus – hinter der Fassade aber rumort es.

Hinter den Kulissen des Künstlerhauses rumorte es bereits seit Monaten. Dabei geht es weniger um Unstimmigkeiten mit der dort seit 2020 im Untergeschoß und zu ebener Erde eingemieteten Albertina als um Betriebskosten, die Hans Peter Haselsteiner vom Künstlerhaus-Verein für die Nutzfläche im Obergeschoß und Büroräumlichkeiten fordert.

In der Gesellschafterversammlung der 2016 gegründeten Künstlerhaus Besitz- & Betriebs GmbH (KBBG) kam es deshalb am Dienstag zu einem Showdown: Als Mehrheitseigentümer (74 Prozent) berief die Haselsteiner-Familien-Privatstiftung den von der Vereinigung (26 Prozent) entsandten Co-Geschäftsführer Knut Neumayer ab und kündigte die "Auflösung des bestehenden Kooperationsvertrages" an, wie Die Presse berichtete.

Teufel im Detail

Diesem Vertrag war ein im Sommer 2015 verlautbarter Deal vorausgegangen. Demnach finanziere Haselsteiners Stiftung "die Renovierung, Modernisierung und Erweiterung des Künstlerhauses sowie die zukünftigen Betriebs-, Wartungs- und Erhaltungskosten", wie es in der Aussendung hieß.

Der Teufel lauerte im Detail: Die Vereinbarung sah offenbar vor, dass der Verein nur ausstellungsbezogene Kosten zu tragen habe. Für die Künstlerhaus-Mitglieder soll das ein wesentlicher Punkt gewesen sein, um der Kooperation mit Haselsteiner zuzustimmen – von der Generalsanierung abgesehen, mit der sich der Bautycoon einen Mehrheitsanteil an der Luxusliegenschaft in bester Innenstadtlage erkaufte. Er komme selbstverständlich für alle Kosten zur Erhaltung des Gebäudes auf, nicht aber "für die Stromrechnung, also verbrauchsbedingte Betriebskosten des Vereins", betont Haselsteiner nun.

Bautycoon Hans Peter Haselsteiner.
APA/FLORIAN WIESER

Wer in der KBBG künftig die Interessen des Künstlervereins vertritt, ist derzeit unklar; für jene Haselsteiners bleibt (wie seit 2018) Renate Landstetter als wirtschaftliche Geschäftsführerin der Albertina zuständig. Der ursprünglich auf unbefristete Zeit abgeschlossene Kooperationsvertrag läuft im Juni 2025 aus. Theoretisch bliebe genug Zeit, einen neuen auszuhandeln. Praktisch dürfte darüber keine Einigkeit bestehen. Einem Statement des Vereinsvorstands zufolge sei man zu "neuen Rahmenbedingungen zur Fortsetzung der Zusammenarbeit" im Gespräch. Auf STANDARD-Nachfrage stellt Hans Peter Haselsteiner jedoch einen neuen Kooperationsvertrag in Abrede. Denn "über den Gesellschaftsvertrag" der KBBG hinaus, "in dem unser Verhältnis geregelt ist", brauche es keinen weiteren.

Bis zu 500.000 Euro jährlich

Bei den strittigen Betriebskosten geht es um eine Größenordnung von 300.000 bis 500.000 Euro jährlich. Wie der Verein das künftig stemmen soll, war bei seiner Präsidentin nicht in Erfahrung zu bringen. Tanja Prušnik war für den STANDARD nicht erreichbar, eine schriftliche Anfrage blieb teils unbeantwortet.

An öffentlichen Subventionen bekam man von der Stadt Wien zuletzt (und bis 2025) 500.000 Euro. Der Bund steuerte 2023 etwas mehr als 375.000 Euro bei (für die Jahresprogramme 2024 und 2025 sind je 250.000 Euro vorgesehen). Insgesamt verfügte der Verein damit über ein Jahresbudget von durchschnittlich zumindest 800.000 Euro.

Weitere Einnahmen reduzierten sich bisher auf kleinere Sponsoringbeträge und Erlöse aus dem Ticketverkauf. Letztere aber nur theoretisch, da diese 140.000 Euro (seit 2021) aufgrund der Betriebskostenforderung von der KBBG einbehalten wurden. Die Pachteinnahmen aus der Gastronomie und des Kinos fließen ebenso in die gemeinsame Betriebsgesellschaft. Eine aliquote Gewinnausschüttung an den Verein ist jedoch kein Thema, da sich die Verluste aus den offenen Betriebskosten bereits auf rund 2,8 Millionen Euro summiert haben dürften.

Wie Geld verdienen?

Wie der Verein weitere Einnahmen generieren soll? Über die Vermietung seiner Nutzfläche im Obergeschoß, meint Haselsteiner: konkret neun Monate im Jahr, in den verbleibenden drei Monaten könnten immer noch Ausstellungen veranstaltet werden.

Ob ein solches vom Mehrheitseigentümer skizziertes Geschäftsmodell bei den Vereinsmitgliedern oder auch den Subventionsgebern auf Gegenliebe stößt, ist nur eine der offenen Fragen. Kritiker des einst als "freundliche Übernahme" vermarkteten Haselsteiner-Deals sehen ihre Befürchtungen spätestens jetzt bestätigt. (Olga Kronsteiner, 17.5.2024)