Elon Musk fühlt sich bei der Entwicklung von KI und Robotik unwohl, wenn er nicht 25 Prozent von Tesla besitzt. Er hat selbst einen Teil seiner Aktien verkauft, um die Übernahme von Twitter finanzieren zu können.
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Elon Musk scheint den Tesla-Aktionären zu drohen. Der Milliardär will ein Viertel des Unternehmens in Form von Aktien in seinen Besitz bringen. Wird ihm sein Wunsch nicht gewährt, dann werde er keine KI- oder Robotikprodukte mehr entwickeln lassen. Elon Musk hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, dass Tesla ohne die Bereiche Künstliche Intelligenz und Roboter buchstäblich "wertlos" ist. Musk hat auch immer wieder betont, dass es sich bei Tesla nicht um einen Autobauer, sondern um ein KI- und Robotikunternehmen handelt. Zuletzt vertrat Musk diese Ansicht gegenüber Investoren, nachdem er eine neue strategische Ausrichtung hin zu Robotertaxis erklärte.

Musks "Unwohlsein"

Man kann Musk nicht vorwerfen, nicht nach der neuen Strategie zu handeln: Die Entwicklung des billigeren Tesla-Modells, ein oft als Model 2 bezeichneter Kleinwagen, dürfte trotz Dementi von Musk eingestellt worden sein, wie Electrek berichtet. Ebenso wurde die Entwicklung der nächsten Generation des Gigacasting-Verfahrens gestoppt. Mit der neuen Fertigungstechnik sollte der Unterboden neuer Fahrzeuge aus einem Guss entstehen. Das sollte die Kosten drücken und die Entwicklung eines erschwinglichen Kleinwagens erst möglich machen.

All das gab Musk auf und setzt nun auf die Entwicklung eines Robotertaxis. Aber: Musk hatte schon in der Vergangenheit angedeutet, dass er sich "unwohl" fühlt, wenn die dafür nötige Künstliche Intelligenz bei Tesla entwickelt wird und er nicht mindestens 25 Prozent des Unternehmens in seinem Besitz hat. Auf welchen Gründen dieses Unbehagen fußt, ist nicht überliefert.

Fix ist jedoch, dass Musk die Drohung einmal mehr unterstrichen hat, indem er einen Post von Teslaconomics auf X, vormals Twitter, bestätigte. In dem Posting hieß es: "Wenn Elon 25 Prozent der Stimmrechte erhält, Tesla wieder in Texas eingetragen wird und das Vergütungspaket genehmigt wird, verbleiben die Bereiche KI und Robotik bei Tesla, und das Unternehmen kann seinen Weg zum größten Unternehmen der Welt fortsetzen." Musk kommentierte den Beitrag lediglich mit "Ja".

In der Branche ist man alarmiert, schließlich geht es hier nicht mehr um ein nicht näher definiertes "Unwohlsein", sondern um eine handfeste Drohung, wie man es bei Electrek interpretiert. Der Vorsitzende eines großen börsennotierten Unternehmens drohe öffentlich damit, Produkte aus der Firma hinauszuverlagern, von denen er selbst behauptet, dass sie für den Erfolg von Tesla entscheidend sind, heißt es dort. Das Fachmagazin nennt Musks Verhalten deshalb auch "idiotisch" und "bizarr", zumal Elon Musk selbst einen guten Teil seiner Tesla-Aktien abgestoßen hat, um die Übernahme von Twitter im Jahr 2022 zu finanzieren.

Richterin stoppte Rekordpaket

Musk dürfte aber auch versuchen, Druck auf die Investoren aufzubauen. Musk wartet auf die Zustimmung der Anteilseigner zu seinem Vergütungspaket für 2018. Dieses hatte ursprünglich ein Volumen von 56 Milliarden US-Dollar. Ein Gericht in Delaware, dem offiziellen Firmensitz von Tesla, hat Musk seine Belohnung aber vorenthalten. Die Begründung: Die Summe sei "exzessiv" und "unergründlich" sowie unfair gegenüber den Tesla-Anlegern. Die Richterin kritisierte darüber hinaus den weitreichenden Einfluss von Musk auf die Vorstandsmitglieder von Tesla. Sie stellte fest, dass die Tesla-Vorstände aufgrund der "Superstar-Attraktivität" von Herrn Musk "vielleicht etwas blauäugig" waren und dem Paket voreilig zugestimmt hätten. Bei Elon Musk kam das Urteil erwartbar schlecht an. Er drohte daraufhin, den Firmensitz von Tesla von Delaware nach Texas zu verlegen, wo sich der Milliardär mehr Entgegenkommen der behördlichen Aufsicht erwartet.

Die Vorsitzende des Board of Directors, Robyn Denholm, warb in einem Brief um Zustimmung für das Milliardenpaket für Musk: "Elon hat in den letzten sechs Jahren kein Geld für seine Arbeit bei Tesla erhalten. Das erscheint uns und den vielen Aktionären, von denen wir bereits gehört haben, als grundlegend unfair", wie die BBC berichtet.

Chaostage bei Tesla

Unterdessen gehen die Kündigungen bei Tesla weiter, und Elon Musk scheint mit seinem Sparprogramm noch immer nicht fertig zu sein. Er selbst hat angekündigt, dass rund zehn Prozent der Angestellten gehen müssen, in Wirklichkeit dürfte die Zahl aber eher bei 20 Prozent liegen. Bloomberg berichtet mittlerweile von Chaos bei Tesla, es herrsche eine Stimmung wie in der koreanischen Serie Squid Game, wird ein Mitarbeiter zitiert. In der Serie spielen in Geldnot geratene Menschen Kinderspiele, wer verliert, stirbt. Andere vergleichen die Stimmung mit der Titanic. So wurde mit Joel Musial einer der Chefkonstrukteure gefeuert, der später bedauerte, dass er jetzt wohl das Streicherquartett versäume. Eine Anspielung auf die Filmszene, in der die Musiker noch spielen, als das Schiff längst dem Untergang geweiht ist.

In dem Bericht ist auch von einem der wenigen verbliebenen Mitarbeiter im Supercharger-Team die Rede, der im ständig wachsenden Arbeitspensum immer längere Dienste machte und die Arbeit der gekündigten Kollegen miterledigte. An seinem letzten Tag bei Tesla habe er Techniker eingeteilt und an den täglichen Besprechungen teilgenommen, bis um 22.45 Uhr der Zugang zu seinem Firmenlaptop gesperrt wurde. Um 23.01 Uhr wurde er gekündigt. (pez, 21.5.2024)