Schon länger sehen sich zahlreiche Volkswirtschaften mit einem akuten Arbeitskräftemangel konfrontiert. Eine der Branchen, die dieser gerade nach den Corona-Jahren besonders trifft, ist die Gastwirtschaft. Viele Hotels, Restaurants und andere Gastro-Betriebe suchen händeringend nach Personal.

Manche Betriebe versuchen mittlerweile, sich abseits von Stellenausschreibungen auch anders zu behelfen, und setzen auf Unterstützung durch Roboter. Etwa der Betreiber des Restaurants Parlato in Sorrent, der sein Servierpersonal nun von zwei Robotern unterstützen lässt, die Gäste an ihren Tisch führen und Speisen und Getränke bringen können. Die technische Aufrüstung birgt allerdings Risiken und könnte den Arbeitskräftemangel in der Branche womöglich verschärfen, zeigt eine Untersuchung des Carson College of Business der Washington State University.

Konsistente Angst

Befragt wurden dazu mehr als 620 Personen, die in der Gastwirtschaft tätig sind. Das Forscherteam interviewte sie über ihre Haltung zu Robotern und ihre berufliche Situation. Die Personalfluktuation im Gastro-Bereich gehört zu den höchsten abseits der Landwirtschaft, erklär Bamboo Chen, einer der führenden Autoren der Arbeit. Die Angst vor Robotern – insbesondere davor, dass sie Menschen den Arbeitsplatz wegnehmen – sorge für erhöhte Unsicherheit am Arbeitsplatz, steigere Stress und führe dazu, dass Beschäftigte eher ihren Job kündigen. Je fähiger und effizienter jemand die Roboter einstufte, desto höher war die Kündigungstendenz.

Ein Gastro-Roboter auf der Fähre MS Ostfriesland zwischen Emden und Borkum.
APA/dpa/Sina Schuldt

Der Einfluss dieser Angst zeigte sich noch stärker bei Menschen, die am Arbeitsplatz bereits Erfahrung mit Robotern gemacht haben. Die Ergebnisse sind laut Chen über die verschiedenen Sektoren hinweg konsistent, und die Auswirkungen betreffen sowohl einfache Mitarbeiter als auch Führungskräfte. "Firmen müssen dieses Problem ernst nehmen", so Chen. "Roboterangst hat reale Auswirkungen auf alle, egal in welcher Position oder welchem Bereich."

Mehr Aufklärung notwendig

Automatisierung sei dabei nicht prinzipiell schlecht. Roboter könnten helfen, Dienstleistungen zu verbessern, indem sie etwa monotone Arbeiten wie das Reinigen großer Mengen an Geschirr und Wäsche übernehmen. Wenn neue Roboter allerdings zu vermehrten Kündigungen führen, kann sich der Arbeitskräftemangel in der Gastwirtschaft noch weiter verschlimmern. In den USA war der Personalstand im April immer noch um 9,2 Prozent niedriger als im Februar 2020, bevor weitreichende Beschränkungen aufgrund der Covid-Pandemie Einzug hielten.

Arbeitgeber sollten ihren Angestellten bei Einführung neuer Technologien nicht nur deren Vorteile, sondern auch deren Grenzen kommunizieren und dabei die Rolle menschlicher Arbeitskräfte hervorheben, sagt Chen. "Man sollte darauf fokussieren, wie Menschen und Technologie gemeinsam arbeiten können." Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im International Journal of Contemporary Hospitality Management veröffentlicht. (gpi, 22.5.2024)