Es wächst zusammen, was zusammengehört: Julian Reichelts deutsches Portal Nius steigt beim österreichischen Exxpress ein. Die Vius SE hinter Nius übernimmt "zum Start einer Kooperation" 25 Prozent, teilen die Unternehmen am Mittwoch mit. Die inhaltliche Ausrichtungen der beiden Portale, das eine geprägt vom ehemaligen Bild-Chefredakteur Reichelt, das andere mitbegründet vom österreichischen Boulevardjournalisten Richard Schmitt, sind nahe verwandt.

Nun mit "Nius" an Bord: "Exxpress".
Exxpress Screenshot

Die große Mehrheit der Anteile liegt bei der österreichischen Unternehmerin Eva Schütz, die das Medium als Herausgeberin mit Schmitt gegründet hat. Schmitt und Schütz gaben vor wenigen Wochen bekannt, dass sie getrennte Wege gehen. Zum Jahreswechsel kappte der Exxpress das vorhandene Stammkapital um 1,1 Millionen Euro, um Verluste abzudecken.

Die Vius SE wird laut deutschen Medienberichten kontrolliert vom CDU-nahen Milliardär Frank Gotthardt.

Christian Opitz, Managing Director von Vius SE, nennt den Exxpress in einer Stellungnahme zu dem Deal als Medien-Start-up "in vielerlei Hinsicht einzigartig". Er spricht von Synergieeffekten, man werde den "Wachstumskurs" erfolgreich fortsetzen. In den vergangenen Monaten gingen die Nutzungszahlen laut ÖWA zurück, zuletzt publizierte das Portal dort keine Nutzungsdaten mehr.

Herausgeberin Eva Schütz freut sich nach eigenem Bekunden "außerordentlich" über den gelungenen Zusammenschluss. In einer Stellungnahme spricht sie von "für die Demokratie unerlässlichen Werten Meinungspluralismus und Medienvielfalt", die man mit dem "erfahrenen Team von Nius weiter vorantreiben" werde.

"Nius"-Kampagne gegen Föderl-Schmid

Das Portal Nius und Julian Reichelt trieben zu Jahresbeginn etwa eine Kampagne mit Vorwürfen gegen die stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung, Alexandra Föderl-Schmid, medial voran, die eine von der SZ unabhängige Expertenkommission erst vor wenigen Tagen als nicht stichhaltig einordnete.

Reichelt lässt zum Einstieg beim Exxpress etwa verlauten, beide Portale würden schreiben, "worüber andere schweigen". Er findet, der Exxpress habe einen "frischen Wind" in den österreichischen Medienmarkt gebracht, der "nicht nur dem Journalismus, sondern auch der politischen Debatte gut tut".

Der Exxpress fiel zuletzt etwa noch unter Schmitts Führung mit nicht gelöschten Morddrohungen in seinem Forum auf, davor etwa mit einer laut dem Betreiber erfundenen Schlägerei in einem Wiener Bad, mit affirmativen Interviews mit dem russischen Botschafter in Wien und mit einer antisemitischen Karikatur. Kobuk und der Falter warfen dem Exxpress in einer umfangreichen Recherche etwa die Übernahme russischer Propaganda-Narrative vor.

Nach Schmitts Abgang, kommuniziert Ende Jänner, sprach Schütz von einer redaktionellen Neupositionierung. Das Medium solle sich nun "thematisch breiter aufstellen".

Seit Wochen kursierende Gerüchte, Schmitt könnte bei Nius in Deutschland anheuern, wurden vor wenigen Wochen auf STANDARD-Anfrage dort verneint. (fid, 22.5.2024)