Monaco
Es ist angerichtet, die Formel 1 rast am Wochenende durch Monaco.
IMAGO/Eric Alonso

Am Sonntag ist es wieder so weit. Zum 70. Mal ist Monaco Teil des Formel-1-Kalenders (15 Uhr, live 0RF 1). Überholmanöver sind nahezu auszuschließen, spannend wird es trotzdem. Möglicherweise fällt die Entscheidung im Klassiker schon am Samstag im Qualifying. Da drängen sich einige Fragen auf.

Frage: Was ist das Spezielle an Monaco?

Antwort: Die Langsamkeit. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf dem 3,337 Kilometer langen Stadtkurs beträgt rund 150 km/h, die Renndistanz nur 78 Runden beziehungsweise 260,286 Kilometer. Der Brasilianer Nelson Piquet beschrieb den anachronistischen Grand Prix einmal so: "Formel 1 fahren in Monaco ist wie Hubschrauber fliegen im Wohnzimmer." Der Deutsche Haas-Pilot Nico Hülkenberg sagte nun im Vorfeld: "Monaco ist eine der ultimativen Herausforderungen, hat eine andere Intensität. Der Ruhepuls ist zehn Schläge höher als auf klassischen Rennstrecken, du bist permanent in diesem Leitplanken-Dschungel, schmust die ganze Zeit mit den Leitplanken. Das bringt Würze rein." Speziell war auch, dass bis 2022 am Donnerstag und am Samstag trainiert wurde, der Freitag frei war. Das wurde dem übrigen Kalender inzwischen angepasst. Fürst Albert überreicht ausschließlich in Monaco den Pokal. Die Zukunft des Klassikers ist übrigens ungewiss, der Vertrag mit den Formel-1-Machern endet 2025.

Frage: Wer ist Rekordsieger?

Antwort: Der Brasilianer Ayrton Senna war sechsmal erfolgreich. Auch zwei Österreicher trugen sich in die Siegerliste ein: Jochen Rindt 1970 im Lotus, Niki Lauda 1975 und 1976 im Ferrari. Max Verstappen gewann 2021 und im Vorjahr.

Frage: Gibt es eigentlich noch Eintrittskarten?

Antwort: Ja. Restkarten für Kurzentschlossene und finanziell Unabhängige sind erhältlich, ein Tribünenplatz fürs Rennen am Sonntag ist ab 900 Euro aufwärts zu haben. Verpflegung und Anreise im Privatjet natürlich exklusive.

Frage: Bekommt der dreifache Weltmeister Max Verstappen Probleme?

Antwort: Es ist wie in jedem Jahr, wenn die Formel 1 an die Côte d'Azur reist – Vorhersagen über das Kräfteverhältnis sind schwer zu treffen. Monaco, dieses Straßengewirr rund ums Hafenbecken, ist in jeder Hinsicht anders als die übrigen Rennstrecken, und so lassen sich nur begrenzte Schlüsse ziehen. In den vergangenen drei Wochen geschah aber geradezu Unerhörtes: Red Bull war nicht mehr unantastbar. In Miami schenkte der Brite Lando Norris McLaren den ersten Sieg seit drei Jahren, in Imola hetzte er Verstappen dann bis ins Ziel, nicht mal eine Sekunde fehlte am Ende zum zweiten Erfolg. Seit den umfangreichen Updates Anfang Mai stellt McLaren möglicherweise das stärkste Auto im Feld – und auch für die besonderen Herausforderungen in Monaco bringt das Traditionsteam umfangreiche Neuerungen. Ex-Weltmeister Nigel Mansell sieht gar "das momentan beste Auto im Feld". Das eigentliche Problem wird sich damit allerdings kaum lösen: Schon nach knapp einem Drittel der Saison ist Verstappen enteilt, der Vorsprung auf Norris beträgt 60 Punkte. Zudem brechen der Weltmeister und Red Bull ja keinesfalls ein, sie sind noch immer die Paarung, die es an den Wochenenden zu schlagen gilt. Norris selbst bleibt bescheiden: "Ich will nicht mit übersteigertem Selbstbewusstsein in die Rennen gehen, das ist nicht meine Art."

Frage: Charles Leclerc ist Monegasse, genießt er einen Heimvorteil?

Antwort: Kaum. Charles Leclerc muss das jedes Jahr aufs Neue erzählen: wie er als Kind mit dem Bus durch Monacos Straßen fuhr, wie er nun als Ferrari-Pilot durch dieselben Straßen fliegt und um seinen wertvollsten Sieg kämpft. Leider ist ihm dieser bisher nie geglückt, und so muss er mittlerweile auch immer häufiger über seinen ganz persönlichen Monaco-Fluch sprechen. Seit seinem Debüt im Jahr 2018 sah er in der Heimat erst zweimal die Zielflagge, mehr als ein vierter und ein sechster Platz kam dabei nicht heraus. 2022 war es besonders schmerzhaft, der eigentlich sichere Sieg rutschte ihm wegen eines Boxenstopp-Fehlers seiner Crew durch die Finger. Und so wird Leclerc auch in diesem Jahr wieder auf die Premiere hoffen, Ferrari gilt momentan aber bloß als dritte Kraft im Feld. Unmöglich ist ein Sieg für Leclerc natürlich nicht. Die Chancen für Mercedes sind übrigens noch geringer, darum kann sich aber Leclerc nichts kaufen .

Frage: Was ist nötig für den Sieg in Monaco?

Antwort: Der wichtigste Tag, da sind sich eigentlich alle einig, ist im Fürstentum nicht der Rennsonntag. Die Sieger werden meist schon am Samstag gemacht. Wer im Qualifying die Poleposition holt, hat alle Chancen, selbst wenn die Konkurrenz im Rennen schneller ist: Überholen ist hier kaum möglich. Besonders interessant könnte die Zeitenjagd auch deshalb werden, weil am Samstag ein durchaus relevantes Regenrisiko herrscht. Schafft es die Konkurrenz unter diesen Umständen, Verstappen den ersten Startplatz zu entreißen, endet nebenbei auch eine große Serie: Achtmal in Folge stand der Niederländer auf der Pole, das ist gemeinsamer Rekord mit dem großen Ayrton Senna, der das 1988/89 schaffte. Der Brasilianer wird gut 30 Jahre nach seinem Tod übrigens auch in Monaco präsent sein: McLaren geht in einer Speziallackierung an den Start, das typische Orange weicht für ein Wochenende den Farben Grün, Gelb und Blau – eine Hommage an Brasiliens Flagge und den Helm des großen Rennfahrers. (Christian Hackl, 24.5.2024)