Viele Jugendliche machen die Challenges in Anwesenheit von Freunden. In diesem Fall probierte es das Mädchen alleine zuhause.
AFP/ANTONIN UTZ

Sie nennt sich "Blackout Challenge" und wird gerade von Jugendlichen auf der Social-Media-Plattform Tiktok betrieben. Bei dieser Mutprobe würgt man sich selbst bis zur Ohnmacht. Für eine 13-Jährige in Deutschland endete diese "Challenge" jetzt mit dem Tod. Laut ersten Berichten soll sie sich dabei gefilmt haben.

Kein Fremdverschulden

Wie mehrere Lokalzeitungen im Landkreis Kassel berichten, fand der Vorfall bereits in der Nacht auf den 27. April statt. Die Eltern fanden ihre Tochter demnach bewusstlos in ihrem Zimmer. Ein rasch herbeigerufener Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen, berichtete etwa die Hessenschau am Donnerstag. Bei einer Untersuchung des Handys der Jugendlichen seien mehrere Videos gefunden worden, die "auf die 'Blackout Challenge'" hindeuten.

In den vergangenen Wochen wurde laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Kassel ein Todesermittlungsverfahren geführt. Ein Fremdverschulden konnte demnach nicht festgestellt werden. Weitere Details zur Todesursache wurde aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht bekanntgegeben.

Die Mutter des Mädchens gab dem Radiosender FFH am Donnerstag ein Interview. Darin warnte sie eindringlich vor Tiktok und den damit verbundenen Gefahren. Eltern, so die Mutter, sollten unbedingt mit ihren Kindern über diese Gefahren sprechen, um weitere Todesfälle zu verhindern.

Tiktok setzt Maßnahmen

Gefährliche Challenges dieser Art sind nicht neu und nicht auf Tiktok beschränkt, dennoch ist es vor allem die Videoplattform des chinesischen Betreibers Bytedance, der immer wieder im Zusammenhang mit lebensbedrohlichen Aktionen dieser Art in Verbindung gebracht wird. Unter dem Hashtag "Borax Zug" fingen im Juli 2023 Tiktoker an, Waschmittel zu trinken, weil sie behaupteten, es sei ein Wundermittel. Im September 2023 warnte eine deutsche Behörde vor einer zu dieser Zeit populären Mutprobe, bei der man einen Deospray inhalieren sollte, was bei mehreren Jugendlichen zu Herzversagen führte.

Tiktok selbst betont immer wieder, dass man sehr strikt gegen solche Challenges vorgeht. „Diese Besorgnis erregende ,Challenge', von der Menschen anscheinend aus anderen Quellen als TikTok erfahren haben, gibt es schon lange vor der Existenz unserer Plattform und war nie ein TikTok Trend. Wir bleiben wachsam in unserem Engagement für die Sicherheit der Nutzerinnen sowie Nutzer und entfernen entsprechende Inhalte sofort, wenn wir sie finden." erklärt eine TikTok Sprecherin dem STANDARD.

Außerdem wird darauf hingewiesen, dass es es die Blackout Challenge laut CDC-Bericht (aus dem Jahr 2008) bereits länger als Tiktok gibt. Man liefere zudem weder Suchergebnisse noch Hashtags im Zusammenhang mit dieser Challenge, das heißt wenn jemand etwa nach #Blacoutchallenge oder ähnlichem sucht, wird ihm eine Nachricht angezeigt, die ihn zum Sicherheitszentrum von Tiktok führt.

Tiktok lässt den STANDARD auch wissen, dass es mittlerweile ein Sicherheitszentrum mit einem eigenen Bereich für Online-Challenges gibt, der in Zusammenarbeit mit Expertinnen erstellt wurde. "Der Bereich gibt Community-Mitgliedern Ratschläge, was zu tun ist, wenn sie auf Challenges oder Mutproben stoßen, und enthält Ressourcen für Eltern, Erziehungsberechtigte und Pädagoginnen, wie sie ihre Teenager bei der Bewertung von Challenges anleiten können", wird uns mitgeteilt.

Zudem würde man die unabhängige Forschung "potenziell gefährlicher Online-Challenges und Hoaxes" unterstützen, sich regelmäßig mit Expertinnen und Experten in Sachen Risikoprävention unterhalten und regelmäßig die Warnhinweise auf der Plattform verbessern.

Kampf geht trotzdem weiter

Das sind alles positive Dinge, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollen. Dennoch bleibt die Skepsis, auch bei diversen europäischen Regierungen, dass diese Maßnahmen am Ende reichen. In Italien und anderen Ländern wird mittlerweile an Gesetzen gearbeitet, die das Mindestalter für Social-Media-Plattformen wie Tiktok anheben sollen. Die Hürden für solche Gesetze hat der STANDARD bereits versucht zu erklären. Dennoch ist klar, dass die Politik hier nicht weiter zusehen kann, vor allem nach Todesfällen wie diesem. Einfach wird es nicht. Bisherige Bemühungen, gegen diese gefährlichen Online-Challenges vorzugehen, etwa durch schwerere Strafen für die initialen Anstifter, waren nur bedingt erfolgreich. (red, 24.5.2024)