Graz - Für Wirbel hatte der im Oktober in Graz geplante Kongress "Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie" gesorgt: Im Zuge der Veranstaltung hätte auch Markus Hoffmann von der Gruppe "Wüstenstrom" zwei Workshops halten sollen. Die Gruppe hält Homosexualität für "veränderbar" durch Therapie. Montagabend haben nun die Veranstalter bekannt gegeben, dass Hoffmann nicht kommt.

Der Kongress wird von den Grazer Uni-Kliniken für Psychiatrie sowie für medizinische Psychologie und Psychotherapie veranstaltet und steht unter anderem unter dem Ehrenschutz von Landeshauptmann Franz Voves, Diözesanbischof Egon Kapellari und dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl.

Voves hatte am Montag ein Schreiben an die Veranstalter geschickt und erklärt, er werde alle Unterstützung zurückziehen, wenn die kritisierten Gruppen nicht von der Veranstaltung ausgeschlossen werden. Beim Ansuchen der Klinik im Vorjahr sei man davon ausgegangen, dass die "klare Haltung der SPÖ in Sachen Homosexualität bekannt ist und man bei dieser Veranstaltung daher derartigen Organisationen keinen Raum gibt" - was wiederum vom steirischen Verein "Rosalila PantherInnen" erfreut aufgenommen wurde.

Diskussion

Der Sprecher der Diözese Graz-Seckau erklärte der APA, Diözesanbischof Kapellari sehe keinen Grund, den Ehrenschutz zurückzulegen: "Es ist doch Sinn eines Kongresses, dass man verschiedene Meinungen präsentieren und diskutieren kann", erklärte der Sprecher. Religion bzw. Theologie und Psychiatrie hätten Jahrzehnte der Kontroversen hinter sich - ein Forum zu bieten, sei eine gute Sache.

Ähnlich klang es auch aus dem Büro von Bürgermeister Nagl: Die Veranstaltung sei vom interreligiösen Beirat der Stadt Graz für "sehr gut" befunden worden; außerdem seien Kongresse dazu da, Thesen aufzustellen, die widerlegt werden können, so ein Sprecher von Nagl. Die Grünen verlangten von allen Politikern die Zurücklegung des Ehrenschutzes.

Stellungnahme

Für die Organisatoren nahm Raphael M. Bonelli Montagabend Stellung: Man distanzierte sich "von jeglicher Form von Zwangstherapien oder sonstigen Diskriminierungen homosexuell empfindender Menschen", weise aber darauf hin, dass die Veranstaltung "Therapeutisches Arbeiten bei ichdystoner Sexualorientierung: pro und contra" sich nicht auf Homosexualität, sondern auf eine auch von der WHO definierte psychiatrische Störung beziehe. Gleichzeitig verwahre man sich gegen "ideologisch verzerrte Darstellungen". Hoffmann habe seine Einreichung zurückgenommen, "da ihm eine geordnete wissenschaftliche Diskussion nicht mehr möglich erschien". Seitens der Organisatoren verstehe man den Kongress als Forum des Austausches, der auch kontroversiell sein könne. In "geradezu grotesker Weise" sei unter 100 Einzelveranstaltungen gerade ein Beitrag ins Zentrum öffentlichen Interesses gestellt worden, bedauerte Bonelli. (APA)