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Gute Neujahrsvorsätze werden selten eingehalten.

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Wien - Rauchen aufgeben, mehr Sport betreiben, dem Chef endlich einmal die Meinung sagen oder eine Diät beginnen - Neujahrsvorsätze sind schnell gefasst und meist genauso schnell zum Scheitern verurteilt. "Der Mensch traut sich meist mehr zu, als er tatsächlich realisieren kann", erläuterte der Klagenfurter Psychotherapeut Franz Witzeling im APA-Gespräch. Die Motivation hält oft nur wenige Stunden oder Tage. Eine Gewohnheit aufzugeben gelingt nur bei realistischen Zielen und persönlichem Nutzen, sind sich Psychologen einig.

Eine Zeitenwende - so auch der Jahreswechsel - ist ein Punkt, wo es zu einer Standortbestimmung und Neuorientierung kommt, erklärte Witzeling. Der Mensch beginne dann verstärk darüber nachzudenken, wo er steht und wie es weiter gehen soll. Vorsätze sind eine Projektion der jetzigen Situation verbunden mit dem Wunsch, dass in Zukunft alles besser werden soll.

"Schlechtes Gewissen beruhigen"

"Oder man versucht schlichtweg in einem Bereich, in dem man ein Manko oder eine Schwäche hat, sein schlechtes Gewissen zu beruhigen", sagte der Wiener Gesundheitspsychologe Cornel Binder-Krieglstein zur APA. "Aus Erfahrung wissen wir, dass eine Verhaltensänderung z. B. das Rauchen aufgeben, am besten dann gelingt, wenn man den Entschluss von heute auf morgen fasst." Bleibt der Vorsatz aber auf der Stufe, lediglich sein schlechtes Gewissen beruhigen zu wollen, ist er zum Scheitern verurteilt.

Damit es nicht nur beim guten Vorsatz bleibt, ist es laut Binder-Krieglstein wichtig, sich realistische Ziele zu suchen. Zudem müsse man einen persönlichen Nutzen für sich ziehen können, z. B. das eigene Wohlbefinden zu steigern. Und letztendlich sei es auch sehr hilfreich, sich Verbündete zu suchen, sich mit Freunden oder Bekannten zu solidarisieren.

Auf Realisierbarkeit prüfen

Dass die meisten guten Vorsätze rasch auch wieder zum Scheitern verurteilt sind, liegt laut Witzeling daran, dass die "maßlose" Gesellschaft nicht das richtige Maß findet und sich mehr zutraut, als sie realisieren kann. Mit jedem neuen Jahr kommen immer wieder neue Vorsätze. "Man solidarisiert sich sozusagen mit anderen Gescheiterten und probiert es jedes Jahr aufs Neue", so der Psychotherapeut. Ganz anders sieht es aus, wenn dem guten Vorsatz "Schicksalsschläge" vorausgehen oder eine existenzielle Motivation dahinter steckt. Dann werden Vorhaben stärker auf Realisierbarkeit geprüft und leichter umgesetzt.

Ganz oben auf der Liste der häufigsten Neujahrsvorsätze stehen eine Diät anfangen, sich gesund ernähren, mehr Bewegung machen, mit dem Rauchen aufhören, mehr soziale Kontakte pflegen, berufliche Neuorientierung und eine Weiterbildung. "Wenn es ein ernstes Thema ist, sollte man die Motivation des Jahreswechsels nutzen und sich fachlichen Input z. B. von Ernährungsberatern oder Gesundheitspsychologen holen", betonte Binder-Krieglstein. (APA)