Mit einem klonierten Beutelwolf wird es wohl nichts. Aber ein paar Gene haben immerhin überlebt.

Foto: Tasmanian Museum and Art Gallery
Melbourne - "Benjamin" hieß angeblich der Letzte seiner Art. Das ist aber ebenso umstritten wie das Geschlecht des Tiers. Fest steht nur, dass mit dem Tod des Vierbeiners an einem Septembertag 1936 im Beaumaris-Zoo von Hobart der letzte Tasmanische Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus) verendete und damit der bis dahin größte Raubsäuger Ozeaniens ausgestorben ist.

Ob es eine Krankheit war, die bereits einige Jahrzehnte vorher die Bestände des Beutelwolfs (wegen seiner Streifen auch Tasmanischer Tiger genannt) entscheidend dezimiert hatte oder doch die rücksichtslose Jagd der Siedler, wird sich nicht mehr klären lassen.

So ganz hat man auf der Insel südlich von Australien die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, dass Benjamin doch nicht der Letzte seiner Art war. Die tasmanische Regierung ließ beispielsweise 1966 ein 647.000 Hektar großes Schutzgebiet für den Fall einrichten, dass Tiere in Rückzugsgebieten überlebt haben könnten. Und alle paar Jahre wieder kommt es zu angeblichen Sichtungen des Tiers, die sich indes allesamt nicht verifizieren ließen. Das würde sich freilich auszahlen: Dem Finder bzw. Fänger eines lebenden Beutelwolfs winkt eine Prämie von 1,75 Millionen US-Dollar.

Seit dem Jahr 1999 versucht man es mit einer anderen Methode. Forscher hatten einem in Alkohol eingelegten Embryo DNA entnommen und bemühten sich, daraus einen Tasmanischen Tiger zu klonen. Das sollte sich bis jetzt als allzu kompliziert erweisen, zumal sich zu wenig Erbsubstanz erhalten hat.

Nun hat man immerhin einen kleinen Teilerfolg erzielt: Einem internationalen Forscherteam gelang es, das Col2a1-Gen aus der erhaltenen DNA eines Beutelwolfs einem Mäuseembryo einzupflanzen. Dieses Gen war beim ausgestorbenen Tier für das Knorpel- und Knochenwachstum zuständig - und zeigte ebendiese Funktion auch in der Maus, wie die Forscher heute in der freien Online-Zeitschrift PLoS ONE berichten.

Was das Ganze bringen soll? Die neue Methode soll auch bei ausgestorbenen Tieren einen Zugang zur genetischen Biodiversität eröffnen, so die Forscher aus Australien und Texas. Für einen ganzen lebenden Beutelwolf wird man aber weiterhin auf ein Wunder hoffen müssen. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. 5. 2008)