Nairobi - Die Polizei in Kenia hat möglicherweise eine
Schlüsselfigur des Völkermordes in Ruanda verhaftet. Mit Hilfe von
DNA-Tests wollen Ermittler nun herausfinden, ob es sich bei dem
Verdächtigen tatsächlich um den Geschäftsmann Felicien Kabuga
handelt. Er soll die Massaker in dem Kleinstaat Ruanda im Jahr 1994
maßgeblich unterstützt haben, wie der britische Sender BBC am Samstag
berichtete. Damals verübten fanatisierte Hutus Massenmorde an
Angehörigen der Tutsi-Minderheit und an gemäßigten Hutus. Dem Genozid
fielen binnen 100 Tagen zwischen 800.000 und einer Million Menschen
zum Opfer.
Kopfgeld
Der Mann wurde bereits am Freitag in Nairobi festgenommen. Er
selbst behauptet nach lokalen Medienberichten, ein Dozent an der
Universität von Nairobi zu sein. Kabuga, auf den ein Kopfgeld in Höhe
von fünf Millionen US-Dollar (etwa 3,2 Millionen Euro) ausgesetzt
worden war, hat geschäftliche Kontakte und Eigentum in Kenia. Das
UNO-Tribunal zur Aufarbeitung des Völkermords in Ruanda (ICTR) hatte
Kenia gedrängt, den Geschäftsmann festzunehmen. Sein Eigentum war
nach einem Gerichtsurteil vor kurzem beschlagnahmt worden.
Kabuga war Direktor des ruandischen Propagandasenders "Mille
Collines", der zum Mord an den Tutsis aufgerufen hatte. Nach dem
Machtwechsel reiste Kabuga über den Nachbarstaat Zaire mit seiner
Familie in die Schweiz ein, die ihn jedoch später des Landes verwies. (APA/dpa)